<!--StartFragment -->Durch vielseitiges Kunstschaffen in allen Arten des Rhythmus geübt verlegt sich Regisseur Dante Lam hierbei getreu des Titels und seiner entsprechenden Geschichte auf den Zustand, vor den entscheidenden Sekunden vollkommen unbeweglich wie eine Statue verharren zu können. Auf den richtigen Moment zu warten, den perfekten Augenblick, das Ziel jederzeit im Visier. Vor einem großflächig exzeptionellen Hintergrund mit einer Überfülle an psychischem Reichtum und heftig verzierten Ornamenten wird die Akribie bis zum finalen Schuss beschrieben, die Zuverlässigkeit und Unzweideutigkeit des Treffers, seine Glorifizierung und das Ritual. Alles vor und Alles nach dem Einschlag mauernbrechender Schwerkaliber ist eine isolierte Aufzählung von Erinnerungen, als besonders vorbereitendes Gemüt.
Ein Zeitraum von ganzen vier Jahren wird dabei ab- und wieder aufgedeckt, in rankenförmigen Verzierungen die Erlebnisse mehrerer Charaktere geschildert, deren Lebenswege sich mit den Mitteln ihrer jeweiligen Moral in einer Kreuzung von Leben und Tod überschnitten haben. Die Entladung der Aggression steht unmittelbar bevor, wird aber immer wieder kleinschrittig verzögert, zum Zweck der Reminiszenz, dem Gespür für die Gefahr und dem zuweilen pathetischen Kult geduldet. Double Tap im ikonenhaften Großformat:
Nach vier Jahren Haft für Befehlsverweigerung und einem tödlichen Schuss im Dienst wird der ehemalige Scharfschütze Lincoln [ Huang Xiao-ming ] aus dem Gefängnis entlassen. In fester Überzeugung, damals von seinen Kollegen, insbesondere der ärgsten Konkurrenz Hartman [ Richie Ren ] im Stich gelassen zu sein, organisiert sich der manisch nach Rache strebende auf dem Schwarzmarkt ein Gewehr und hilft aus sicherer Distanz den Gaunern Big Head [ Liu Kai-chi ] und Quinn [ Lam Chi-tai ], ihren Gangboss Tao [ Jack Kao ] aus dem Polizeigewahrsam zu befreien. Größere Ziele im Sinn bahnt sich ein unerbittliches Duell zwischen den Kriminellen und Hartmans Einheit, speziell seinem Freund und Assistenten Shane [ Bowie Lam ] und den gleichsam nach Klarheit strebenden Teammitgliedern Iceman [ Wilfred Lau ] und OJ [ Edison Chen ] an.
Materiell die instinktive Einschätzung von Gut und von Böse, wobei die Zerrissenheit gerade bei Lincoln – als die inhaltliche Verbindung aller Charaktere – gerne in stillen Zwiegesprächen, eingeschobenen Nebensätzen und gelegentlichen Überreizungen verdeutlicht wird. Seine Schlüsselfunktion, die auch als einziger nennenswert personeller Faktor dem gesamten Text zugute kommt, wird folgerichtig in einer achronologischen Überflutung an Bildern und Informationen bereitgehalten. Vielerlei Rückblenden dienen zwar der konkreten Beschreibung vergangener Ereignisse, halten aber keinerlei neue Wendungen, besonders exemplarische Erklärungen oder zumindest anregende Unstimmigkeiten bereit. Die Vorstellung von seelischer Niederlage und Triumph im special forces cop squadron drama wird zwar mit dem offenkundigen Hinweis auf Wahrzeichen wie Hochzeitsbilder und Ruhmeshallen illustriert, aber trotz Schwere im Vortrag nie zum spürbaren oder wenigstens verbissen darum kämpfenden Gefühl erweckt. Gerade das kurz angeschnittene und so zudiktiert wirkende Privatleben der im Mittelpunkt stehenden Beteiligten erscheint als theatralisch unnötiges Beispiel; in der ansonsten als visuell beeindruckende Ausstellungserfahrung angesiedelten, damit aber auch vollends ausgelasteten Inszenierung interessieren weder geschiedene Frauen noch allein gelassene Töchter noch spielsüchtige Väter.
