Review

Achtung, Spoiler enthalten!

Meg Altman (Jodie Foster) ist frisch geschieden und zieht mit Tochter Sarah (Kristen Stewart) in ein großes Haus in Manhattan. Wie sich heraus stellt, beherbergt dieses Haus einen Geheimraum, einen sogenannten "Panikraum", in den man sich bei einem unverhofften Einbruch verkriechen kann. Mit eigener Stromversorgung, modernster Überwachungstechnik und noch mehr Gimmicks ausgestattet, ist dieser Raum State Of The Art in Sachen Heimsicherheit.
Wie es das Schicksal so will, brechen in der ersten Nacht drei Männer in das Haus ein, auf der Suche nach dem verschollenen Vermögen des verstorbenen Vorbesitzers. Darunter Burnham (Forest Whitaker), derKonstrukteur des Raumes, Junior (Jared Leto), einer der Enkel des Vorbesitzers, und der zwielichtige Raoul (Dwight Yoakam). Meg flüchtet sich mit ihrer Tochter in den Panikraum, unwissend, dass die Kohle, die die Jungs wollen, sich genau darin befindet. Und somit kann das Katz- und Mausspiel beginnen.


"Panic Room" ist mit Sicherheit nicht der beste Film Finchers, denn hier greift er auf ein bekanntes Thema zurück, dass mehr im Mainstream liegt und einige Stereotypen bedienen muss. Auch fehlen die trostlosen, vor Zynismus triefenden Seitenhiebe auf die Gesellschaft, die gerade "Sieben" und auch "Fight Club" ausmachten. Aber trotzdem ist "Panic Room" ein sehr, sehr guter Thriller. Die Story mag nicht viel Neues bieten, aber die Inszenierung ist ausschlaggebend. Und da kann Fincher zeigen, was er drauf hat.
Wie üblich gibt es in seinem Film kein einziges Bild, das irgendwo Geborgenheit oder Wärme ausstrahlt. Die Bilder im Haus sind die ganze Zeit dämmrig und kalt, nicht wirklich komplett dunkel, aber weit entfernt von hell. Im Kontrast dazu steht das gleißend-sterile Neonlicht im Panikraum, dass die Wände in ein kühles weiß-blau taucht. Fincher arbeitet auch wieder mit vielen Kameratricks. So wird sehr oft durch Wände, Schläüche, Luftschächte oder Ähnliches gefahren. Bemerkenswert fand ich die Kamerafahrt durch das Haus, als die Einbrecher ankommen, wo wirklich alles sehr gut getimt wurde.
Die Story baut sich sehr stimmig auf. Fincher schafft es, die ganze Zeit (ohne Ausnahme) eine Grundatmosphäre zu schaffen, bei der es den Zuschauer fröstelt. Die Spannung zieht sich von vorn bis hinten und ufert in bestimmten Szenen, in denen sich das Geschehen verdichtet, aus, wodurch es dem Zuschauer nicht möglich ist, wegzusehen oder anzuhalten (ich selbst musste die letzten vierzig Minuten des Films dringend auf die Toilette, habe es aber nicht gewagt, auf Pause zu drücken ). Die herausragendste Szene, in denen die Spannung auf die Spitze getrieben wird, ist dann erlangt, als die drei bösen Jungs auf der Treppe diskutieren und Meg aus dem Raum herausrennt, um ihr Handy zu holen, es aber nicht sofort findet und sich bei der Suche leider akustisch verrät. Der Ton wird hier absolut verschleiert und zurückgeschraubt, man hört weder die Konversation der Einbrecher, noch Schritte oder Bewegung von Meg, einzig ein dumpfes Pochen und Rauschen kommt aus den Boxen, was man als Herzschlag und dröhnende Angst interpretieren kann. Wenn am Ende die Situation umgekehrt wird, also Meg draußen und die Bad Guys mit ihrer Tochter im Panikraum sind, zieht Fincher das Tempo nochmal gehörig an, ohne in die Hektik zu verfallen, die sich zur Zeit durch das Mainstreamkino zieht.

Die Schauspieler sind durch die Bank weg vom Feinsten, Jodie Foster brilliert als Identifikationsfigur, die nie überzeichnet wird, sondern eine ganz normale Frau bleibt. Die üblichen Figuren sind leider blass und klischeehaft gezeichnet, und somit können die Schauspieler nicht mehr tun, als das Drehbuch ihnen Raum gibt. Kristen Stewart spielt das verzogene Großstadt-Balg ganz gut (vor allem am Ende, als sie dringend Insulin braucht), Forest Whitaker ist der Typ, der eigentlich viel zu gut ist, um ein Gauner zu sein, Jared Leto ist manchmal echt am overacten und Dwight Yoakam scheint nur dabei zu sein, um den Hass der Zuschauer auf seine Figur zu lenken (das schafft er aber auch perfekt).

"Panic Room" ist ein wunderbarer Thriller voll kalter Atmosphäre und ordentlichem Spannungsaufbau. Die unterkühlten Bilder wirken sich auf den Zuschauer auf und bringen die Kälte direkt ins Wohnzimmer. Tolles Timing bei den dichten Spannungsstellen und eine Fincher-typische Optik erledigen den Rest. Leider sind die Figuren mitunter zu stereotyp gezeichnet, dafür gibts dann aber auch nur geringfügigen Punktabzug. Bleibt ein Hammerfilm, der mich so gefesselt hat, wie seit langem nichts mehr.
13 von 15 Pts. (1-)

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