Mit dem Regen kommen die Schnecken und leider wird "I Come with the Rain" im entsprechenden Schneckentempo vorgetragen. Das wäre noch nicht so tragisch, doch Regisseur Tran Anh Hung bemüht sich erst gar nicht, dem Ganzen einen Anreiz zu liefern, um der Geschichte mit erhöhter Aufmerksamkeit folgen zu wollen.
Cop Kline (Josh Hartnett) hat soeben einen lang gesuchten Serienkiller zur Strecke gebracht und muss danach seinen Dienst quittieren. Als Privatermittler erhält er von einem Wirtschaftsmogul den Auftrag, dessen verschwundenen Sohn aufzuspüren. In Hongkong angekommen führt ihn die Spur zum Gangster Su und seine drogenabhängige Freundin Lili und schon bald sieht sich Kline mit den Dämonen der Vergangenheit erneut konfrontiert...
Hätte sich die Erzählung besser ausschließlich um die Ergreifung des Serienkillers konzentriert, wäre es womöglich ein grandioser Streifen geworden, denn während dieser Szenen zwischen Kline und Killer Hasford kommt es zu einigen spannenden Momenten wie bereits der Einstieg veranschaulicht. Besonders makaber sind dabei die Staturen ausgefallen, welche der Peiniger aus menschlichen Körperteilen zusammenbastelte und die ein echtes Alptraumpotential aufweisen.
Nur leider spielt der überwiegende Teil der Handlung in Hongkong und auch wenn nichts gegen die Optik und noch weniger gegen die gelungene Sounduntermalung spricht, so verliert sich die Chose rasch in viele Nebenhandlungsstränge und völlig redundante Momente.
So wird beispielsweise ein sympathischer Polizist in Hongkong gelungen etabliert, nur um kurze Zeit später ohne ersichtlichen Grund komplett aus der Handlung gestrichen zu werden.
Der Zugang zu den Figuren scheint nahezu unmöglich, da die sprunghafte Erzählweise und die viele Symbolik mit zahlreichen Metaphern zu viel Raum einnehmen, während die Ermittlungen des Detektivs gegen Ende beinahe im Sande verlaufen. Stattdessen gibt es eine Variante der Erlösergeschichte und eine unbefriedigende Pointe, wenn man überhaupt von einer solchen sprechen kann.
Auffällig ist nebenher noch die kurze, jedoch oft heftige Darstellung von Gewalt, die eine FSK16 arg infrage stellt, zumal die Bilder einige Male dem reinen Selbstzweck dienen.
Es gibt diverse blutige Einschüsse, einen tiefen Biss, einige Schnittwunden, die Bearbeitung mit einem Baseballschläger und die völlig unnötige Szene, in der ein Landstreicher mit seinem eigenen erschlagenen Hund malträtiert wird. Innerhalb der ansonsten ruhigen Erzählweise wirken solche Momente durchaus heftig, doch den Unterhaltungswert kurbeln sie damit nicht an.
Dieser kann lediglich auf die gelungene Optik und den durchweg stimmigen Soundtrack bezogen werden, der Rest ist durcheinander gewürfelter Symbolikmumpitz ohne Nährwert.
Hartnett agiert zwar grundsolide, alle anderen auch, doch die eigentliche Geschichte interessiert spätestens ab Mitte keine Sau mehr, den Regisseur wahrscheinlich auch nicht.
Außer den makaberen Skulpturen wird da auf Dauer rein gar nichts hängen bleiben.
3,5 von 10