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Graf Dracula hat es nicht leicht, denn seit dem Sonnen-Tod seiner geliebten Braut Herminie vor über hundert Jahren muss er sich selbst um seinen Sohn Ferdinand kümmern, der als zimperliches Weichei ziemlich aus der Art geschlagen ist. Als dann auch noch revolutionäre Elemente sein transsilvanisches Schloss in Beschlag nehmen, bleibt dem Grafen nichts anderes übrig, als zusammen mit Ferdinand die Flucht zu ergreifen. So verschlägt es die Draculas nach einigem Hin und Her nach Frankreich, wo sie auch prompt voneinander getrennt werden und sich aus den Augen verlieren. Während Ferdinand nun versucht, mit Hilfe des arabischen Einwanderers Khaleb ein einigermaßen geregeltes Leben zu führen und einer ehrlichen Arbeit nachzugehen, bringt es sein Vater glatt zum Star einer Reihe von Vampirfilmen. Als die beiden sich wieder über den Weg laufen, ist die Wiedersehensfreude nur von kurzer Dauer, denn sowohl Graf Dracula als auch Ferdinand haben ein Auge auf die Hübsche Nicole geworfen, die einen Zahnpasta-Werbespot produziert und dafür dringend einen echten Vampir auftreiben muss. Beim Kampf um die Liebe der jungen Frau werden Ferdinand und sein Vater nun auch noch zu erbitterten Rivalen und machen sich gegenseitig so richtig das Leben schwer... "Die Herren Dracula" ist eine ziemlich ungruselige Vampir-Komödie, die genretechnisch betrachtet einzig und allein durch den Umstand ein wenig Gewicht bekommt, dass mit Christopher Lee hier doch tatsächlich DER "Dracula"-Darsteller schlechthin erneut in seiner Parade-Rolle auftritt... und dieser somit die Gelegenheit erhält, sein Horror-Image ein wenig zu verhohnepiepeln. Sicherlich musste sich der charismatische Lee, der sich zu dieser Zeit nach einigen Schund-Streifen von Jess Franco wohl auf dem Karriere-Tiefstpunkt befunden hat, nicht lange zu dem erneuten Wechsel ins Komödien-Fach überreden lassen. Da sich Edouard Molinaro dem "Dracula"-Mythos doch immerhin auf eine eher respektvolle Art und Weise nähert, hat man es hier glücklicherweise nicht mit einer derart dümmlichen Parodie zu tun, wie es zwanzig Jahre später bei Mel Brooks' arg danebengegangenen "Dracula - Tot aber glücklich" der Fall gewesen ist. Die wahren Höhen eines ewigen Klassikers wie "Tanz der Vampire" erreicht der gerade mal gefällig inszenierte "Die Herren Dracula" jedoch wiederum auch nicht, denn dazu hätte es eines intelligenteren Humors und der sicheren Regie eines Ausnahme-Talents vom Format Roman Polanskis bedurft. Da die meisten Gags ganz konträr zum gewählten Thema jedoch wenig "beißend" und relativ harmlos sind, ist nicht viel mehr dabei herumgekommen als ein launiges, auf oberflächliche Lacher hin ausgerichtetes Filmchen, das auch dank der gut aufgelegten Darsteller bis zum Schluss für Amüsement sorgt. Sind die in Rumänien spielenden ersten fünfzehn Minuten mit ihren Reminiszenzen an die alten Hammer-Streifen atmosphärisch noch recht gut gelungen und vielversprechend, vollzieht das Ganze mit der Überfahrt der beiden Vampire nach Frankreich einen Schlenker in wesentlich seichtere Gefilde und verkommt zur reinsten Nummern-Revue. Von da an bestimmen witzig gemeinte Episödchen aus dem Leben der Draculas die Geschichte, so dass sich der Zuschauer ein Bild von den Alltags-Problemen machen kann, die das Blutsauger-Dasein so mit sich bringt. Nun ja, das ist ja auch okay. Vor dem drohenden Sonnenaufgang flüchtet man sich deshalb schon mal in den nächstbesten Gully und in Särgen wird da vor dem Kauf erst einmal probegelegen, ob die auch wirklich nirgendwo drücken... das ist so das Niveau, auf dem sich die Witze zumeist bewegen. Ein paar sanfte satirische Spitzen verstecken sich dann noch in der Nebenhandlung rund um die arabischen Immigranten, bei denen Ferdinand zunächst unterkommt, doch die sollte man nicht überbewerten, einen wirklich gesellschaftskritischen Kommentar zur unschönen Situation ausländischer Arbeiter im Pariser Moloch gibt Regisseur Molinaro in diesen wenigen Minuten nicht ab, denn dazu steht ihm der Sinn zu sehr nach anspruchslosem Entertainment. Was bleibt ist eine simple Komödie, die zwar recht ulkig und sympathisch daherkommt, die mit einem anderen Hauptdarsteller in der Rolle des Grafen Dracula aber auch ganz schnell wieder der Vergessenheit hätte anheim fallen können... und das dann noch nicht einmal zu Unrecht.

6/10

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