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Für Herkunft und Gesinnung durchaus erfreuliche, da über weite Strecken angenehm zu schauende und durch seine wandelbare Natur auch vorteilhaft stimulierende Kreuzung aus Category III Bettakrobatik, einem Schmalspurkrimi mit ebensolchen Actionszenen und teils begabter Komödie, dessen Beitrag auch mit die meisten Pluspunkte in das verknäuelte Durcheinander bringt.

Gedreht wurde dies Gebräu von Do Hoi-sang, der sich nur wenig und selbst dann noch unmerklich in der Filmbranche betätigt, mit der angenehmen Horror - Action - Comedy Happy Partners ( 1993 ) kurz zuvor und einem wohl eher geringfügigen Anteil am period piece Gangsterfilm Bloody Brothers (1994) auch nur noch zwei weitere Male entscheidender hinter der Kamera agiert hat. Doch anders als üblich ist beim hiesigen auch im Alias Clown and Lady Inspector Betitelten das Interesse an Figur und Geschichte überraschenderweise schon vorhanden, auch wenn, um die Handlung selber und die Neugier des von der Freigabe und der damit versprechenden [S]exploitation angeheizten Publikums zu strecken, auch eine Menge gerade auf Dauer unnötiger Füllszenen um den Koitus herum arrangiert werden:

Nach dem Tod seiner Eltern steht Wai Siu-pao [ Alan Ng ] mehr oder weniger mittellos auf der Straße, bevor er von seinem nahezu einzigen Freund, dem sich ebenso unsicher durch das Leben schlagenden Tung Sin-lian [ Charlie Cho, als jungfräulicher Depp, der den Showdown mit der Wasserpistole bestreitet ] unterkommt. Zwar findet er durch die Bekannte Kwai Fei [ Tsui Man-wah ], einer Nachtclubbesitzerin, noch eine Anstellung als Kellner, steigt aber durch deren Liebelei mit dem die "China Prospect Group" innehabenden Geschäftsmann Kan Chi [ Ku Feng ] und einer schlagkräftigen Vereitelung eines versuchten Kidnappens auf den Schwerreichen bald in der Gunst der Stunde, aber auch im Zielvisier der Polizei um "Eastern Cindy" [ Ngok Hung ] und der bezüglich der Ermittlungen illegalen Kunstgewerbes aus China angereisten Wang Pao-chuen [ Yuen Ga-pooi ] auf. Kan Chis Schwiegersohn Wang Chin-wai [ William Ho ] betreibt zusammen mit dem gleichfalls zwielichtigen Mao San-kwai [ Hung Fung ] Aktivitäten in derlei Richtung, wofür er den Naivling gerne als Sündebock einspannen und aus diesem Grunde auch Maos Ehefrau [ Lily Lee ] als Verlockung auf ihn einsetzen lässt. Als sich dieser überraschend konstant erweist, werden zwei Killer [ Mang Ding-goh & Danny Chow ] angesetzt.

Die narrative Anlage greift interessanterweise gleich mehrere Aufhänger auf, die zwar allesamt nicht vollständig und auch nicht in dieser Richtung aufmerksam organisiert werden, aber gerade auch durch das Halbfertige im Aufbau und der wie vorhandenen Zufallsbekanntschaft ihre in der Konventionalität ungehemmte Wirkung auch geniessen. Dabei bezieht sich die Hauptfigur des Wai natürlich und auch mehrmals im Skript selber darauf verweisend auf den literarisch berühmten und medial bereits zahlreich ausgenutzten Charakter des Wei Xiaobao, dem wuxia - Autor Jin Yong in seinem späten "The Deer and the Cauldron" a.k.a. "The Duke of Mount Deer" ein schriftliches Denkmal gesetzt hat.

