Na ja, der Klappentext liest sich irgendwie schon mal nicht verheißungsvoll. Umso verwunderlicher ist es dann auch, dass ich mir dann "Genug!" auch ausgeliehen habe. Und die Kurzzusammenfassung auf dem Rücken des Covers offenbarte sich nach dem Ansehen als Art Prophezeiung, denn ein allzu guter Film versteckt sich in Michael Apteds neuestem Machwerk sicherlich nicht.
Dieser geht zwar reichlich geschickt an seinen Film ran, aber bei näherem Überlegen kann das gleich wieder anders gedeutet werden. Ich rede von dem Fakt der kleinen Episoden, die sich anfangs des Film nacheinander tummeln. Einerseits spart Apted so massenweise an Filmmaterial und Zeit, in dem er keine richtige Verbindung zwischen den Episoden, sogar mit Kapiteln betitelt, ähnlich wie bei Filmen auf DVD. Somit kann das Ganze als Trick bezeichnet werden, andererseits aber auch als Ausweg, um Zeit zu sparen und auf viele Dialoge zu verzichten, die aufgrund der Darsteller sicherlich nicht unbedingt gelungen sind bzw. weitere auch nicht willkommen wären.
Die Story ist auch sehr unglaubwürdig, ja fast schon übertrieben. Slim (Jennifer Lopez) arbeitet gemeinsam mit ihrer besten Freundin (Juliette Lewis) in einem kleinen Restaurant, in dem sie auch bald einen netten, sympathischen Mann namens Mitch kennenlernt, den sich dann auch nach einiger Zeit arbeitet. Eigentlich ist es der perfekte Partner, er sieht gut aus (zumindest nach Meinung der beiden Restaurant-Arbeiterinnen), ist reich und sehr nett. Die beiden werden bald Eltern und die perfekte Ehe scheint präsent. Doch bald entpuppt sich der Ehemann als brutaler Schläger, was Slim nicht lange auf sich sitzen lässt und zusammen mit ihrer Tochter verzweifelt auszieht. Doch Mitch, mit all seiner Macht, die er besitzt, schafft es immer wieder, seine entkommene Ehefrau aufzuspüren. bis diese die Schnauze voll hat und sich einen Trainer zulegt, der ihr Kampfkünste lehren soll.
Klingt beschissen und lächerlich, ist aber tatsächlich so. Der Zuschauer bekommt zwar während des Films so gut wie gar nicht zu wissen, wie denn Mitch immer auf den Aufenthaltsort seiner Frau kommt, aber das ist schnell erklärt. Da es ziemlich wahrscheinlich gar nicht möglich ist, mit normalen Mitteln (so wahnsinnig genial sind Mitchs Möglichkeiten nämlich auch nicht) jemanden so schnell aufzuspüren, hat sich der Drehbuchautor einfach mal gedacht, vieles nicht zu erwähnen, da so gar niemand seine Abneigung dem Drehbuch gegenüber aussprechen kann. So stellt ich mir das vor. Über das, was im Film nicht vorkommt, wird sich der Konsument schon nicht aufregen. Falsch gedacht, denn mit der Zeit wirds richtig langweilig, da die gute Slim, die während des Films ihre Identität ungefähr 1347 Mal wechselt, tun und machen kann, was sie will, ihr cooler Stecher schafft es einfach immer, sie zu finden. Warum die Tochter auch ihren Mund hält und nie frägt, wieso die ganze Zeit herumreisen, wird auch nicht beantwortet. Genauso wenig wie die Dummheit des Ex-Freundes von Slim, keine Ahnung mehr, wie der im Film heißt, bei dem Slim kurzzeitig Unterschlupf sucht, bis ein paar, angeblich FBI-Agenten, in das Haus eindringen (dank eines Durchsuchungsbefehles, der ja eigtl. keiner ist, aber das interessiert auch keinen) und den heißen Beschützer fast töten. Diesen juckt das aber reichlich wenig, schickt seinem Fast-Mörder noch nen lässigen Spruch nach, bevor er sich wieder seiner eigentlichen Flamme Slim zuwendet und vor ihr den harten Kerl raushängen lässt. Das Ende reißt auch nochmal richtig vom Hocker. Da liegt Mitch im Bildschirmhintergrund ganz deutlich am Boden und die gute Slim ruft grad ihre beste Freundin an. Doch nach keinen 10 Sekunden steht Mitch wieder hinter ihr und zieht ihr eine mit einer Schreibtischlampe drüber. Wie Mitch binnen kürzester Zeit da hingelangt, bleibt offen, aber wahrscheinlich wird man wohl da nie eine Antwort drauf finden.
Jaja, ihr seht bzw. lest schon, wie cool der Film ist. Na ja, was solls, kann ja nicht alles perfekt sein. Aber "Genug!" ist von dem Wort "Genialität" so weit entfernt wie die Erde vom Mond. Also schon verhältnismäßig weit. Die Schauspieler sind allesamt nicht erwähnenswert, lediglich Jennifer Lopez noch einigermaßen, aber auch nur im Gegensatz zu ihren Kollegen. Es gibt so vieles, das einen am Film einfach nur aufregt, aber man würde so wahrscheinlich nie mehr fertig werden. Gut, unterhalten kann er, genauso wie hin und wieder Spannung erzeugen, aber gibt man sich mit so was zufrieden, gerade wenn Michael Apted, der, noch nicht lange her, einen James-Bond-Film drehte?
Macht euch selbst eine Meinung von "Genug!" aber beklagt euch danach nicht, ihr seid nicht gewarnt worden. Der schlechteste Film, den ich seit langem gesehen habe! 3/10 Punkte