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„Sehen Sie ihn sich doch nur an: Der einzige Vampir, der so mittelmäßig wie ein Mensch geworden ist!“

„Die Herren Dracula“ ist eine französische Vampirkomödie von Regisseur Edouard Molinaro („Der große Blonde auf Freiersfüßen“) aus dem Jahre 1977 nach der Literaturvorlage „Der Vampir von Paris“ von Claude Klotz. Graf Dracula (Christopher Lee, „Dracula“) zeugt einen Sohn mit einer Sterblichen und wird Jahrhunderte später von den Kommunisten aus Rumänien vertrieben. Es verschlägt ihn nach London, wo er erfolgreich eine Filmkarriere antritt, während sich sein Filius Ferdinand (Bernard Menez, „Das große Fressen“) in Paris als Nachtwächter durchschlägt. Als sie sich nach längerer Zeit wiedertreffen und in dieselbe Frau (Marie-Hélène Breillat, „Der letzte Tango in Paris“) verlieben, entbrennt ein erbitterter Konkurrenzkampf…

Die Idee, einen Vampir mit den Problemen der Moderne zu konfrontieren, birgt natürlich reichlich komödiantisches Potential. Diese Idee dann auch mit einer Vater-Sohn-Fehde zu verbinden und einen so gar nicht den Klischees entsprechenden Vampirsohn, der zwischen dem menschlichen Leben auf der einen und dem Vampirismus auf der anderen Seite hin- und hergerissen ist, klingt nach dem Stoff für eine höchst amüsante Komödie. Zumal man Christopher Lee für eine der beiden Hauptrollen gewinnen konnte, obwohl dieser seiner Dracula-Rolle eigentlich längst abschwören wollte.

Nach einem wie aus einer britischen „Hammer“-Produktion entsprungenen Prolog vermischt Molinaro Parodie, Situationskomik, Liebesgeschichte und Familiendrama miteinander. All das geschieht sympathisch, kurzweilig und mit französischem Charme, lebt gewissermaßen aber mehr von seinen ungleichen, hervorragenden Hauptdarstellern als unbedingt von seinem Humor, der, wie sich mit fortschreitender Spielzeit herausstellt, wenig bissig, fast gefällig daherkommt. In dieser Hinsicht hätte man mehr aus dem Stoff herausholen können, dann wäre der kitschige Unterton angesichts der Entwicklung (Achtung, Spoiler: Durch die Liebe zu einem Menschen wird Ferdinand selbst zu einem...) weniger stark aufgefallen. Wann immer Molinaro sich an offensiverem Humor versucht, droht der Film, einem Stilbruch anheim zu fallen und gerät ein wenig ins Schlingern. Am besten funktioniert er als Parabel auf die Phase der Pubertät und der Abkapselung von den Eltern. Über weite Strecken ist auch das „Was wäre, wenn...“-Spielchen, das einen erhabenen Vampir mit Alltagsproblemen konfrontiert und zu Gedankenspielen dahingehend anregt, wie sich ein Vampir heutzutage verhalten müsste und wer aus der eigenen Nachbarschaft einer sein könnte, recht reizvoll, nutzt sich aber etwas schneller ab, als der Film sein Ende findet. Dieses fiel etwas eigenartig aus, versucht sich aber glücklicherweise nach einem leider eher flachen und eindimensionalen Finale nicht an einem klassischen „Happy End“.

Wer mit leiserem französischen Humor etwas anfangen kann, wird mit „Die Herren Dracula“ ebenso eine gute Zeit verbringen wie ein Christopher-Lee-Fan oder wissbegieriger Vampirfilm-Nerd. Allen anderen würde ich zunächst einmal eher zu Polanskis „Tanz der Vampire“ bzw. den de-Funès- und Richard-Höhepunkten raten (Louis de Funès bleibt auch gegen Dracula der Chefcholeriker und Pierre Richard der tollpatschigere und trotteligere Verlierer als Dracula-Zögling Ferdinand).

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