Jonas Hämmerle spielt den kleinen Wikingerjungen Wickie, der sehr zum Ärger seines Vaters, gespielt von Waldemar Kobus, im Gegensatz zu den übrigen, starken, unerschrockenen und nicht allzu cleveren Wikingern eher zurückhaltend, ängstlich, dafür aber sehr intelligent ist. Als der schreckliche Sven, gespielt von Günther Kaufmann, alle Kinder des Dorfes bis auf Wickie entführen lässt, können sich die starken Männer jedoch glücklich schätzen, dass sie den schlauen Wikingerjungen bei der Befreiungsaktion mit auf ihrer Seite haben.
Nach "Der Schuh des Manitu" und "Traumschiff Surprise" war Michael Bully Herbig einer der erfolgreichsten deutschen Filmemacher und auch "Lissi und der wilde Kaiser" war zumindest ein kommerzieller Erfolg, auch wenn er ansonsten hinter allen Erwartungen zurückblieb. Seit der Ankündigung des neusten Projekts Herbigs "Wickie und die starken Männer" wurde die Werbetrommel aufs Heftigste gerührt, angefangen bei der Casting-Show auf Prosieben, bis hin zu den zahlreichen Vorberichten in den Medien. Da das Projekt von mehreren Filminstituten unterstützt worden war und ein potentielles Aushängeschild des deutschen Films werden sollte, waren die Kritiken vor allem in den Printmedien sehr gut; zu gut. Kurz um: Ganze Familien wurden durch den ganzen Wirbel um Herbigs neustes Werk förmlich in die Kinos gezwungen.
Und im Grunde funktioniert "Wickie und die starken Männer", wenn auch nur bedingt, sicherlich als Unterhaltung für die ganze Familie, wobei die erwachsenen Zuschauer, anders als bei Herbigs besten Filmen "Der Schuh des Manitu" und "Traumschiff Surprise" diesmal eher ausgeschlossen werden, denn "Wickie" ist unterm Strich zu kindgerecht geworden.
So hat Herbig diesmal im Grunde keine Parodie geliefert, wie es bei seinen vorangegangenen Werken noch der Fall war, vielmehr ist "Wickie" eine Hommage, eine Verneigung vor der Zeichentrickserie, die in den 70ern im ZDF zu sehen war. Daher landet Herbig hier überhaupt keine Seitenhiebe auf die Serie, er parodiert im Grunde zu keinem Zeitpunkt, vielmehr greift er das Konzept auf und verwendet es für seinen Film.
Und den Kleinen wird der Film so sicherlich hervorragend gefallen. Da hätten wir nämlich sympathische Charaktere und einen kleinen Helden, der als Identifikationsfigur durchaus funktioniert, einen fiesen Bösewicht und einen Plot, der zahlreiche Versatzstücke der Serie, sowie des Fantasy- und Abenteuer-Genres aufgreift. Ob Verfolgungsjagden auf hoher See, der finale Kampf der Wikinger, der versteckte Schatz, eine kleine, sympathische Liebesgeschichte, oder das arg naive Happy End: wirklich alles, was der Zielgruppe gefallen dürfte, ist vorhanden.
Der ohnehin schon recht infantile Herbig-Humor passt so ebenfalls ausgezeichnet ins Grundkonzept und, auch wenn das Repertoire an Gags recht schnell ausgeschöpft ist und sich viele daher wiederholen, bzw. sehr kalkulierbar daherkommen, kann der Humor vor allem für die Kleinen Zuschauer ganz klar auf der Haben-Seite verbucht werden. Hinzu kommen darüber hinaus einige, versiert in Szene gesetzten Kamerafahrten, die die hervorragend ausgewählten Kulissen durchaus gelungen einfangen sowie die hervorragende Ausstattung, die sehr sehenswert ausfällt. Hier und da verwendet Herbig sogar Spezial-Effekte, die für eine deutsche Produktion gar nicht mal so schlecht aussehen.
Die Darsteller sind durchweg stimmig besetzt. Jonas Hämmerle ist in der Wickie-Rolle durchaus überzeugend und vor allem sehr sympathisch, die frisch gecasteten Wikinger füllen die, aus der Serie vorgegebenen Rollen durchaus gelungen aus und Günther Kaufmann weiß ebenfalls, wie gewohnt, voll und ganz zu überzeugen. Darüber hinaus gibt es noch ein paar bekanntere Gesichter zu sehen, etwa Jürgen Vogel, Herbert Feuerstein und Christoph Maria Herbst, die meistens ebenfalls ein paar Lacher auf ihrem Konto verbuchen können, wobei sich Herbig die von ihm besetzte Nebenrolle ruhig hätte schenken können, da er sehr deplatziert in seinem eigenen Film wirkt.
Während die Kleinen also durchaus Spaß an Herbigs Film haben werden, bleibt für die erwachsenen Zuschauer solide, durchschnittliche Unterhaltung, aber nicht mehr; zu naiv ist die Handlung, zu kindgerecht die Machart, zu kalkulierbar das Konzept, zu wenige echte Lacher für die erwachsene Zielgruppe sind vorhanden. Unterhaltsam ist "Wickie" dennoch durchgehend, was angesichts der enorm kurzen Laufzeit auch ein Kinderspiel sein sollte, so ist das sympathische Werk sehr flüssig erzählt, sodass es mit seiner liebenswerten Art durchgehend punktet, wobei nebenbei auch Erinnerungen an die Serie geweckt werden, die viele Zuschauer in ihrer Kindheit gesehen haben dürften. Bleibt dennoch zu hoffen, dass Herbig, der hier als Regisseur ordentliche Arbeit leistet, das nächste Mal versucht, die erwachsene Zielgruppe nicht so stark auszuschließen.
Fazit:
"Wickie" ist ein Kinderfilm, der den erwachsenen Zuschauer, anders als die übrigen Herbig-Filme, mitunter vernachlässigt. So ist die Story sehr kalkulierbar, die Machart sehr kindgerecht und der Humor mitunter recht naiv. Dennoch unterhält die sympathische Hommage durchgehend und ist als Unterhaltung für die ganze Familie durchaus auf solidem Niveau, auch wenn man sich im Vorhinein durchaus mehr hätte erwarten können.
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