„Die Frau des Zeitreisenden.“
Keine Frage, Potenzial ist hier eindeutig vorhanden und gerade in den ersten 10 Minuten, dieser zweiteiligen Anime-OVA, wurde ich überrascht, denn mit einem Zeitsprung-Anime habe ich hier beim besten Willen nicht gerechnet. Doch leider funktioniert dieser Anime nicht so richtig und das hat einfach mehrere kleine, aber auch ein paar große Gründe. Zum Einen sollte man sich stets vor Augen halten, mit was für einem Anime es hier zu tun hat. Natsuiro no Sunadokei ist ein reinrassiger Romance Anime, mit besagter Zeitgeschichte, der auf einer Visual Novel basiert. Den giftigsten Apfel, den man einem Romance-Anime anbieten kann, ist die fehlende Glaubwürdigkeit und von der ist dieser Anime leider befallen. Das große Problem hier ist, dass diese kurze OVA-Serie auf der Romantik-Basis eine völlig inakzeptable Route einschlägt, die dem Anime schon frühzeitig das Genick bricht. Allerdings erlebt man so etwas sogar in den „besten“ Romance-Serien. Aber durch den völlig falschen Weg, den dieser Anime geht, springt zu keiner Minute ein mitfühlender Romantik-Funke über. Besonders der Hauptcharakter Koutaru ist eine derart eindimensionale Figur, dass ich permanent den Eindruck bekam, dass er weniger Rückgrat als eine Made im Speck hat. Besonders wenn es mit den ganzen Zeitsprüngen losgeht, wirkt er viel zu schnell gefasst, so als ob solche Zeitsprünge all gegenwärtig wären. Klar, 2 OVAs sind einfach zu wenig, um ihn mit dem ganzen Zeit-Szenario vertraut zu machen, aber dennoch kann man einer Figur nicht derart aalglatt ausstatten. Auch beim Nebencast gibt es kaum eine Figur, die wirklich erwähnenswert ist. Wir haben die typische Kindheitsfreundin vom Hauptcharakter, die zwar super sympathisch ist, aber dennoch reine Fließbandware verkörpert. Wir haben die Person, in die unser Hauptcharakter unsterblich verliebt ist und natürlich ist auch diese Figur wieder negativ geprägt von einem strengen Vater (auf den man ebenfalls viel mehr hätte eingehen müssen). Dann haben wir noch die Zeit reisende Polizisten, die unseren Hauptcharakter stets bewacht. Beinahe eine 1:1 Kopie von Karin aus DNA². Achja ebenfalls noch mit von der Partie ist eine vollbusige Lehrerin, die zwar stets in die Geschichte hinein gebaut wird, aber leider zu keiner Minute für das Voranschreiten der Geschichte verantwortlich ist, wodurch diese Figur die absolute Wegwerf-Ware darstellt. Auch auf der Animationsbasis darf man hier keine goldene Augenweide erwarten. Ich empfand den Zeichenstil sogar für 2004er Verhältnisse für extrem schwach und lieblos. Wir bekommen hier teilweise Standbilder der untersten Kategorie geboten. Damit meine ich jetzt keine lieblosen Hintergrundzeichnungen (die sind mittelmäßige Standardware), sondern bspw. ein 1:1 Gespräch zwischen unserem Hauptcharakter und einer Lehrerin. Man hört bei dieser Szene, wie jemand mit einem Kugelschreiber klappert. Doch keine der beiden Figuren bewegen sich. Erst beim nächsten Schnitt bewegen sich die Figuren wieder normal und man bekommt schnell vor Augen geführt, dass die Lehrerin mit dem Kugelschreiber am Tisch klappert. Und so ähnlich verhält es sich auch die Synchronisationsarbeit. Zwar fällt es hier nicht ganz so extrem auf, aber dennoch sollten vermeidliche Synchronisationsfehler, wie bspw. die fehlende Lippensynchronisation, vermieden werden. Warum Natsuiro no Sunadokei letzten Endes dann doch noch ein mittelmäßiger Anime für mich ist, war die beschrieben Zeitgeschichte, die zumindest phasenweise für nette Ideen und ein bisschen Spannung sorgt. Das wars dann leider auch schon.
Ich wage es nicht mal, Steins;Gate mit diesem Anime zu vergleichen. Und jeder, der Steins;Gate gesehen hat und beim Thema Zeitreisen nun überall hellhörig wird, sollte diesen Anime mit Vorsicht genießen. Er ist keine totale Zeitverschwendung (welch ein Wortspiel), aber sowohl von der Story, als auch vom Optischen kein sonderlicher Brüller.
Fazit
Ärgerlich. Natsuiro no Sunadokei hat wirklich enorm viel Potenzial im Gepäck, nutzt Dieses aber leider kaum. Blasse Charaktere, löchriges Drehbuch, grauenvolle Optik und eine völlig falsch entwickelnde Story macht diesen Anime zu einem eher enttäuschenden Vergnügen. Aber so fair muss man sein : Es gibt unzählige Animes, gerade in der Kurz-OVA-Schublade, die deutlich schlimmer sind. Von daher : Gnade vor Recht!
Der Anime bekommt 5 von 10 vergurkte Sprünge vom 10-Meter Brett.
5/10