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Ja, wo soll man anfangen. Der Abend sollte ein gemütlicher Blu-Ray Abend werden. Nur leider habe ich mich wohl einmal mehr im Film vergriffen.

'I come with the rain' beginnt recht ansprechend mit der Jagd des Polizisten Kline (Josh Hartnett) auf den Serienkiller Hasford (Elias Koteas), welcher den jungen Cop an den Rande des Wahnsinns treibt. Selbst die Ermordung des Serienkillers und damit das Ende des Falls, welcher zwei Jahre das Leben des Cops ausfüllte, lässt ihn nicht in den Tiefen seiner zerrütteten Psyche Frieden finden. Kline quittiert den Dienst und schlägt sich mehr schlecht als recht fortan als Privatdetektiv durch. Als er von einem mächtigen Wirtschaftsboss angeheuert wird um dessen verschwundenen Sohn auf den Philippinen aufzusuchen, verschlägt es ihn letztendlich nach Hong Kong, wo er gefangen zwischen gut und böse, in die Mitte eines Krieges zwischen der Mafia und der Polizei gerät...

Interessant klingt das alles sicher. Nur hapert es an der Ausführung an allen Ecken und Enden. Der vietnamesische Regisseur Tran Anh Hung versteht es den Zuschauer in eine dreckige, sterile und kompromisslose Welt zu entführen, in der die Liebe nur ein Wort ist und Gewalt die einzige Lösung für einen Konflikt zu sein scheint. Dabei gelingt es ihm vorallem atmosphärisch die vorwiegend düsteren und kühlen Bilder mit sehr viel Stil auszufüllen. Auch die restliche Grundstimmung des Filmes basiert vor allem auf einem äußerst negativen und fast schon depressiv anmutenden Weltbild, das bei so manchem Zuschauer für Unbehagen sorgen wird.

Nur können die zugegebenermaßen schönen Bilder des Films nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Plot sehr ideenlos daherkommt und mit fortlaufender Dauer die Frage aufkommt, was der Film den Zuschauer nun eigentlich vermitteln möchte. Denn Betroffenheit gegenüber den Figuren des Films machte sich nicht in mir breit, da die gähnende Langweile, welche die Story umgibt nach einer Weile jegliches Interesse am Plot neutralisiert und offensichtlich wird, dass selbst ein spannendes Finale den Film wohl nicht mehr aus dem Mittelmaß retten kann. Und nicht einmal das wird einem beschert.

Religiöse Symbolik und Zitate eingehüllt in die Abgründe dieser Welt, reichen nunmal nicht alleine aus um einen ansprechenden, abendfüllenden und tiefgründigen Thriller auf die Leinwand zu zaubern. Auch verstrickt sich der Film in Belanglosigkeiten, wie die Wunderheilungen des jungen Shitao (Takuya Kimura), die meinesachtens nach sehr deplaziert wirken. Auch die kaum nachzuvollziehende Dreiecksliebesgeschichte zwischen der nervigen Lili (Yen-Ken Tra-Nu), Su Dongpo (Lee Byung-Hun) und Shitao fällt eher negativ auf.

Darstellerisch kann man 'I come with the rain' attestieren, dass die Vielzahl der Darsteller ihre Rollen sehr gut ausgefüllt haben. Auch sehr löblich, dass sich Hollywood-Schönling Josh Hartnett seit einigen Jahren deutlich vom Mainstream-Kino abseilt und sich mehr dem  Independent-Film hinwendet, als würde er vergessen machen wollen, dass er jemals in Filmen wie '40 Tage, 40 Nächte' und der lahmen Kriegsschnulze 'Pearl Harbor' mitwirkte. Soviel Mut sei gewürdigt, zumal ihm dies auch schauspielerische und künsterische Freiheit verschafft und zeigt, dass es ihm um die Schauspielerei geht und nicht einzig und allein ums Geld. Er füllt die Rolle des gebrochenen Cops Kline weitgehend souverän aus. Mir persönlich hat Lee Byung-Hung in der Rolle des kriminellen und kompromisslosen Su Dongpo am besten gefallen. Er verleiht der Figur Profil und zeigt auch hinter aller Grausamkeit, die von seinem Charakter ausgeht menschliche Wärme. Dies ist hauptsächlich zu erkennen in den Szenen mit der eher nervigen und untalentierten Yen-Ken Tran-Nu, welche ihre Figur eher störend in die Geschichte einbringt. Von emotionalem Zauber kann man bei 'I come with the rain' kaum sprechen, da gerade die so wichtige weibliche Protagonistin schauspielerisch zu unbegabt erscheint und damit auch das Interesse an ihren Liebschaften zu den zwei Männern völlig krankt bis ausbleibt. Elias Koteas ist gewohnt gut in der Rolle des Killers, den er ja auch im viel umjubelten 'Shutter Island' mimen durfte. Auch Shawn Yuw weiss in der Rolle des chinesischen Cops zu gefallen.

Letztendlich ist der Film nichts halbes und nichts ganzes. Der Film weiss selber nicht auf was er eigentlich hinaus will und genau diese Tatsache wird spätestens ab der Hälfte des Filmes deutlich. Dies versucht er zwar mir expliziten Gewaltdarstellungen zu kaschieren, die ein 'Keine Jugendfreigabe' - Rating von Seiten der FSK gerechtfertigt hätten, nur wirkt dies allerdings auch nur wie ein uninspirierter Griff ins Klo. Was bleibt ist ein fader Beigeschmack, denn Potenzial hat der Film definitiv, nur wurden kaum Möglichkeiten ausgeschöpft um den Film über die gesamte Laufzeit unterhaltsam zu machen.

Ein Film den man schnell wieder vergessen hat.

Deswegen wäre der treffende Filmtitel nicht 'I come with the rain' gewesen, sondern 'I go with the snow'. ;-)

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