„Solche Scheißkerle sind absolut krank! Stecken sich brennende Watte in den Arsch und holen sich einen runter! Ich kenn’ so’n paar!“
Zunächst einmal frage ich mich, warum „The Nameless“ im Deutschen (wohlgemerkt!) nicht schlicht „Die Namenlosen“ heißt, schließlich werden jene in der deutschen Synchronisation auch exakt so genannt. Etwa, weil die englische Übersetzung vermeintlich „hipper“ und „moderner“ klingt? Nun, wer es „hip“ mag, sollte besser die Finger von diesem spanischen Horrorfilm bzw. Mystery-Thriller von Regisseur Jaume Balagueró aus dem Jahre 1999 lassen, denn „The Nameless“ erzählt seine Geschichte langsam und behutsam und setzt auf eine ausdrucksstarke, unheimlich triste, gefühlskalte Atmosphäre statt übermäßig auf grafische Schauwerte oder gar „coole“ Sprüche. Und das gelang zweifelsohne ziemlich gut und sorgt für eine unwohlige Gänsehaut. Man bediente sich dafür einer blassen, tristen Farbgebung, der gesamte Film wirkt wie ein kalter, unwirtlicher Novembertag. Die Farbtupfer in Form von gelegentlichen blutigen oder anderweitig grässlichen Szenen tragen sodann natürlich nicht sonderlich dazu bei, das Geschehen aufzuhellen, im Gegenteil – gut so, man bleibt konsequent seiner Linie treu und setzt die sorgfältig aufgebaute Stimmung nicht aufs Spiel. Ein Zugeständnis an die „Moderne“ sind dabei allerdings die selbstzweckhaften, nicht so recht zum Film passen wollenden Zwischensequenzen; hektisch geschnittene, verfremdete und wackelnde Bildabfolgen, die ein actionreiches Finale, das sich zahlreicher Horror-Elemente bedient, suggerieren, das es zumindest in dieser Form nicht gibt. Die Schauspieler indes sind stets auf der Höhe und fügen sich mit der Verkörperung der ihnen zugeschriebenen, vom Leben gebeutelten Charaktere (den überstrapazierten Begriff „Anti-Helden“ möchte ich in diesem Zusammenhang nicht verwenden) und dem passenden Ausdruck in Mimik und Körpersprache gut in die negative Grundstimmung des Films ein. Die Handlung um ein verschwundenes, für tot erklärtes Mädchen, das sich nach Jahren plötzlich telefonisch bei seiner Mutter meldet und dessen Spuren zu einer finsteren Sekte führen, fiel relativ komplex aus und sichert sich die Aufmerksamkeit des Zuschauers nachhaltig, macht neugierig und übt eine gewisse Faszination aus. Leider entpuppt sie sich am Ende als doch arg konstruiert, denn die Auflösung mit ihrer bösen Pointe hat man zwischenzeitlich durchaus erahnt bzw. befürchtet, als „zu platt“ aber schnell beiseite gewischt. Leider kommt es trotzdem genau so und ist wird dem Vorausgegangenen nicht gerecht. Das ist etwas enttäuschend und wirkt, als wäre es nicht ganz gelungen, alle guten Ideen, alle Fäden zu einem starken Finale zusammenzuziehen; oder aber man hat aus einer schwächeren Grundidee stilistisch und dramaturgisch das beste herausgeholt - je nach Sichtweise. Nichtsdestotrotz ist „The Nameless“ ein guter Film, der besonders Freunden des atmosphärischen Thrillers/Horrors ans Herz gelegt sei.