Review

Anna Biller ist definitiv eine Entdeckung wert.

Ihre filmische Inspiration bezieht sie aus dem Giallo Genre der 70er, insbesonders aus den Arbeiten von Mario Bava oder Dario Argento die ja besonders im visuellen Bereich stilprägend waren. Man könnte sogar sagen das ihr Filme in Richtung seichtem Sexploitation gehen aber längst nicht so spekulativ sind und erweitert um feministische Themen.

Leider ist ihr Schaffen bisher sehr übersichtlich, sie hat 2016 den famosen "The Love Witch" nachgelegt, danach hat sie sich als Buchautorin betätigt.

Nach einigen interessanten Kurzfilmen ist "Viva - Eine Frau räumt auf!" ist ihr erster Langspielfilm.

Und der macht Spaß.

Anna Biller hat hier in Personalunion (Regisseurin, Drehbuch, Produzentin, Haupdarstellerin, Deko...) einen charmanten, witzigen und erotischen Film realisiert, schön farbig (Bava lässt grüßen), mit 70er Flair und spontanen musikalischen Einlagen.

Wir schreiben das Jahr 1972, die sexuelle Revolution ist im vollen Gange.

Barbi (Anna Biller) ist ist zwar glücklich mit Rick verheiratet fühlt sich aber von ihrem Ehemann vernachlässigt. Nachdem sie wegen sexueller Belästigung ihr Job gekündigt hat möchte Rick das sie sich nur noch als Hausfrau betätigt. Als dann auch noch Rick beschließt einen Monat lang auf Geschäftsreise zu gehen wird ihr das zu viel, sie trennt sich von ihrem Ehemann. Zeitgleich wurde ihre beste Freundin Sheila von Ihrem Ehemann verlassen und beide beschließen nun ein ausschweifendes Singleleben zu führen. In gewagten sexy Outfits werden Barbi und Sheila von einer Puffmutter abgeholt, die ihnen sexuelle Begegnungen und Verabredungen anbietet. Barbi beschließt sich unter dem Pseudonym Viva, nach dem Namen eines Erotikmagazins das sie gerne liest, die Herrenwelt aufzumischen. Als Viva geht Barbi auf mehrere arrangierte Dates und hat sexuelle Begegnungen mit verschiedenen Männern. Und da ist sie auch nicht wählerisch: da wären Hippies im Nudistencamp, Muskelmänner und bisexuelle Friseure. Sie lernt auch den Fotografen Clyde kennen dessen Avancen sie erstmal ablehnt. Nachdem sie von Clyde zu einer Party eingeladen wird und diese zu einer Orgie ausartet, wird sie unter Drogen gesetzt und verliert alle Hemmungen. Hier hat Clyde dann leichtes Spiel und Barbi/Viva wird dadurch geläutert. Barbi und Sheila sind von ihren ganzen Abenteuern gesättigt und kehren zu ihrem Ehemännern zurück.

Die Inszenierung ist etwas gewöhnungsbedürftig aber mit viel Liebe zum Detail. Die einzelnen Szenen sind teilweise wie ein Theaterstück arrangiert, die Darsteller sind (vermutlich) alles Laien und Freunde von Anna Biller.

Wenn ich mir so vorstelle wie sie nackt ihrer Crew Anweisungen gibt wie - schaue mir mal voll lüstern auf die Brüste (was man ja eigentlich nicht so deutlich macht) aber man muss den befehlen der Chefin halt Folge leisten - das trauen sich dann nur wenige.

Der Film hat im Mittelteil einige Längen, diese kann man aber aufgrund der wunderschön arrangierten Hintergrund-Dekoration und den Anblick der hübschen Damen, verschmerzen.

Die DVD von Salzgeber ist im Originalton mit deutschen Untertitel und hat ein sehr gutes Bild. Ich hatte den Film auch mal auf Youtube entdeckt im feinsten HD.

Anna Biller hat in ihrem Spielfilmdebüt ihrer Kreativität freien Lauf gelassen, mit einem höherem Budget wäre bestimmt mehr möglich gewesen, trotz allem hatte ich mit Viva für 120 Minuten eine vergnügliche Zeit. Chapeau!







Details
Ähnliche Filme