"Wir waren Helden" ist ein guter Vertreter der Sorte (Anti-) Kriegsfilm, wenn auch die unkompliziert gestrickte Story niemanden aus den Latschen hauen wird.
Unter dem Kommando von Lt. Colonel Moore geht eine Einheit der US-Armee in Nordvietnam durch die Hölle auf Erden. Doch zuvor konzentriert sich der Film noch auf einen Teil der Ausbildung der jungen Soldaten, wodurch die Charaktere vorgestellt werden, wenn auch nur oberflächlich. Weiterhin geht die erste halbe Stunde lobenswerterweise ebenfalls auf die Familien der Protagonisten ein, womit intensiver als in anderen Werken dieses Genres die Privatsphäre der Akteure mit einbezogen wird. Auch später zeigt der Film noch öfter menschliche Züge, wogegen im Kriegsgetümmel außer einigen wenigen emotionalen Pausen selten die Rede von sein kann.
Leider trüben bei den anfänglichen Szenen, bevor es in die Schlacht geht, einige von Patriotismus verseuchte Mono- und Dialoge das Gesamtbild. Die Erklärung Moores auf die Frage seiner Tochter "Was ist eigentlich Krieg?" ist schon fast von vornherein zum Scheitern verurteilt. So ist das Töchterlein nach Papas höchst objektiver (<- Achtung Ironie) Antwort nun im Nachhinein schlauer, hat einen Einblick in die amerikanische Weltanschauung bekommen und weiß, dass Amerikaner niemals falsche Sachen machen, nur gut sind und als Weltpolizei alles Böse auf der Erdkugel, natürlich mit Gewalt, vernichten müssen. Bravo, bravo...
Ebenfalls sehr schmerzen können Aussagen à la "Bitte Gott, erhöre die Gebete unser Feinde nicht!" Yeah, Amen... ihr seid die Besten! Für alle, die es noch nicht wussten: Das Christentum hat seinen Ursprung neuerdings in Amerika und wie ein Kritiker es schon treffend formulierte, ist Gott ja sowieso ein Ami. Auch wenn gegen Ende eine zerrissene, dreckige amerikanische Flagge auf einem Holzpfosten weht und dem Bilde ein Leichenberg als Hintergrund dient, worauf eine Nation nun wahrlich nicht stolz sein sollte, so gibt es für einige patriotisch getränkte Sprüche zwingende Abzüge.
Jedoch ist "Wir waren Helden" (Eine originalgetreue Übersetzung des Titels wäre übrigens besser gewesen.) bei weitem kein schlechter Film, der meiner Meinung nach eine Klasse besser ist als der kurz vorher erschienene "Black Hawk Down", der eine konkrete, kritische Aussage gegenüber der Kriegsthematik vermissen lässt. Hier wird die abschreckende Wirkung, die ein (Anti-) Kriegsfilm in irgendeiner Form unbedingt beinhalten sollte, doch sehr deutlich. Durch eine schonungslose Gewaltdarstellung fräst sich das gnadenlose Grauen des Krieges, sowie seine eigentliche Sinnlosigkeit, da Menschen in Massen zu Tode kommen, in das Hirn des Zuschauers. Auch ohne die Kenntnis über die 16er-Fassung bin ich mir sicher, dass die Zensoren in Deutschland mit ihrer um einige Minuten zerhexelten Kinofassung die abschreckende Wirkung der heftigen Szenen schlichtweg zerstört haben und somit daraus resultierend später dem ganzen Film hier im Land der Scheren eher ein unterhaltsamer als abschreckender Aspekt nachgesagt wird, wobei einige sehr brutale Szenen (in der ungekürzten Fassung) den Zuschauer schon schlucken lassen.
So könnte ein von Flammen übel zugerichteter amerikanischer Soldat dem Publikum der geschnittenen Variante vorenthalten geblieben sein, was fatal wäre. Denn sind es nicht gerade diese Szenen, in denen dem zur einen Gesichtshälfte völlig entstellten Mann ein Kamerad zur Hilfe eilt, wobei sich aber verbranntes Fleisch und verschmorte Haut des Opfers auch noch einfach gänsehauterregend vom Knochen abschieben lassen, bei denen man sich als Betrachter doch wünscht, niemals selbst in einem Krieg kämpfen zu müssen oder überhaupt einen mitzuerleben? Aber auch viele andere Soldaten sterben auf beiden Seiten einen dreckigen Tod, der seine Schockwirkung nicht verfehlt. Was auf den Zuschauer in Punkto Härte hier noch alles zukommen wird, zeigen ja bereits die ersten Sequenzen (mit unter anderem einem blutigen Halstreffer), in denen Franzosen von den Vietcongs ohne Gnade abgeschlachtet werden.
Was in "Black Hawk Down" gänzlich fehlt, sind Pausen, die einfach zu wichtig sind, um das Werk nicht nur in einer stupiden permanenten Ballerorgie ausarten zu lassen. Hier gibt es glücklicherweise Breaks, die mitunter auch zurück in die Heimat der Soldaten samt ihren Familien blenden, wo die gefürchteten Toten-Telegramme der Gefallenen von den Hinterbliebenen in Empfang genommen werden müssen. Diese Szenen sind auf jeden Fall positiv zu werten, da sie neben dem gewünschten Pauseneffekt auch noch mit Menschlichkeit, Emotionen und der anderen Art der Kriegsgrausamkeit den Film bereichern.
Das kriegerische Getümmel der Schlacht wurde mit einigen vielseitigen, visuell-stilistischen Mitteln sehr gut in Szene gesetzt. Helicopteranflüge und andere nicht unblutige Sequenzen werden teils in Zeitlupen präsentiert, wogegen die Gefechte überwiegend passend mit hektisch schwankenden Kamerafahrten zu sehen sind. Zudem kommt einmal eine abwechslungsreiche Abfolge von Schwarz-Weißfotos zum Einsatz. Die Slowmotions und zeitlich real ablaufende Bilder werden oftmals von ruhigen melancholischen Klängen, aber auch ab und zu auftretenden Geräuschpausen begleitet und unterstützt, in denen manchmal allerdings noch Schüsse oder Schreie herausgefiltert worden sind.
Mel Gibsons darstellerischen Fähigkeiten spielt er hier leider nicht ganz aus. Emotional etwas oberflächlich und zu locker, cool und unbekümmert in dem Getümmel ist teilweise sein Auftreten. Allerdings können einige humoristische Einfälle (zugegebenermaßen sicherlich nicht aus einer Feder stammend) wie beispielsweise das Urinieren auf einen Mörser zu dessen Abkühlung, den Zuschauer ein ums andere Mal trotz des Kriegsalltags erheitern. Auf diesem zart angelegtem Gebiet ist aber auch Sam Elliott als Plumley, dessen Erfahrung man dem im Eifer des Gefechts immer nur mit einer Handfeuerwaffe bewaffnetem Gesellen an seinen Haaren ansieht, mit netten zynischen Sprüchen aktiv vorzufinden.
Alles in allem ist auch "Wir waren Helden" leider nicht frei von übermäßigem patriotischen Gedankengut. In dem ganzen Massaker vergaß man positiverweise nicht die Einbringung der Privatsphäre. In seiner Intensität geht der Film an die Grenzen, wodurch eine deutlich negative Aussage zum Krieg vermittelt wird.