Tja, also eigentlich mag ich Filme über Kriege nicht sonderlich (gibt nur wenige, die mir gefallen), und ich hab auch wenig Mitleid für Menschen, die sich blind von irgendwelchen Regierungen verheizen lassen, denen sie nichts bedeuten. Aber da ich Mel Gibson und kontroverse Filme mag (der hier wurde damals gleichermaßen gefeiert und geschmäht), hab ich mal 'nen Blick riskiert.
Zu Beginn schwante mir Böses, denn bis der Befehl zum Kriegseinsatz kommt, herrscht eine schwer zu ertragende Mixtur aus Langeweile, Armee- und Hausfrauenklischees sowie Religiösität bis zum Abwinken. Die 1. Szene, die bei mir positiv hängenblieb war diejenige, als sich die Soldaten nachts vor der Abreise treffen, was dem Pubklikum suggeriert: "vergesst die bisherige heile Welt – jetzt wird es ernst".
Und so kommt es dann auch: planlos rennen die Amis in ihr Verderben. "Da, ein Späher, schnappt ihn ... BUMM". Dumm gelaufen. Noch kann man überheblich den Kopf schütteln, und manchmal sogar grinsen wenn jemand voller Tatendrang loslegt und erst mal nen Kopfschuss kassiert. Derartige "Running Gags" verflüchtigen sich aber schnell, und das Grauen des Krieges zeigt seine hässliche Fratze.
An dieser Stelle kann der Film richtig punkten. Natürlich gehört zu jedem Anti-Kriegsfilm eine beklemmende Atmosphäre grundsätzlich dazu, aber hier ist sie besonders gut umgesetzt. Untermalt wird das durch toll abgedrehte Flug- und Bombardierungsmanöver, die über den bewaldeten Hügeln und Tälern Vietnams ein echter Hingucker sind. Krieg ist kein Spaß, und nicht Jeder, der zu Gott betet, darf am Ende wieder nach Hause. Der Feind tut nämlich dasselbe, und offensichtlich hat Gott ein Herz für Soldaten aus mehreren Ländern, denn auf beiden Seiten gibt es Menschen mit denselben Hoffnungen, Ängsten, familiären Hintergründen usw., was auch deutlich gezeigt wird. Das war mir neu, denn speziell in Vietnamfilmen wurde der Gegner bisher oft als gesichtsloser Feind dargestellt, den man ohne Gewissensbisse plattmachen kann.
Insofern verstehe ich auch den Vorwurf des überzogenen Patriotismus nicht, der diesem Film mehrmals gemacht wurde. Ist doch klar dass man hier und da 'ne US-Flagge sieht oder markige Sprüche hört wenn Amis einen Film über Amis drehen. Und ich empfand es nicht so dass die US-Kämpfer als moralische Sieger dargestellt wurden. Verloren hat in diesem Krieg jeder Soldat etwas, selbst wenn er ihn überlebt hat. Diese Botschaft war klar und unmißverständlich, aber es ist ja seit einigen Jahren "in", Amerika zu kritisieren. Mag ja sein dass dies hier und da berechtigt ist, aber tut das dann bitte an geeigneterer Stelle.
Fazit: anfangs viel Gelaber und Kirchenkram, teilweise auch plattes Rumgesülze im Gefecht wenn jemand abnippelt. Dafür gibt es eine authentische Schlacht, die nichts Heroisches an sich hat und somit ihren Zweck erfüllt. Die männlichen Schauspieler machen ihre Sache gut, wobei ich Gibson eher durchschnittlich fand. Dafür gefielen mir in den Nebenrollen Barry Pepper als Fotograf und Greg Kinnear als Pilot. Die Ehefrauen mussten gegen den Pathos ankämpfen und konnten nur verlieren, aber am Ende des Films ist die Szenerie relativ ergreifend wenn ein kritisches Resumee gezogen wird. Insgesamt eine zwiespältige Sache.
Von mir gibt’s 5 Punkte.