Fünf Jahre nach dem Verschwinden ihrer kleinen Tochter erhält die verzweifelte Mutter einen Anruf: "Mama, ich bin's...komm und hol mich". Sollte das wirklich ihre Tochter gewesen sein, die da um Hilfe gerufen hat? Gemeinsam mit einem ehemaligen Kommissar macht sie sich auf die Suche und gerät in einen Strudel von Furcht und Geheimnissen.
Und wieder ein ertklassiger Thriller aus Spanien, der es nahezu perfekt versteht, die Genres Thriller, Horror-und Mystery miteinander zu verbinden und so für ein herrlich gruseliges Filmvergnügen zu sorgen, an dem man als Zuschauer seine wahre Freude haben kann. Regisseur Jaume Balaguero ([rec], [rec] 2) hat schon mit seinem Langfilm-Debut "The Nameless" sehr eindrucksvoll unter Beweis gestellt, das er ein ausgesprochenes Faible für Filme hat, die sich auf dem Spannungssektor ansiedeln. Bei vorliegendem Werk handelt es sich allerdings um einen Mystery-Thriller, der mit einigen dezenten Horroranleihen angereichert wurde und über eine eher bedächtige und sehr ruhige Erzählweise auffällt. Es passiert eigentlich nicht wirklich viel und actiongeladene Passagen sollte man erst gar nicht erwarten, aber dennoch entfacht die Geschichte ihre ganz eigene Dynamik und fördert dabei eine Intensität an den Tag, die sich fast schon körperlich auf den Zuschauer überträgt. Denn ohne es richtig zu merken, wird man immer tiefer in das ominöse und geheimnisvolle Geschehen hineingezogen, das man dabei stellenweise wirklich vergisst, das man sich hier lediglich in der Zuschauerrolle befindet. Vielmehr entwickelt sich ein Eindruck, das man sich mit der Mutter Claudia auf die verzweifelte Suche nach ihrer totgeglaubten Tochter begibt und dabei vollkommen ahnungslos ist, in welche Gefahr man sich dabei begibt. Denn trotz der eher ruhigen Töne die "The Nameless" anschlägt, kann man die mysteriöse Gefahr irgendwie fühlen, die aber lange Zeit über absolut nicht greifbar ist.
Erst mit zunehmender Laufzeit taucht man immer tiefer in die Ereignisse ein und erhält langsam aber sicher einen etwas klareren Blick dafür, um was sich das ganze Szenario eigentlich dreht. Dabei kommt man einer obskuren sektenähnlichen Gruppierung auf die Spur, die sich eben "Die Namenlosen" nennt und im weiteren Verlauf der Geschichte werden auch Ziele immer deutlicher, die diese Gruppierung anscheinend verfolgt. Balaguero hat es allerdings hervorragend verstanden, dem Zuschauer immer nur kleine Häppchen zuzuwerfen, mit denen sich dieser erst einmal zufriedengeben muss. Eine endgültige und lückenlose Aufklärung der Gesamtzusammenhänge erhält man nämlich erst wenige Minuten vor dem Ende, denn bis dahin befindet man sich zusammen mit den Protagonisten der Geschichte auf der fast schon fieberhaften Suche nach einer Wahrheit, die man am liebsten wieder verdrängen möchte, wenn man sie erst einmal kennt. Denn das Ende des Szenarios ist ein echter Tiefschlag in die Eingeweide des Betrachters, kommt es doch äusserst abrupt, knallhart und absolut kompromisslos, wobei es einen erst einmal mit einem offenstehenden Mund zurücklässt. Man muss das Gesehene wirklich erst einmal sacken lassen und das fällt gar nicht einmal so leicht, vor allem wenn man es aus der Sicht der Mutter sieht.
Das herausragende an diesem Werk ist neben der extrem dichten und streckenweise sehr bedrohlichen Grundzüge der dramaturgisch erstklassig gezogene Spannungsbogen, denn während man zu Beginn eher das Gefühl bekommt, von der Story seltsam eingelullt zu werden, so verdichtet sich die spannungsgeladene Atmosphäre fast minütlich und entfacht dabei eine solch starke Faszination, das man sich nicht dagegen erwehren kann. Es entsteht eine Art Sog, der einen in den Strudel der mysteriösen Geschichte hineinzieht und einfach nicht mehr loslassen will, wodurch der Zuschauer selbst zu einem Teil der Ereignisse wird, die eine fast schon hypnotische Wirkung erzielen. Streckenweise entwickelt eine Gänsehaut , die sich wie eine unangenehme und viel zu enge zweite haut über einen legt, ohne das man sich dazu in der Lage fühlt, diese abzustreifen. Zu sehr fühlt man sich in das Szenario involviert und hat die Befürchtung, das sich die eigens angestellten Vermutungen über die Zusammenhänge bewahrheiten könnten, was die ganze Zeit über eine extrem starke Beklemmung verursacht, der man sich nur zu gern entledigen würde.
So erlebt man also letztendlich ein durchaus schweisstreibendes Filmerlebnis, in dem der aufkommende Horror einem unter die Haut kriecht, dabei aber eine unglaubliche Intensität freisetzt, die nicht spurlos an einem vorrübergeht. Erstklassige Darsteller sorgen dabei dafür, das die freigesetzten Emotionen auch wirklich glaubhaft erscheinen und beim Zuschauer einen extrem authentischen Eindruck hinterlassen. In einigen ganz wenigen Einstellungen wird dabei vielleicht sogar schon etwas zu dick aufgetragen, was allerdings keinen sonderlich großen Kritipunkt darstellen soll, denn insgesamt gesehen wird man mit bravourösem Schauspiel konfrontiert, das einen nicht unwesentlichen Anteil am insgesamt hervorragendem Gesamteindruck hat, den man von diesem fantastischen Film gewinnt. Balaguero hat es ausgezeichnet verstanden, mit minimalistischen Mitteln die maximale Wirkung zu erzielen, es gibt keinerlei großartige Effekte und auch Action und ein rasantes Erzähltempo sind hier eher Fremdworte. Vielmehr bekommt man eine wahnsinnig spannende Geschichte präsentiert, in der sich mit der Zeit ein immenser Spannungsbogen entwickelt, der sich ganz am Ende in einer Schlusseinstellung entlädt, die von der psychischen Wirkung her nicht härter hätte ausfallen können.
Fazit:
"The Nameless" ist ein Leckerbissen für Freunde von Mystery-Thrillern, die durch eher ruhuge Töne zu überzeugen wissen, aber mit der zeit eine solche Intensität freisetzen, das einem dabei fast schwindelig werden kann. Das bedächtige Erzähltempo versucht dabei den Zuschauer richtiggehend einzulullen, um ihn dann jedoch mit ziemlicher Wucht in ein Geschehen zu integrieren, das mysteriös und sehr geheimnisvoll daherkommt und eine unglaubliche Faszination entfaltet, derer man sich beim besten Willen nicht entziehen kann. Ein erstklassiger Filmgenuss, an dem man als Liebhaber solcher Filme einfach nicht vorbei kommt.
8,5/10