Review

„Tutti i colori del buio„ so der wohl klingende Name dieses italienischen Films, der hauptsächlich eines zeigt, in Italien kennt man auch „Rosemaries Baby“. Warum der Film allerdings in Deutschland als klassischer „Giallo“ Film beworben wird, will sich einem nach dem Ansehen dann doch nicht so recht erschließen.

Die Geschichte bietet wenig, das man im Jahr 1972 noch nicht kannte. Es ist einmal mehr die Geschichte einer jungen Frau, die durch einen tragischen Unfall ihr ungeborenes Kind verloren hat, seit dem von Alpträumen geplagt wird und in deren Umgebung sch mysteriöse Dinge ereignen. Dazu wird sie dann noch von einer Nachbarin mit der örtlichen Satanistenbande vertraut gemacht und irgendwie scheint es fast als ob die furchtbaren Träume Realität werden. Zumal auch die ersten toten im Umfeld unserer Hauptfigur nicht lange auf sich warten lassen.

Das Ganze ist also sichtlich keine Story, die einen Preis für Innovation verdient hätte, aber wenigstens wird sie recht flott erzählt und man darf doch mit der ein oder anderen kleinen Überraschung rechnen. Das sich die Figuren dabei auf altbekannten Pfaden bewegen, kein Klischee ausgelassen wird und die Auflösung am Ende eher etwas enttäuscht, muss man leider hinnehmen, den reinen Unterhaltungswert des Films schmälert das allerdings kaum. Der liegt nämlich eindeutig nicht im Bereich der Story oder Darsteller, sondern im optischen Stil des Films.

Regisseur Sergio Martino, der unter Anderem auch für Filme wie „American Rikscha“, „Weiße Göttin der Kannibalen“ und „Urlaubsreport allein stehender Frauen“ verantwortlich ist, packt hier wirklich alles rein, was man sich in einem psychadelisch angehauchten 70er Jahre Film nur vorstellen kann. Kaum eine Szene kommt ohne den Einsatz von Farbfiltern aus, natürlich immer schön bunt. Die Kameraeinstellungen sind teilweise wundervoll außergewöhnlich und bieten insbesondere in den Traumsequenzen kaum einen waagerechten Blick auf das Geschehen. Die Sets sind liebevoll und detail verliebt ausgewählt und zusammengestellt und verleihen dem Film eine Optik, die nach eindeutig mehr aussieht als das Budget vermuten lässt.

Blutig wird es übrigens eher selten und wenn dann doch mal das Kunstblut fließt, wurde auch hier die Farbkombination stimmig zum Film gewählt. Was es hingegen weit mehr als Kunstblut gibt, sind leicht bekleidete Darstellerinnen, und die können sich, in italienischen Filmen der 70er Jahre ja eher selten, wirklich sehen lassen. Zumal neben der optischen Komponente auch die schauspielerische Leistung zumeist überzeugt. Mit Edwige Fenech als Hauptdarstellerin wurde eine wirklich sehr gute Wahl getroffen. Sie spielt ihre Rolle irgendwo zwischen Verängstigung und Wahnsinn und ist dabei durchaus in der Lage den Film zu tragen. Dazu kommen mit George Hilton und Ivan Rassimov erfahrene B-Movie Akteure, die sich zwar in ihrer Karriere auch später nicht unbedingt mit Ruhm bekleckern sollten, aber ebenfalls in der Lage waren hier zum guten Gesamtbild beizutragen.

„Die Farben der Nacht“ ist ein netter italienischer Versuch auf der Erfolgswelle von Rosemaries Baby mit zu schwimmen, auch wenn man 1972 doch schon etwas spät dran war. Der Film bietet keinen Horror, sondern eher ein sanftes Gruseln, die Bezüge zum Giallo Genre sind kaum vorhanden und irgendwie nimmt sich der Film und seine Story einfach zu ernst, am durchaus ansehnlichen Ergebnis ändert das aber nichts. Sicherlich kein Meisterwerk, aber allein schon auf Grund der vielen optischen Spielereien durchaus einen Blick wert. 6 von 10 Punkten.

Details
Ähnliche Filme