Ich kann nicht verstehen, wieso Wesley Snipes’ neuester Film in Deutschland für so wenig Furore gesorgt hat, denn „Liberty stands still" ist meines Erachtens einer der packendsten, mitreißendsten und spannendsten Filme des jetzigen Jahres. Von der ersten Sekunde an schafft es der Regisseur, dank genialer Kameraführung, schneller und vor allem unterhaltsamer Schnitte und brillanter Schauspielerleistungen, für totale Kurzweile zu sorgen. Das mag zwar vielleicht für Filme mit Beteiligung von Snipes normal sein, schaut man sich die beiden „Blade"-Filme oder auch Sachen wie „Passagier 57" an, doch für solch eine eigentlich ereignislose Story ist das geradezu eine Kunst.
Die Story ist schnell erzählt, eine Waffenherstellerin namens Liberty Wallace (Linda Fiorentino) wird nichtsahnend Opfer eines Scharfschützen, indem sie sich in dessen Auftrag per Handschellen an einen Hot-Dog-Stand mitten in einem Park fesseln muss. Der Scharfschütze (Wesley Snipes) sitzt in einem Hochhaus und bedroht sein Opfer stets mit einer Waffe der Marke Wallace. Seine einzige Forderung ist lediglich die Infragestellung der Benutzung von Waffen, da kürzlich seine Tochter an einer Schule von einem Jungen per Kopfschuss getötet wurde, der in Besitz einer Waffe war, die von der Firma Wallace hergestellt wurde.
Ich würde das Ganze fast schon als fesselnd und atemberaubend beschreiben, denn selten waren die ersten 20 Minuten so spannend und schweißtreibend wie in „Liberty stands still". Das Besondere daran ist, dass dies nicht nach eben diesen 20 Minuten ein Ende hat, sondern sich alles über die vollen 92 Filmminuten erstreckt.
Die Story ist mitreißend, sozialkritisch und bringt den Zuschauer fast zum Verzweifeln. Denn er identifiziert sich fast schon eher mit dem Scharfschützen als mit der eigentlichen Hauptperson, Liberty Wallace. Doch auch diese mausert sich zunehmend zur sympathischen Person und der Zuschauer erhofft nicht Anderes, als dass „Liberty stands still" in einer Auflösung endet, in der das Ganze nur ein Traum der Waffenherstellerin ist. So ist es mir zumindest teilweise ergangen.
Die Schauspieler sind wie bereits erwähnt absolute Extraklasse, denn solche Filme werden geradezu von den Leistungen der selben getragen. Wesley Snipes ist fast schockierend kaltblütig, Linda Fiorentino ist zu Beginn ein absolutes Arschloch, verändert sich aber mit zunehmender Filmdauer. Der Rest ist eigentlich nur Ergänzung, denn Snipes und Fiorentino vollbringen wahre Meisterleistungen. Schon allein aufgrund dieser beiden Ausnahmeschauspieler sollte der Film mehr Aufsehen erregt haben. Dem war aber leider nicht so.
Das Drehbuch ist auch ein Ausnahmefall, denn „Liberty stands still" wird die meiste Zeit von Dialogen beherrscht und das ist ja bekanntlich sicher keine leichte Aufgabe, so was unterhaltsam und gekonnt in Szene zu setzen. Doch alles gelingt bestens und die oft erwähnte Kurzweile ist vollbracht.
Alles in allem ist „Liberty stands still" ein kleines, unbekanntes Werk, das es verdammt in sich hat und den Zuschauer zum Mitfiebern erregt. Trotz aller Unbekanntheit einer der spannendsten modernen Filme, den unbedingt jeder gesehen haben sollte. Viele werden sich vielleicht denken, dass ein solch unbekannter Film mit Beteiligung solcher Hollywood-Größen wie Snipes nur ein langweiliges Machwerk sein wird, doch diese tun mir jetzt schon leid. Einer der genialsten Filme dieses Jahres!! 9/10 Punkte