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Wer im B-Action-Bereich ruhig mal etwas Abwechslung vertragen kann, wird mit „Coyote Run“ bestens bedient, geht Regisseur Shimon Dotan („The Finest Hour“, „Diamond Dogs“) doch nach Möglichkeit allen Genrekonventionen aus dem Weg und liefert einen ziemlich kuriosen Streifen ab, der zwar seine offensichtlichen Probleme hat, dabei seinen sympathischen Charakter jedoch nur selten verliert.

Ausnahmsweise macht auch Michael Paré („Streets of Fire“, „Lunarcop“) als versoffener, verschwitzter und unrasierter Hilfssheriff Pershing Quinn, der mitten im Wald in einem Wohnwagen haust, mal eine richtig gute Figur, die man im Verlauf des Films durchaus lieb gewinnt. Als in sein idyllisches Kaff der Gangster Clifton Santier (Peter Greene, „Pulp Fiction“, „The Mask“) einfällt, um ein paar Kollegen umzunieten, setzt ihm Pershing gleich hinterher. Denn beide kennen sich noch aus gemeinsamen (und besseren) Söldnerzeiten in Südafrika und haben offenbar noch ein Hühnchen miteinander zu rupfen...

Leider fehlt „Coyote Run“ dabei lange Zeit ein roter Faden, an dem man sich als Zuschauer entlanghangeln kann. So wird man zunächst lange im Dunkeln gelassen, worum es hier eigentlich geht. Die Dramaturgie fällt knapp aus, der Plot zerfasert zusehends und nimmt dann willkürliche Wendungen. Die sogenannte Handlung verpasst leider viele Möglichkeiten und zieht das Geschehen auch deutlich runter.
Eigentlich schade, wo doch sonst deutlich mehr Potential in dem Film schlummert. Denn „Coyote Run“ nimmt sich zunächst einmal keineswegs ernst. Ganz im Gegenteil, der Humor und Pershings Sprüche fallen für so eine Produktion ein ums andere Mal positiv auf und auch sein Doppeldecker fliegender Sidekick ist ein echte Unikat.

Leider überfrachten die Macher ihren Film mit zu vielen skurrilen Figuren, wohl um an kultige Räuberpistolen zu gemahnen ohne deren Qualitäten jemals zuerreichen. Der ein oder andere Auftritt macht anfangs noch Laune, mit der Zeit trampeln die eigenartigen Gestalten und Psychopathen aber öfter auf den Nerven herum, so dass eingestreute Actionszenen und solide Dialoge schon für Abwechslung sorgen müssen. Denn irgendwann möchte man den wankenden Motivationen und nicht nachvollziehbaren Entscheidungen der Charaktere einfach nicht mehr folgen.

Die Actionszenen steigern sich mit zunehmender Spieldauer in Punkto Inszenierung, Ausdauer und Gewaltdarstellung, können dabei mit artgrecht umgesetzten Gunplay der blutigen Sorte und ein paar hübschen Kalibern auf sich aufmerksam machen. Vor allem das Finale in der zur Scheune umfunktionierten Kapelle hat es noch einmal in sich.

Sowieso sollte man Shimon Dotan keinen großen Vorwurf machen, denn seine spritzige Regie ist eine der Pluspunkte von „Coyote Run“, wohingegen das schwächelnde Drehbuch ohne Drive und Pepp den Zuschauer fließig mit Fragezeichen bewirft, auf dass er endlich kapitulieren möge und sich nicht mehr fragt, was das nun alles soll. Die Story macht in sich zwar Sinn, hat nur leider überhaupt keine Spannung zu bieten und entschuldigt sich mit ein bis zwei überraschenden Wendungen, die dann aber auch schon wieder selbstironisch gemeint sind.

Zunächst die ländlichen Kulissen bei Tag und später die düstere, verregnete Großstadt bei Nacht mitsamt ihren ungemütlichen Locations passen so konstratreich gut ins Bild, so dass auch von dieser Seite kaum Klagen kommen können. Allenfalls der Friedhof wird am Schluss verschenkt, weil das Drehbuch den Zuschauer um einen zünftigen Shootout zwischen den Grabstein betrügt und sich für eine reichlich abgedrehte Variante entscheidet, um den Showdown noch hinauszuzögern und die beiden Kumpel von einst nochmal Zwiesprache halt zu lassen.


Fazit:
Zumindest gesehen sollte man als Genrefan „Coyote Run“ schon einmal, weil er sich nie in eine Schublade packen lässt. Die spielfreudigen Darsteller, allen voran Paré, geben ihr Bestes, Dotans souveräne Inszenierung trägt ihren Teil dazu bei, so dass sich die Actionszenen sehen lassen können, und der Humor geht ebenso klar, zumal der Film sich beizeiten auch gern selbst auf die Schippe nimmt. Im Weg steht dabei jedoch ein furchtbar unstrukturiertes, schlampiges Drehbuch, das eine einigermaßen vernünftige Handlung vermissen lässt und mit zu vielen seltsamen Gestalten die Geduld seines Publikums malträtiert. Ganz nett und sicherlich kein Reinfall, aber leider ohne ein ansprechendes Skript, das die tollen Ideen der Macher auch zu einem fetzigen B-Movie vereint.

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