Ein Film, bei dem irgendwie alles schief gelaufen ist, trotz eines äußerst bekannten Regisseurs, der schon die ein oder andere Perle auf uns losgelassen hat, eines Monster-Budgets und des Skandal-Faktors, der aber auch nicht mehr Leute ins Kino locken wollte.
Welcome to "Showgirls"!
Fangen wir mal mit dem lustigen Drehbuch an: Was Joe Eszterhas sich dabei gedacht hat, weiß ich nicht, aber sein Skript ist so voll von klischeebeladenen Figuren und klassisch schlechten Dialogen ("You've got nice tits. I like nice tits!" - "I like having nice tits!"), außerdem so vorhersehbar, dass es eine wahre Freude ist, den jeweils nächsten Schritt richtig vorauszusagen.
So hat man auch bei unserer Nomi irgendwie das Gefühl, verarscht zu werden. Denn erstens ist dieser Charakter so platt und tausendmal da gewesen (blabla Glück in fremder Stadt versuchen usw.), zweitens spielt Elizabeth Berkley so erbärmlich schlecht, dass man gar nicht mehr weiß, wie man sich vor lachen noch halten soll. Jeder Gesichtsausruck ist garantiert verfehlt, wobei sie ja eigentlich nur einen hat. Das Bemerkenswerteste daran sind die Schmolllippen, die ständig "I wanna suck your dick!" zu hecheln scheinen.
Der Rest der Besetzung macht da noch eine halbwegs passable Figur, allerdings spielen zumindest Kyle MacLachlan (wie kann sich mein "Twin Peaks"-Liebling nur für so einen Schrott hergeben) und Gina Gershon (gewohnt knackig) weit unter Wert. Vorzeige-Bösewicht Robert Davi ist übrigens auch mit von der Partie, hat aber an seinem klischeehaften Typisch-Zuhälter zu knabbern.
Übrigens ist der Film voll von homoerotischen Unertönen. Gina Gershon ist hier lesbisch, außerdem sind die Tanzeinlagen (für die wohl ein Großteil des Budgets draufging, anders kann ich mir das nicht erklären) höchst tuntig ausgefallen, deshalb wohl auch der legendäre Ruf von "Showgirls" in der Schwulenszene. Mich hat der übertrieben Glitzerfummel bei den Auftritten übrigens viel mehr genervt als die schlechten Schauspieler und das peinliche Drehbuch. Darüber kann man sich wenigstens noch amüsieren, doch bei sämtlichen Auftritten gehen einem die Augen über.
Die Quittung gab's dann prompt bei den "Razzie Awards", wo ziemlich viele Beteiligte eine "Goldene Himbeere" einheimsten und "Showgirls" zum schlechtesten Film des Jahrzehnts gekürt wurde. Was mich freut: Paul Verhoeven war bei der Zeremonie sogar freiwillig anwesend, gab zu, dass er ein Millionenbudget so in den Sand gesetzt hat und nahm die Sache mit Humor. Hut ab vor diesem Mann und meine uneingeschränkte Sympathie für diesen Auftritt! Trotzdem ist das keine richtige Entschuldigung, denn von Verhoeven ist man viel Besseres gewohnt.
Wer sich mal wieder so richtig amüsieren will, ist herzlich eingeladen. Ein grottiger, aber unterhaltsamer Film (im Gegensatz zu einem Scheißdreck wie "Striptease"), an dem man gut sehen kann, dass viel Geld und ein prominenter Regisseur noch lange keinen guten Film machen. Könnte ein Klassiker des schlechten Geschmacks werden!