Muss so etwas sein? Ich verstehe ja, dass die Amis wegen dem 11.9. immer noch angefressen sind, aber solche Filme wie "Wir waren Helden" vom Stapel zu lassen ist wirklich unnötig, besonders wenn das von einem US-Magazin als "Bester Antikriegsfilm seit 20 Jahren" gefeiert wird.
Selten so gelacht, diese Bezeichnung ist eigentlich eine Frechheit. Der Film trieft dermaßen vor Patriotengesülze, dass man gar nicht weiß, wo man zu schimpfen anfangen soll. Besonders die erste halbe Stunde ist ein Tortur, wo man meint, sich in einem Familienfilm zu befinden, so platt wird da das ultraglückliche Vorstadtleben des Mel Gibson dargestellt. Fällt bloß noch der schlabbernde Hund, der mit wedelndem Schwanz mit den Kindern herumtollt. Aber selbst ohne den bekommt man die volle Dröhnung Dummheit, in etwa wenn Mel mit der Family im Auto singt (und das gleich mal nach 5 Minuten!), mit seiner liebsten Frau darüber spricht, was für ein toller Vater er ist oder die Frage beantwortet, die wir alle erwartet haben. Kleines Töchterlein, mit großen Augen und Hamsterbäckchen ausgestattet, fragt, was denn Krieg bitte sei. Die genaue Antwort weiß ich nicht mehr, denn der Lachanfall dauerte lange. Geht’s noch depperter? Freilich, kurz darauf ist Kaffeekränzchen angesagt, bei dem alibimäßig mal eben in 10 Sekunden die Rassenproblematik abgehandelt wird und einer Schwangeren die Fruchtblase platzt. Scheiße die Sache, denn der Vater muss gleich darauf aufs Schlachtfeld und soll Schlitzaugen zersieben.
So geht’s dann weiter, der Krieg ist offiziell eröffnet, obwohl wir ohne Vorkenntnisse nicht wüssten, warum. Politische Hintergründe werden überhaupt keine erläutert. Egal, der Feind wartet schon darauf, ins Jenseits befördert zu werden und rennt deshalb aus allen Ecken hervor und gibt prima Kanonenfutter ab. Alle haben lustige Häubchen auf dem Kopf und stellen sich an wie die letzten Bauern, gegen die Amis sind sie natürlich ohne Chance. So sterben sie scharenweise, während nebenbei auch ein paar GIs fallen, was komischerweise immer viel länger zu sehen ist. Absolut unnötig Sätze wie "Ich freue mich, für mein Vaterland gestorben zu sein", da dreht sich jedem Nicht-Amerikaner der Magen um.
Dauerfeuer ist also angesagt, dummerweise sind die Amis in der krassen Unterzahl. Wurscht, mit Mel an der Spitze klappt das alles, der ist schließlich durch und durch ein guter Mensch und hegt sogar Zweifel an den Auftaggebern. Ein paar müssen dann doch ihr Leben lassen, das einzige, was ihren Liebsten daheim zukommt, ist ein Brief. Nur ein Brief! Was uns soviel sagen soll wie ‘Hey, der Krieg ist ja eigentlich richtig schlimm!’ Weil die ganze Angelegenheit gar so traurig ist, beschließt Mels Alte daheim mal eben, die Briefe persönlich zuzustellen. Ausnahmsweise mal gelungen, als mehrere Ehefrauen, auch mit Baby auf dem Arm, die Nachricht erhalten. Leider wird der ganze Effekt durch die erstmals auftauchenden "Stars and Stripes" versaut. War zu befürchten und hat ja lange genug gedauert.
Zurück in Vietnam: Mel und seine Soldaten sind jetzt ganz schön angeschissen, denn im Morgengrauen wird der Feind sie überrollen. Also nichts wie los durch die feindlichen Reihen und auf alles zielen, was sich bewegt. Ein kurzer Lachanfall, als die Bagage mit Mel an der Spitze in Zeitlupe mit Gebrüll auf die Kamera zuprescht, geht gleich darauf in blankes Entsetzen über, als sämtliche Vietnamesen minutenlang von auftauchenden Hubschraubern durchlöchert werden. Ein tumbes Blutbad, das absolut nicht nötig war und bloß ein Ärgernis darstellt. Den Schrecken des Krieges kann man ganz anders zeigen, was genug echte Antikriegsfilme eindrucksvoll unter Beweis gestellt haben. Bei "Wir waren Helden" spritzt das Kunstblut zwar in Massen und die ein oder andere ultraharte Szene ist zu sehen, aber Sätze wie "Gott, bitte erhöre die Gebete unsere Feinde nicht und lass sie verrecken" ließen mit in diesem Fall mehr den Atem stocken als jedes Einschussloch, und wenn es noch so deutlich war. Und dieser Spruch von Gibson war sogar ernstgemeint!
Die Kämpfe können noch so genial inszeniert sein, überzeugen will und will das als Kriegsfilm nicht. Alles zu durchsichtig inszeniert, spektakuläres Dauerfeuer statt ernsthafte Auseinandersetzung mit einem schlimmen Thema. Umso schlimmer und ärgerlicher, dass dieser Patriotenschinken von sich selbst behauptet, eine Antikriegsfilm zu sein. Das ist garantiert nicht so und jeder Nicht-Amerikaner wird das bereits nach zwei Minuten merken. Stellenweise zwar unterhaltsam aufgrund gelungener Actionszenen und unfreiwilliger Komik, aber letzteres ist in diesem Genre absolut unangebracht. Mission fehlgeschlagen!