Achtsamkeit, die Nachfrage überhaupt und Höchstwertung gibt es so nur für die überwältigenden Andeutungen, das Optimum an Produktionswerten, dass mit offen zur Schau getragener Üppigkeit ebenso ausgestattet ist wie mit dem Blick für symbolische Repräsentation und die Konstruktion der Vehemenz. Ästhetische Annehmlichkeit, nach Regeln abgepasst für sowohl archaisch-traditionelle Bilder als auch dem Sinn konsequent gewählter Ausschnitthaftigkeit. Im Vordergrund sind die Aufnahmen auf dem Trainingsfeld, eine riesige freie Fläche mitten vor der Skyline der Stadt, welches scheinbar nur mit nacktem braungebrannten Oberkörper betreten werden darf. Maskulin wuchtiger das Entlanghangeln an den verschiedenen Einsätzen, die benachbarte Platzierung in den allenthalben ausgedehnten Straßen, in denen sich die kapitalen Sturmangriffe um gekenterte und/oder explodierte Karosserien als Bollwerk geliefert werden. Als Hochleistungspaket draufgängerischer Bewährung im kleinen Rahmen ein Shootout innerhalb eines Fahrstuhls, dessen destruktive Ereignisse mit dem Nachschub neuer Magazine im nur unwesentlich offeneren Treppenhaus fortgesetzt werden, und der Abschluß in einem verrosteten Fuhrpark ausgedienter Vehikel.
Gegründet auf einer wohlgenährten Herkunft im einerlei Ausdruck, aber mit verschiedenen Geschmack in verschiedener Wirkung umgesetzt, versteift sich die – [ über ein Jahr wegen Scherereien mit der Chinesischen Zensur und dem Sexskandal um Edison Chen um Giftschrank versteckte und dort auf kompakte 86min getrimmte ] – Media Asia Produktion gerade auf die bereits als Anschauungs- und Vergleichsmaterial vorhandenen Option Zero [ 1997 ] und Hit Team [ 2001 ], mit denen Dante Lam in schon gewissenhafter Weise, aber auch genormter Gleichförmigkeit die ganz ähnlich angesiedelten Arbeiten seines Mentors Gordon Chan fortzuführen gedachte. Alte Schule, harter Kern, bullet crazy, vordergründig kühl zwischen Metall und Asphalt gefangen.
Bei allen Werken bestimmend ist die repräsentable Prägnanz der Waffen und ihrer Träger, das den Fetisch bedienende Hervorheben der Gewehre als Werkzeug der Interessen, welches in ihrer abstrakten Reflektion auch prompt die soziale Pyramide der Gesellschaft beeinflusst, und die Übersetzung der Actionszenen im Detail, die gerade mit Hauptaugenmerk auf die zentral überragenden Feuergefechte diese jeweils im zwischen hauchzart und knusprig austarierten Verhältnis formulieren. Auch "Godly Gunslingers" [ Lit: ] bietet diese blutige Existenz auf Erwartungen und Forderungen bezogen und ihre Effektivität der formal absoluten Wahrheit, die Manifestation frontal gezogener Kinematik, lässt es aber – [ wie auch bei dem während Dreh und Schneideraum vollends verpatzten Heat Team, 2004 ] – nie bis zum Exzess ausschweifen, sondern wirkt auch dort oft wie ein vergleichsweise zurückhaltend angesprochenes Zwischenspiel. Pflanzt sich trotz der finalen Verwendung gar von Bordbewaffnung nicht zum Siedepunkt, über eine auffallende Steigerung zur Krönung der Hierarchie vor, sondern blendet in leider antiklimatischer Setzung überraschend früh weg.