Als erstaunlich rund, wenngleich auch als nicht gänzlich zeitlos, präsentiert sich Finchers Debüt außerhalb des "Alien"-Franchises: "Se7en" flirtet mit dem düsteren Tenor der, durch Demmes "Silence of the lambs" geprägten, Thriller-Epoche der 90er, gefällt zeitgleich jedoch auch in seiner generellen und durchaus gelungenen Hommage an den verregneten und männerlastigen Film Noir vergangener Epochen.
So eindrucksvoll dieses Konzept im Visuellen aufgeht, so sehr bremst es "Se7en" auf der narrativen Ebene aus: In der Tradition kleiner und großer Strandkorb- und U-Bahn-Autoren, ergeht sich Fincher in einer kruden und letztendlich auch irgendwie dämlichen Mixtur aus dem allseits bekannten Zutaten des religiös motivierten und referenzierenden Fanatismus, des Ekels, des charismatischen Maniacs und - in seiner bierernsten Inszenierung - schon nahezu lächerlichem Pathos.
Zugute halten muss man "Se7en" seinen finalen Plottiwst, der, und sei er auch noch so kryptisch herbeikonstruiert, seine Wirkung nicht verfehlt.
Überhaupt funktioniert Finchers Film einzig über seine Atmosphäre wirklich, aber nicht über seinen Plot oder die Figuren, um die sich sein fimischer Mikrokosmos dreht: Trotz unglaublicher Omnipräsenz von Pitt und Freeman, gewinnt "Se7en" seinen Hauptdarstellern nur wenige wirkliche Facetten ab; auf Empathie verzichtet er - durchaus gewollt - nahezu vollständig.
Somit bleibt "Se7en" für mich persönlich ein schwieriger Kandidat; er ist keinesfalls ein schlechter Film, thematisch aber ungemütliche Kost, und - eingerahmt von "Silence of the lambs" und Finchers (weitaus besserer) Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex "Serienmörder" in "Zodiac" - doch auch auf hohem Niveau irgendwie verloren.