Dieses Meisterwerk kann ich nicht jedem empfehlen. Besonders unter Depressionen leidene Menschen sollten diesen meiden, zudem wurde der Filmstil nicht auf den populären Massengeschmack ausgerichtet.
Die Ereignisse die sich in dieser Story abspielen sind unbeschreiblich und namenlos. Dies beginnt schon mit dem ersten Mordfall. Selbst der erfahrene und kurz vor der Pension stehende Polizist Somerset muß im Laufe der Mordserie zugeben, so etwas noch nie erlebt zu haben. Zudem scheint der intelligente Psychopath die beiden Polizisten herausfordern zu wollen, denn er legt bewußt Spuren und gibt Indizien von seiner Denk.- und Moralwelt preis. Wie diese Gedanken.- und Moralvorstellungen aussehen, spiegeln auch das Wetter und die düstere und schmutzige Großstadt...... inklusive stupiden Bewohnern...... wieder. Erst als sich der Täter fast am Ziel wähnt und das Werk beinahe vollbracht scheint, scheint außerhalb der engen Stadt die Sonne in einer offnen, weiten und sauberen Kulturlandschaft.........
David Fincher malt hier ein sehr spannendes, düsteres und in seiner Vorstufe apokalyptisches Bild auf die Leinwand. Nur die Hauptfiguren lernt der Zuschauer näher kennen, dafür aber um so subtiler und vielschichtiger. Im Gegensatz dazu bleiben die unpersönlichen Bewohner dieser namenlosen Stadt mit westlichen Lebensstil, oft nur ein schmutziger Schatten ihrer selbst und entsprechen damit ganz den Vorstellungen des auf Absolut (Allmachtswahn) spinnenden Täters.
David Fincher hat aber auch kleine Oasen in diese Düsternis eingebaut. Da ist zum Beispiel die Bibliothekszene. Der unter Schlafstörungen leidende Somerset darf in dieser Sequenz, zu den Klängen von Bach, einmal die Ruhe einkehren lassen und betritt dabei einen romantisch ausgeleuchteten Studierraum mit grünen Tischlampen. Also mir tat es fast schon weh, als der letzte Musikton verstummt ist und man quasi wieder in die schmutzige und ruhelose Welt hinaus geworfen wurde.
Fazit: "Sieben" ist meiner Meinung nach besser und vielschichtiger als "Das Schweigen der Lämmer". Es geht in "Sieben" nicht nur um eine Mordserie, sondern auch um Gesellschafts.- und Konsumkritik. Die Morde verstehe ich als Stellvertrettermorde gegenüber stupiden menschlichen Verhaltensweisen, die zu morbiden Verhältnissen führen, dies wird auf krasse Art gezeigt. Das schockierende ist, daß man dem Killer, der sich John Doe nennt, in seiner Argumentation (wenn seine Handlungsweise weggelassen wird) irgendwie recht geben muß. Auch die "halbverschlafenen" Gegenreden der Polizisten ändern daran nichts. Der Zuschauer der nach diesem Werk wohl erst einmal wieder seine Fassung finden muß, wird vermutlich noch lange über diesen Film und über die realen Verhältnisse, in dieser von uns gestalteten Welt nachdenken!