John Ramsey Campbell ist ein britischer Auto, dessen Werke viele Elemente von H.P. Lovecraft enthalten. Sein siebter Roman "The Nameless" wurde das erste Mal im Jahr 1981 veröffentlicht. Der spanische Regisseur Jaume Balagueró (Darkness, Hell´s Resident) machte seinen ersten Spielfilm daraus, der mit einer Vielzahl von Preisen gewürdigt wurde. Das Markenzeichen seiner Filme ist diese extrem düstere Grundstimmung in Verbindung mit einem im Hintergrund bleibenden Score. Und besonders "The Nameless" ist ein Paradebeispiel für Atmosphäre und das mit den einfachsten Mitteln. Gewollt monoton, trist und dunkel präsentiert sich sein Film von Anfang bis zum wahrlich bitteren Ende, ohne jegliche schöne Bilder. Zusätzlich streut Balagueró einige alptraumhafte Zwischensequenzen, die zwar teilweise etwas zusammenhanglos wirken, aber zusätzlich für Bedrohung sorgen. Zappelnde Gestalten, gruselige Töne und blutige Bilder extrem schnell geschnitten sollen die Alpträume der Hauptfiguren darstellen. Und für Alpträume hat Claudia Gifford (Emma Vilarasau) auch jeglichen Grund, denn ihre Tochter Angela ist spurlos verschwunden. Kurz darauf wird die schrecklich entstellte Leiche eines Mädchens gefunden, der Ermittler Bruno Massera (Kara Elejalde) ist sich sicher, dass es sich hierbei um Angela handelt.
Fünf Jahre später hat sich Claudia immer noch nicht erholt und plötzlich erhält sie einen Anruf ihrer totgeglaubten Tochter. Zusammen mit Bruno will sie der Sache auf den Grund gehen, die Spur führt zu einer mysteriösen Sekte, deren Wurzeln bis zum zweiten Weltkrieg zurückreichen.
Der größte Alptraum aller Eltern ist das eigene Kind zu verlieren, doch Claudia hat zudem noch mit Ungewissheit zu kämpfen. Sie wurde von ihrem Mann verlassen und ist selbst nach fünf Jahren noch nicht über die Sache hinweg. Nun dieser dubiose Anruf ihrer Tochter, die angeblich noch am Leben ist und um Hilfe fleht. Und hier nimmt eine undurchsichtige Geschichte ihren Lauf, die immer komplexer wird. Claudia und Bruno gehen den spärlichen Hinweisen nach, die jedoch oft ins Nichts führen. Gerade in der ersten Halbzeit tritt "The Nameless" etwas auf der Stelle, vielleicht auch aufgrund des sehr gemächlichen Erzählstils. Jedoch fiebert der Zuschauer dank der menschlichen Charaktere mit. Auch Brunos Motiv warum er Claudia trotz des Ruhestands hilft ist sehr tragisch, schließlich wird auch noch der Journalist Quiroga (Tristán Ulloa) in die Sache verwickelt. Zusammen geht man zahlreichen Spuren nach, die immer wieder zu neuen Figuren oder bösen Überraschungen führen, schließlich sind die Wurzeln der Sekte im Zweiten Weltkrieg zu suchen. Und so sehr man sich bemüht etwas vorherzusehen, die verschachtelte Geschichte lässt einem nicht die geringste Chance.
Balagueró zieht die Spannungsschraube erbarmungslos an und besonders das Gieren nach des Rätsels Lösung sorgt für die uneingeschränkte Aufmerksamkeit des Zuschauers. Man hetzt von einem düsteren Ort zum nächsten und auch die Unterredung mit Sektenführer Santini (Carlos Lasarte) bringt nicht den gewünschten Erfolg. Balagueró lässt den Zuschauer bis zum Ende zappeln, bevor er endlich mit einer Lösung herausrückt. Und diese hat es wirklich in sich, ist aber zugleich auch ein Wehrmutstropfen. Selten gab es solch ein bösartiges Finale, leider bleiben aber auch Fragen offen. Auch die unüberlegte Handlungsweise der Figuren im Finale ist zu kritisieren, aber hier ist die Spannung fast unerträglich. Wer den Schocker "Martyrs" gesehen hat, wird einige Parallelen ausmachen können, was die Story betrifft.
Die Darsteller machen ihre Sache toll, allen voran Emma Vilarasau, die hier als Mutter ein wahres Martyrium durchmacht und ihre Rolle sehr menschlich verkörpert.
Ein Film wie ein Alptraum, dessen komplexe Story sich sehr langsam entfaltet. Und so wahrt Balagueró auch das Interesse des Zuschauers, denn gerade die erste Halbzeit ist zu gemächlich. Aber "The Nameless" lebt auch von seiner Atmosphäre, die düsterer nicht sein könnte. Auch sollte man sich auf ein garstiges Finale vorbereiten. Jedoch bringen solche Geschichten auch immer Wehrmutstropfen mit sich, so hier ein sehr offenes Ende und es werden längst nicht alle Fragen beantwortet.