Review

ACHTUNG SPOILER!
Wer den Film noch nicht gesehen hat, sollte nicht weiterlesen!

Die Story:
Ein verrückter Serienkiller treibt in einer namenlosen Großstadt sein Unwesen. Er richtet die Opfer nach dem Prinzip der sieben Todsünden auf bestialische Weise. Die beiden Cops William Somerset (Morgen Freeman), der kurz vor seiner Pensionierung steht, und David Mills (Brad Pitt), jung und aufbrausend, werden auf den Fall angesetzt. Doch "John Doe", wie sich der Mörder nennt, ist den Cops stets eine Spur voraus und scheint seinen Verfolgern total überlegen zu sein.

"Sieben" ist einer der Filme, die man nie vergessen wird. David Fincher schuf mit diesem Film ein Meisterwerk, das den Zuschauer, ebenso wie Jahre später "Fight Club", auch lange nach dem Konsum noch beschäftigt.

Fincher tauchte seinen Film in eine düstere, morbide Optik. Die Sonne scheint nie, es regnet immer, es ist aber auch niemals richtig Nacht in der Großstadt ohne Namen. Durch diesen eigenwilligen Look wird eine Atmosphäre erzeugt, die unter die Haut geht und von Beginn an klar werden lässt, dass es für die beiden Polizisten keinen Ausweg und kein Happy End geben wird. Die ganze Zeit über beschleicht den Zuschauer ein ungutes Gefühl, das sich stets steigert und beim Finale in einer unbeschreiblichen Art und Weise übergeht in blankes Entsetzen. Der Schluss zerstört gnadenlos jeden noch so kleinen Hoffnungsschimmer auf ein halbwegs glückliches Ende beim Zuschauer. Genauso überraschend wie bei "Fight Club", aber eben doch viel entsetzlicher, weil man darauf niemals kommen kann.

Die eigenwillige Inszenierung ist freilich ein Grund, wieso viele Menschen, die fröhliche, Hollywood-typische Unterhaltungsfilme gewohnt sind, mit "Sieben" gar nichts anfangen können. Einige werden bereits nach wenigen Minuten abschalten, denn die Sicht auf die Großstadt ist einfach zu düster, zu pessimistisch für sanfte Gemüter. Die drastische Darstellung der Leichen, die John Doe hinterlässt, ist ebenfalls sehr erschreckend und hätte eine FSK 18 Freigabe sogar gerechtfertigt. Wer nach dem Film noch etwas essen möchte, dem empfehle ich gleich, es bleiben zu lassen.

Ein krasser Gegensatz zur Optik des Films ist dann das Finale, das von der Großstadt in eine einsame, karge Landschaft versetzt wird. Fast wird man geblendet von den grellen Farben und möchte am liebsten wegschauen, denn die Spannung steigt wirklich ins Unermessliche. Hier trägt dann auch die Musik von Howard Shore einen Großteil zur Atmosphäre bei, die vorher fast unbemerkt nur leise im Hintergrund gehalten wurde. Zum Schluss beweist er seine ganzen Qualitäten.

Wer den Film mehrmals sieht, den empfehle ich mal auf Dinge zu achten, die beim ersten mal nicht so auffallen. Auch wenn man dann das überraschende Ende schon kennt, wird man immer noch gefesselt sein. Wenn man sich beispielsweise mal die Farben ansieht, in der Bibliothek, in der Detective Somerset recherchiert: Alles düster und alt, dazu klassische Musik von Bach, doch dann kommt er in diesen einen Raum, in denen die grünen Lampen leuchten. Das sieht so wunderschön aus und ist so einprägsam, das kann einfach nur Fincher. Das ist nur ein Beispiel von vielen, "Sieben" ist ein Film, bei der man von fast von jeder Szene ein Bild machen und es sich an die Wand hängen könnte.

Die Schauspieler sind großartig, Brad Pitt in einer seiner besten Rollen, auch wenn sein Gesichtsausdruck beim Showdown etwas merkwürdig ist. Morgan Freeman ist, wie gewohnt, eine Klasse für sich und Kevin Spacey spielt den Serienkiller John Doe mit so einer Glaubwürdigkeit, dass man ihn einfach abgrundtief hassen muss. Auch Gwyneth Paltrow liefert in ihrer Nebenrolle eine klasse Performance und... Nein, ich sag’s nicht mal indirekt, auch wenn ich oben schon "Spoiler" hingeschrieben habe.

"Sieben" ist mit Sicherheit einer der denkwürdigsten Filme der 90er, der mit gewöhnlichen Hollywoodstreifen nichts, aber auch gar nichts gemeinsam hat (das bestätigt nicht zuletzt der verkehrt herum laufende Abspann). Ein abgrundtief pessimistischer Großstadtthriller mit einem unvergesslichen Ende, das als eines der Bösesten in die Filmgeschichte eingehen kann. Wer gute Nerven hat und auch ein sehr ungewöhnliches Erlebnis nicht abschreckt, dem kann ich nur raten, sich diese Meisterwerk anzuschauen. Genial, dafür gibt es keinen anderen Ausdruck!

"Ernest Hemingway hat einmal gesagt: ‘Die Welt ist schön, und wert, dass man um sie kämpft.’ Dem zweiten Teil stimme ich zu."

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