Nomi, eine vorbestrafte Waise, versucht ihr Glück als Tänzerin in Las Vegas. Doch aller Anfang ist schwer, also muss sie erst mal in einem Stripclub die Hüften schwingen. Durch ihre neue Freundin Molly lernt sie aber auch die andere, glitzernde Seite kennen: die Show "Goddess" im Stardust Hotel. Der dortige Star Crystal verschafft Nomi ein Vortanzen und die fackelt natürlich nicht lange. Daraufhin kommt es zu Erfolgen und Rückschlägen, doch Nomi will ganz nach oben und ist bereit, für ihre Karriere Einiges zu tun...
Die Geschichte vom No-Name zum Superstar ist natürlich alles andere als originell, aber die hiesige Umsetzung ist es definitiv. Ich kenne jedenfalls keinen vergleichbaren Film, der zudem zwei Stunden Topunterhaltung bietet. Außerdem ist er auch aus moralischer Sicht anspruchsvoll, aber vielen Leuten scheint das Erkennen einer solchen Botschaft schwer zu fallen, wenn ständig knackige Titten und Ärsche zu sehen sind.
Natürlich ist der Film provokant, aber es ist keine Provokation um ihrer selbst willen, weil erstens das stereotype Bild von der durch den Mann diskriminierten Frau letztendlich korrigiert wird. Und zweitens zeigt der Film, dass auch karrieregeile Menschen ihr Herz am richtigen Fleck haben wenn es darauf ankommt.
Was die Darsteller angeht, hat "Showgirls" einen Haufen coole Charaktere zu bieten: die aufstrebende Nomi, die sich mit der arroganten Crystal ein erotisch-intrigantes Techtelmechtel liefert sowie der Entertainment-Direktor Zack, der gekonnt mit beiden Ladies rummacht. Auch Nomis Kumpel James und der schmierige Stripclub-Besitzer Al kommen dank ihrer großen Klappe sympathisch rüber. Doch mein absoluter Favorit ist Tony Moss, und die Szene, in der er neue Tänzerinnen für die Show aussucht, ist einfach göttlich: "Probier´s mit Yoga oder häng Dich an die Decke. Und ciao!" oder "Zeigt mir Eure Titten ... (die 3 übrig gebliebenen Damen zögern) ... Herrgott, ich hab ´ne Oben-Ohne-Show, also zeigt mir Eure Titten!"
Derartige Sprüche sind wahrscheinlich der Grund, warum "Showgirls" in der Regel als oberflächlich und sexistisch abgestempelt wird, aber das ist dieser Film nicht. Man muss sich nur die Mühe machen, hinter die funkelnde Fassade einer weltweit bekannten Metropole wie Las Vegas zu blicken, um seine inhaltliche Tiefe und menschliche Wärme erkennen zu können, was für aufgeschlossene Filmfans eigentlich kein Problem sein sollte. Und auch wenn das viele Leute anders sehen und diese Perle gnadenlos unterbewerten, ist sie für mich eines der besten Werke von "Skandalregisseur" Paul Verhoeven.
9 / 10