Durch unzählige Film- und Fernsehvariationen ab den späten 70ern bis nahezu durchgängig in die Gegenwart reichend in der Popularität ständig gestärkt und so in das Bewusstsein der Gesellschaft implantiert, erwacht die im kulturellen Bewusstsein verankerte Person hier zusätzlich zum Leben. Ein Art Rollenspiel der amüsanten Natur, in der der nunmehr lebende Wai der Individualität des ausgedachten Wei nacheifern soll und will, wobei er durch Art und Wesen seiner doch recht blauäugigen Herangehensweise an die Dinge dem als faul, launig witzigen und schlitzohrig durchtriebenen, mit mehr Glück als Verstand gesegneten Original durchaus nacheifern kann.

Gerade diese Stärken und Schwächen weist auch die Inszenierung der so aufgebauten Gliederung auf. Es gibt zwar genug Dinge zu tun, aber so richtig liegt das Augenmerk nicht auf einer straffen Durchführung oder gar der Vollstreckung der Gedanken und Ereignisse, sondern weit mehr auf dem Leben in den Tag hinein. Die Probleme und Gefahren erledigen sich meist sowieso allein, mit dem Wink des Schicksals bzw. anderen Zufällen, die zur rechten Zeit am rechten Ort um die Ecke gewandert kommen. Wai kann sich nahezu vollständig auf sein Vergnügen konzentrieren, was begleitet durch besseres Aussehen und eher verschmitzten laissez-faire Art  die Umwerbung und Begattung der kompletten Frauenmannschaft darstellt.

Ausgenommen in diesem Reigen aus nackten Leibern, bei dem die Fokussierung der Kamera wie gewohnt auf der weiblichen Brust und ansonsten höchstens Andeutungen von mehr liegt, ist dabei die chinesische Polizistin, die nur einmal im Mieder, damit vergleichsweise aber vollständig bekleidet und auch den Werbungen des attraktiven Tunichtgutes immun gegenüber bleibt.Angesichts ihres erst als eminent eingestuften, dann aber bald wieder in den Hintergrund geschobenen Personals ist die Lady Inspector auch diesbezüglich ein wenig ihrer Möglichkeiten verschwendet. Die Verweise liegen erst offensichtlich im Gebaren und Aussehen auf der damals noch geehrten, auf drei Fortsetzungen und eine Modulation angewachsenen Her Fatal Ways Reihe (1990 - 1994), in dem ebenfalls eine Polizistin vom Festland die Kriminalität in Hongkong am Aufklären ist, und auch den Kulturclash und den Witz und Schalk darin am Beleben ist. Bis auf manche Fingerzeige der Sorte "According to mainland laws, you'd have been executed already", dem burschikosen Aufzug und der schon ein bisschen verhärmten Ausstrahlung rückt ihr Geschöpf aber zugunsten der allgemeinen Missordnung auch auf die zweite Stelle der Bedeutung, adäquat zu ihrer Autorität gegenüber dem die Autorität verneinenden Wai und der sich darin anpassenden  Inszenierung.

Neben den zahlreichen Sexakten, die erst durch ihre wie im Nebenher geschehene Sprunghaftigkeit und weiteren diversen medialen Referenzen [ wie dem Besuch und der aktiven Mitwirkung eines leibhaftigen Category III Sets, der Verführung einer Schauspielerin, deren nächstes Projekt "Wai's Romance" heißen soll usw. ] noch ganz interessant, bald aber überaus in die Länge gezogen und in Bild und Funktion auch schließlich vollkommen irrelevant sind, sind auch die Actionszenen so eher relevanzfrei arrangiert. Von Abstammung und Annäherung her bereits klein gehalten, sind die Attacken der Killerkombo dann auch noch zusätzlich oft lächerlicher, so aber immerhin die humoristisch-naive Konzeption unterstreichender Schöpfung. Ein halbes Dutzend Nebensächlichkeiten, in denen sich bescheiden durch die Gegend gejagt, durch allerlei hässliche, abbruchreife und anderweitig verschandelte Gebäude- und Wohneinrichtungen geschubst oder am Ende auch mal länger zwischen mehrerer Reifenstapeln beschossen und geprügelt wird; wobei keiner der [männlichen] Akteure auch nur annähernd überzeugend bei dem herüberkommt, was er da an Physis und Akrobatik veranstaltet.

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