Review

1965: Lt. Col. Hal Moore hat den Auftrag, mit seinem Kavalleriebataillon der Agitation der Vietcong im strategisch wichtigen Tal des Todes mitten im vietnamesischen Dschungel ein Ende zu bereiten. Dort angekommen erwartet ihn und seine Männer die sprichwörtliche Hölle auf Erden, denn man sieht sich einer Übermacht an erfahrenen Vietcong gegenüber, die sich zudem noch im Gelände auskennen und im Gegensatz zu ihren amerikanischen Widersachern einen lokalen Gefechtsstand haben. Nach kurzem intensivem Kampf gelingt es dem Bataillon aber einen Pyrrhussieg zu erringen und den Vietcong in die Knie zu zwingen. Vorerst.

Wir waren Helden schildert in präziser Chronologie die auf wahren Begebenheiten beruhenden Ereignisse und bedient sich dabei eines schonungslosen und authentischen Stils. Was die Darstellung der Kampfhandlungen angeht, spielt der Film in der ersten Liga, denn er spart nicht mit Zeitlupen und
Nahaufnahmen von Napalm, Schrapnellen, Säureangriffen, Verstümmelungen, Kopfschüssen und dem Blut der Verwundeten, das im Lazarett wie von einer Schlachtbank fließt. Die vor allem zu Beginn der Auseinandersetzung hektische Kameraarbeit vermittelt die Orientierungslosigkeit und Verzweiflung der Truppe sehr überzeugend und verifiziert die Erkenntnis, dass jede noch so gute Ausbildung niemals den Ernst des wirklichen Krieges simulieren kann.

Die eigentliche Stärke des Filmes ist aber der Umstand, dass er den Krieg von mehreren Seiten beleuchtet: So übt er Kritik an der Politik ("Das lässt sich nicht mehr vertuschen."), die ihr öffentliches Bild gefährdet sieht und an der militärischen Führung, die das Leben eines Colonels höher schätzt als die Leben eines Zuges Wehrpflichtiger.
Im Unterschied zu vielen anderen Vietnamkriegsfilmen richtet Wir waren Helden seinen Fokus auch auf die andere Seite und lässt hinter die Kamikaze-Fassade blicken und zeigt die Verluste des Vietcong, ihren strengen, aber gütigen Colonel, die Angst vor dem Tod, die auch ihnen nicht fremd ist und die Bindung an eine Familie.

Das gleichnamige Buch, auf dem der Film basiert, schildert die Erfahrungen von Hal Moore und Joe Galloway, einem Reporter, der sich blauäugig und abenteuerlustig in den Schmelztiegel der Schlacht stürzt und von Anbeginn mit der ganzen Härte des kriegerischen Wahnsinns konfrontiert wird.

Auch wenn der Film den Anspruch hat auf Fakten zu basieren, mutet er bisweilen etwas absurd an. Da ist zum Beispiel Sgt. Maj. Plumley, ein alter Kriegsrecke, den eine Aura des Unnahbaren zu schützen scheint, denn es scheint doch unrealistisch, dass er aufrecht stehend die Vietcong erwartet bis sie in
Kampfentfernung seiner Pistole ("Wenn es soweit ist, dass ich eine (M-16) brauche, werden genug davon am Boden liegen.") sind um sie nacheinander zu eliminieren; vielleicht hatte ‚Charlie’ aber auch nur eine gute Kinderstube und Respekt vor dem Alter? Auch Moore stand mehrfach messerbreit vor dem Himmelstor und konnte sich jedes Mal "wie durch ein Wunder" (abgegriffene Nachrichtenphrase) und mit der nötigen Coolness retten.

Ein öliger Wehrmutstropfen ist aber das triefend patriotische Pathos, das sich siruppig über den Film legt und ihn in Teilen schwer genießbar macht. Das wird am deutlichsten in den Sequenzen, die das Leben der Daheimgebliebenen illustrieren, die jeden Augenblick mit der gefürchteten Nachricht vom Tode des Angehörigen rechnen müssen. Diese werden in Telegrammform pietätlos per Taxi zugestellt, das dadurch eine Konnotation erhält, die es seiner eigentlichen Bedeutung entfremdet. Das nun ambivalente Taxi besorgt Moores Gattin Julie noch einen Schockmoment, von dem sie sich aber heilsam erholt.

Wir waren Helden ist nicht der erste und ganz sicher nicht der letzte Vietnamfilm, was sowohl zeitlich als auch wertend zu verstehen ist. Der Unterschied zwischen Leben und Tod im vietnamesischen Dschungel ist so schmal wie es gemeinhin der Grat zwischen abgedroschen und originell bei Kriegsfilmen ist; Wir waren Helden hat zwar oft Schlagseite in beide Richtungen, schafft es aber trotzdem auf ihm zu balancieren und damit einen guten Durchschnitt zu garantieren.

Details
Ähnliche Filme