Review

VORSICHT: SPOILER!

Wieder zwei Stunden Langeweile mit einem Möchtegern-Gangsterinnen-Film, voller halbgarer, missverstandener Klischees. LB startet gleich auf der DVD-Box mit einem Schnellfeuergewehr am Frauenrücken und hängt sich deutlich das Etikett "toughe Profi-Gangsterinnen mischen den Macho-Mob auf" um, zudem wird noch ständig das Profikiller-Drama "Le Samourai" zitiert, was viel verspricht - aber LB ignoriert all das gleich, um sich möglichst tief in den Versuch eines "komplexen Beziehungsdramas" zu stürzen. Was in einem ziemlich unschönen "Absturz" endet.

Es geht sowieso schon los mit dem Bild AUF der Box, das nicht aus dem Film IN der Box stammt. Nichts dergleichen. Sowieso sind die Damen eher zart besaitet und zaghaft im Waffengebrauch. Und statt Frauenpower drängt sich gleich die innige Kumpel-Beziehung der zwei "gefühllosen" Gangster Felix und "Babyface" Gabriel in den Vordergrund. Gähn! Allen Beteuerungen zum Trotz spielen also doch wieder Kerle die Hauptrollen. Die zwei Supermachos dürfen immer wieder knuddeln und sich ihre Liebe beteuern, als wären wir in "22 Jump Street". Um sich ihres Machotums zu versichern, killen sie dann aber gleich wieder wen, verstümmeln usw. - trotzdem ist Gabriel der sympathische Held, in den sich Aurora sofort verliebt (und umgekehrt!), gleich nach dem ersten wortlosen Sex – klar, davon träumt jeder nerdige Drehbuchautor, sollte aber schlau genug sein, solchen Quatsch im stillen Kämmerlein zu belassen. Okay, Hirn rausgefickt, schon entdeckt Gabriel gleich sein Gewissen und killt fortan nur noch die Bad Guys – bis auf seinen besten Kumpel natürlich. Der darf sich selbst per Schuss ins Kinn das Hirn rausblasen (tödlicher Kinnschuss – don't try it at home! Würde nämlich nicht funktionieren.).

So viel Charakter"tiefe" (Ironie!) wird den vier Frauen leider
nicht zugestanden; wir werden im Unklaren über ihre Beziehungen gelassen, eine Vorgeschichte fehlt, so dass die behaupteten "innigen" Bindungen völlig unglaubwürdig scheinen; dazu die ständigen abrupten Kleider- und Ortswechsel und neu aufpoppenden Handlungsstränge: die erste Stunde konnte ich  all das kaum auseinanderhalten, bzw. den Sinn ihrer Handlungen verstehen. Bzw. nicht, was sie "handeln", sondern was den Frauen WIDERFÄHRT, denn, wie in schlechten Skripts üblich, die nicht darstellen, sondern nur irgendwas behaupten, erscheinen die Frauen bei zunehmender Filmdauer keineswegs mehr selbstbestimmt, machtvoll oder irgendwie emanzipiert, sondern trudeln planlos und passiv durchs (frauenfeindliche) Drehbuch. [Das waren jetzt viele "sondern".]

In der stummen Eingangssequenz werden sie zwar als superfähige Top-Einbrecherinnen eingeführt, doch nach einer schier endlos abgebildeten Flamencosequenz (soll wohl den Bohrerlärm überdecken, führt aber zu gähnender Langeweile, weil die Einbruchshandlung dadurch gestoppt wird) während ihres Safeknacks, gerät sofort alles aus den Fugen: ihre Patzer sind kaum kaum zu zählen: da wird alles mit Fingertapsern bedeckt, eine fällt sofort zufällig vorbeifahrenden Polizisten auf, mit denen wird gleich ein Deal geschlossen (Folge: völlige Straffreiheit!? In welchem Paralleluniversum entstand das Drehbuch?!?), die Tür wird nicht versperrt, eine Frau also sofort von den Safebesitzern gefangen (die irgendwoher [woher ?!?!?] einen Anruf bekamen, mit dem Motto "Hey, bei Euch wird gerade der Safe geknackt!" - WAS SOLL DAS?!?), eine verliebt sich in den erstbesten Callboy, die anderen akzeptiert den Heiratsantrag des irren Gangsterbosses (der ungefähr so lautet: "Ui, Du Supernutte, Du bläst so toll, lass' uns heiraten! Hier eine Rolle Geldscheine, soll Dir beim Nachdenken helfen!") - plötzlich ist dann aber dann Heulen & Zähneklappern angesagt, als der Gangsterboss gar nicht mehr so lieb und kuschelig ist, sondern seine Ehefrau auch gern mal prügelt - und auf Beleidigungen und Beschimpfungen steht er auch gar nicht! So eine Überraschung! So dass er seine Frau mal kurz aus dem Auto schmeißt: So ein fieser Grobian! Pfui! (Sonst gebe ich ja keiner Frau die Schuld, wenn ihr Mann zu häuslicher Gewalt neigt, doch im Milieu männerliebender Killer und ultrabrutaler Gangsterbosse sollte eine Ex-Prostituierte, nun Ehefrau, vielleicht doch erwägen, ihre Worte mit mehr Bedacht zu wählen. Das heißt, der Autor sollte das für die Figur tun.)

Ähnlich unglaubwürdig das debile Justizsystem (Mädchen in Schuluniform ersetzen Gericht, Berufung und Haftprüfung?!?), die seltsamen Safebesitzer, die die Gefangene zwar sado- und gangstermäßig anpinkeln, aber dann ohne weiteres Theater einfach der Polizei übergeben - wobei weder Polizei noch Pinkler irgendwie/-wann versuchen, die übrigen, entkommenen Einbrecherinnen zu finden. Oder dass die superpositiven HeldInnen reihenweise an harmlosen Stichverletzungen sterben, weil sie keiner zu Arzt oder Krankenhaus bringt – einfach, weil das Drehbuch dramatisch auf die Tränendrüse drücken will: puh! Wenn sie überlebten, müsste ja nicht superdramatisch geheult und gekrischen werden!

Dazu unnötige Längen beim Gängekrabbeln, Flamenco, Einparken, Löcher bohren, im Gefängnis sitzen, "Verfolgungsfahren" durch's Parkhaus (angeschnallt wird aber erst am Schluss), Sterbeszenen... gähn! So dödelte der Film über zwei Stunden dahin, versackte in Logiklöchern, und selbst schicke Kamera, klasse DarstellerInnen und wenigstens angenehm bodenständige Frauenfiguren konnten mir den negativen Eindruck nicht vertreiben. Vor allem weil sich das Ende immer mehr zog, nachdem alle Bad Guys ihre Gefühle entdeckt hatten und auch noch irgendein überflüssiger minderjähriger Verwandter als großer Dichter und Matador zelebriert werden musste. Schnarch!

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