„The Specialist“ ist ein Film, dessen Inhaltsangabe viel verspricht, der aber den Erwartungen (zumindest meinen) nicht gerecht wird.
May Munro/Adrian Hastings (Sharon Stone) heuert Ray Quick (Sylvester Stallone) an, um der Mafia bzw. einigen ihrer Funktionäre auf den Pelz zu rücken, weil die ihre Eltern vor langer Zeit killten. Stallone, der derartige Aufträge öfters erledigt, zieht die Sache auch erwartungsgemäß mit hoher Präzision durch. Da trifft sich’s doch toll, dass ausgerechnet sein schlimmster Feind und ehemaliger Kriegskamerad Ned Trent (James Woods) korrupter Polizeichef in der Sache ist und dementsprechend vom Paten bezahlt wird. Zufälle gibt’s! Da kann er doch gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. May führt zwar ein Doppelspiel, ist aber eigentlich kein böses Mädchen und schlägt sich natürlich (die Bilder auf der Warner DVD-Hülle verraten es) ganz auf die Seite von Sly. Der lässt sich dann auch nicht lange bitten, der Schönen die verhassten Mörder aus dem Weg zu bomben.
Soweit zum (fast) unkommentierten Inhalt! Das Problem ist allerdings, dass der Film seine Schwächen hat. Und die sind weniger auf der Makroebene des Films angesiedelt, nein, der Teufel steckt vielmehr in der Ausführung, im Detail, im Mikrokosmos. So sind beispielsweise viel zu kitschige Liebesszenen zwischen Stallone und Stone zu sehen, die zumindest mich langweilen. Ich meine, wer „Basic Instinct“ wegen der Nakedeiszenen Sharons mochte, könnte auch dem hier ’ne Chance geben. Nicht nur, dass die beiden schon vor ihrem ersten nichttelefonischen Treffen fast vor Begierde aufeinander explodieren - er baut mit verträumten Augen weiter seine Bömbchen und sie windet sich spärlich bekleidet vor Verlangen auf dem Sofa – ihre Rendezvous sind denkbar abgedroschen. Sobald sie sich nämlich denn persönlich kenneng elernt haben, können sie es natürlich überhaupt nicht erwarten auf dem harten Duschenboden – wie man das zuletzt in den 80ern so bravourös zu Stande brachte – Beischlaf zu tätigen, wobei die Musik in bester „Trio mit vier Fäuste“-Liebesszenen-Manier daherträllert. Also nur vom Feinsten! Ferner gibt’s zwar recht gute Explosionen zu sehen, die aber zu gelangweilt daherkommen. Sly kriegt noch nicht mal richtig die Augen auf wenn wieder mal einer seiner Zündsätze explodiert und irgend’nen Typen in Flammen aufgehen lässt. Er wirkt, als würde er während der Explosion einschlafen. Entweder war er 1994 sehr cool oder (noch) ein schlechter Schauspieler. Ich maße mir mal nicht an, das zu entscheiden. Wie dem auch sei, der Film entwickelt sich natürlich standardmäßig und Überraschungen gibt es – wenn man die Hülle mal näher angeschaut hat – auch keine. Also alles in allem ein paar nette Pyroeffekte und eine solide Fernsehfilmstory, aber für einen guten Kinoactionfilm war mir das alles zu durchschnittlich und zu lieblos dahingepfeffert.
Ich mag die meisten Sylvester Stallone Filme, und auch den Kauf dieses Streifens hier habe ich nicht wirklich bereut. Wer aber wirklich gute Stallone-Action sehen möchte sollte eher auf „Cliffhanger“, „D-Tox“ oder auch auf den „Demolition Man“ zurückgreifen. Von „Rambo“ natürlich ganz zu schweigen!
6/10 Punkten