Wenn man seine Frau verliert…03.08.2009
Manchmal denke ich, mir fehlt der gewisse Filmgeschmack. Wo man nur hinsieht hagelt es Höchstnoten und Kritikerlob, man schwärmt von genialer Mixtur aus Drogendrama und Thriller, bewundert die visuelle Komposition, beklatscht die melancholische Trompete und gibt Chapeau für Val Kilmer. Und was mache ich? Ich kaufe mir angeregt von all den guten Kritiken und einer kleinen Affinität für Val Kilmer diesen Film, schiebe die Sichtung immer wieder vor mir her, kann mich nicht dazu durchringen – und das mit gutem Grund, wie mir nach dem vermeintlichen Genuß des Streifens klargeworden ist. Ich mag diesen Film nicht. Ich finde ihn auch nicht gelungen, spannend, dramatisch oder melancholisch – sondern größtenteils langweilig und aufgesetzt wirkend. Aber vielleicht habe ich ja auch keine Ahnung…
Und es geht mir so wie Danny Parker, der als Drogenwrack durch die erste Hälfte des Films taumelt, zwei Cops immer wieder gute Tips zur Ergreifung von Dealern gibt und schließlich wegen seiner Singvogelaktivität gehalten ist, schnell die Stadt zu verlassen. Da muß aber Kohle für her, und so soll ein letzter großer Deal mit Puh dem Bären es richten. Doch Danny Parker verfolgt einen ganz anderen plan, und der ist begründet in…Fanfare…dem „legendären Anlaß“ für fast alle Aktivitäten im Genre des Thrillers, Polizeifilms und / oder Actionbrechers – ich erwähnte das schon öfter. Die Frau seines Lebens ist nämlich bei einem Überfall erschossen worden, und so sucht Danny, der einst ein begnadeter Trompetenspieler war, nun nach den Mördern, um sie einer gerechten Strafe zuzuführen. Sein Plan ist von langer Hand vorbereitet und erschließt sich dem Zuseher auch nicht sogleich, denn eingangs ist man eher bei den Drogenbenutzern zu Gast.
Wäre Val Kilmer nicht, den ich wirklich – und nicht nur hier – ganz prima finde, so hätte es nicht einmal für vier Punkte gereicht. Dabei beginnt der Film recht unterhaltsam mit einer Hintergrundstory über Amphetamin samt Explosion einer Drogenküche. Doch schnell kehrt Alltag ein, und der besteht aus den Erlebnissen de Drogies – samt einer überflüssigen und comichaften Episode rund um den Diebstahl einer Stuhlprobe. Irgendwie wirkt es so, als habe der Regisseur verzweifelt versucht, Originalität in eine an sich recht normale Story hineinzuquetschen, er nutzt ungewöhnliche Kamerawinkel, läßt einen Großhändler nasenlos sein…und Danny Trejo darf auch mittun. Ich kann derlei nichts abgewinnen, finde auch die Tätowierungen Kilmers nicht cool und hätte mich über einen etwas strafferen Handlungsverlauf gefreut. Aber zum Glück darf man auch mal subjektiv sein, und da geht es mir halt hier wie mit dem „Blade Runner“ – von allen geliebt, von mir nur als unterdurchschnittlich empfunden – und nur wegen Val Kilmer daher noch 4/10.