Extrem atmosphärischer, einfühlsamer Mysterythriller um eine verzweifelte Mutter, die sich nicht mit den gewaltsamen Tod ihrer Tochter abfinden kann und gefährliche Nachforschungen anstellt. "Nameless" überzeugt durch überraschend intensive Charaktere, eine sehr stimmige, trostlose Optik und einen klasse Spannungsbogen. Bereits mit dem perfekt inszenierten, gleichermaßen gefühlsbetonten wie schockierenden Beginn ist der Zuschauer 100%ig in das Geschehen einbezogen und vor die heimische Leinwand gebannt. Den Part der trauernden und desillusionierten Mutter spielt Jordi Dauder derart realistisch und eindringlich, daß man nur respektvoll den Hut ziehen kann. Doch auch die anderen Rollen sind sehr treffend besetzt, auch wenn sie freilich nicht ganz so sehr im Mittelpunkt der geheimnisumrankten Geschichte stehen. Regisseur Jaume Balagueró hat es verstanden, den Zuschauer stets zum passenden Moment mit einem weiteren Puzzleteil rund um den mysteriösen Geheimbund der Namenlosen zu versorgen. Langeweile ist somit ein Fremdwort, zumal die schon von sich aus sehr mitreissende Story noch durch dezente aber ungemein stimmige Schockeffekte ergänzt wird; Optisch dem trendigen "Ring"-Kamerageflacker folgend zwar nicht sonderlich innovativ aber in jedem Falle zweckmäßig. Absolut meisterlich präsentiert sich ferner der Soundtrack, der von spannungstreibendem Herzpochen über bedrohlich aufkeimende Melodien bis hin zu melancholischem Klavierspiel all das aufbietet, was man von einem herausragenden Score erwarten kann. Zusammen mit der gelungenen, unaufdringlichen und nüchternen Optik ergibt sich ein wunderbares Gruselflair, welches aufgesetzte Bluteffekte und Ähnliches absolut nicht nötig hat. (Die FSK18 ist angesichts von Werken wie "Sieben" ziemlich unverständlich)
Ich persönlich war lediglich von der finalen Auflösung etwas enttäuscht. Bereits nach wenigen Filmminuten hatte ich eine gewisse Ahnung, die sich leider letztlich bestätigte. Nichtsdestotrotz gibt es aber dem nachfolgend noch einen echten Kracher zum Abschluss, mit dem sicher niemand gerechnet hat.
Ein weiterer Umstand, der mir Kopfzerbrechen bereitet, stellt die Deleted Scene Nr 3 der deutschen DVD dar. Ich kann beim besten Willen nicht begreifen, weswegen diese Szene aus dem Film flog. Zwar ergründen sich die Inhalte dem Zuschauer aus dem Filmgeschehen heraus, doch hätte sich besagte, die ebenfalls von Trauer bestimmte Vergangenheit des Polizisten beleuchtende Szene, wirklich verdammt gut in das Geschehen eingefügt und "unnötiges Schlussfolgern" des Zuschauers verhindert. Mir ein mindestens so großes Mysterium, wie für unsere Hauptdarstellerin das Verschwinden ihrer Tochter...
Mit "The Nameless" reiht sich ein ganz starker, erfrischend intensiver Beitrag in die breite Riege der Edel-Thriller ein, den ein jeder, dem bereits Filme wie "Saw", "Sixth Sense" oder "Sieben" zusagten, im heimischen Filmregal stehen haben sollte.