Vor sechs Jahren wurde ihre Tochter Angela ermordet aufgefunden, heute erhält Claudia Gifford einen Anruf, bei dem eine Mädchenstimme behauptet: “Mami, ich lebe noch!”. Verwirrt wendet sich Claudia an den mittlerweile pensionierten Polizisten Bruno Massera, der damals den Fall bearbeitet hat, und bittet um seine Mithilfe. Bruno findet heraus, dass Angelas Tod etwas mit einem gewissen Santini und seiner Sekte der Namenlosen zu tun hat, die durch Schmerz und Leid höhere Weihen zu erhalten glauben. Während Bruno Santini im Gefängnis aufsucht, trifft sich Claudia mit dem Mädchen vom Telefon...
Es sind oftmals die ruhigen, unaufgeregten Genrefilme, die den besten Eindruck hinterlassen und an die man sich noch lange erinnern wird. Ganz in der Tradition spannenden Euro-Horror-Kinos à la „Spurlos verschwunden“ oder „Nightwatch“ kommt nämlich auch dieser spanische Psychothriller daher, der durch seine durchweg nihilistische Atmosphäre besticht und sich damit wohltuend anders von der zumeist arg oberflächlichen US-Ware der letzten Jahre abhebt. Bedingt durch den elegischen Erzählfluß und dem durchaus radikalen Schluß lassen sich sogar Parallelen zum japanischen „Ring“ ziehen – was allerdings nicht bedeuten muß, daß Jaume Balaguerós „The Nameless“ weit weniger eigenständig oder gar unoriginell ist. Im Gegenteil: Durch die Abkehr vom Bombast-Overkill und die Zuwendung zum klassischen Erzählkino, bei dem die Protagonisten mehr sind als nur Abziehbilder oder Kanonenfutter, wird wieder eine filmische Qualität erreicht, wie man sie bereits seit einigen Jahren aus Übersee nicht mehr zu sehen bekommen hat. So hat „The Nameless“ für mich durchaus zu recht auf einigen wichtigen Fantasy-Festivals Preise abgeräumt. Auf DVD letterboxed (1,85:1). Mit Emma Vilarasu, Karra Elejalde, Tristán Ulloa, Pep Tosar u.a.
Nachtrag aus 2013:
Auf der kürzlich erschienen BD (16:9) findet man neben einigen unveröffentlichen Szenen (durchaus interessant) auch noch zwei Kurzfilme des Regisseurs, die bereits sein Talent für düstere Stoffe durchblitzen lassen.
© Selbstverlag Frank Trebbin