Review

kurz angerissen*

Lokalgeschöpf Toxie auf Besuch im fernen Japan strickte das herrlich subversive Trash-Original schlüssig weiter und war insofern auch eine Parodie auf Sequels per se - dem Regionalen musste die zwangsläufige Ausbreitung auf das Globale folgen. Obwohl der dritte Teil eigentlich nur ein Produkt des überschüssigen Drehmaterials war, das Lloyd Kaufman als zu wertvoll erachtete, um es in der Schublade versauern zu lassen, verspricht der Auftakt eine weitere Entwicklung, die sich durchaus mit den postmodernen Superheldenfilmen der heutigen Zeit à la "Super" oder "Kick-Ass" messen kann: Was passiert eigentlich, wenn der Held dermaßen aufgeräumt hat, dass es keine größeren Probleme mehr gibt als Omas, die beim Kartenspielen betrügen?

Kaufman und Herz lassen also einen arbeitslosen Toxic Avenger täglich beschämt in seine Müllkippe zu seiner blinden Freundin zurückkehren. Hier, wie auch später, wenn sich das Blatt wendet und der einstige Held von Tromaville zum Yuppie mutiert, hat die zweite Fortsetzung ihre besten Momente. Ron Fazio sieht unter seiner Gummimaske mit dem beweglichen Kunstauge einfach so bescheuert aus wie eh und je, erst recht, wenn er Lacoste-Poloshirts trägt und arrogant auf seine Umwelt herabschaut. Auch dass in einer Videothek wahrhaftig der Bär steppt (eine 80er-Trainingstusse mit Dauerwelle im glänzenden Body wackelt da mit den Hüften, während sie den Rücken einer VHS liest, und ein 70er-Pimp mit dreifacher weiblicher Begleitung markiert den King of the Jungle), muss heute als visionäre Satire gelesen werden, fast so, als sei sich Troma des Aussterbens des Videokultes vollkommen bewusst gewesen.

Sobald aber Apocalypse Inc. auf den Plan tritt, macht sich bemerkbar, warum der dritte Teil als schlechtester der Reihe gilt. Da kann Rick Collins als gegnerischer Fiesling im Anzug bzw. in grüner Teufelshaut noch so Tim-Curry-esk vom Leder ziehen, er ändert nichts an der langatmigen Wiederholung der Storyelemente des zweiten Teils. Insbesondere das kindisch in Prüfungen aufgeteilte Finale lässt jede subversive Kraft vermissen. „The Last Temptation Of Toxie“ hat wie jeder Teil seine Momente, es ist aber zu verstehen, dass man in der vierten Auflage vor allem die Gewaltschraube wieder mächtig andrehte und sich gar selbstironisch für Teil 2 und 3 entschuldigte.

*weitere Informationen: siehe Profil

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