Wer hätte als schüchterner Pennäler nicht davon geträumt, dass ihn ausgerechnet die coolste Klassenkameradin, die selbst in der spießigsten Schuluniform noch sexy aussieht und ihn bisher nie eines Blickes würdigte, plötzlich verführt ? - "Love you more" schildert genau dieses Wunder, an dessen Existenz man bis zum Schluß nicht glauben mag...
Manchester 1977 - Es wäre auch sicher nicht dazu gekommen, wenn der brave Peter (Harry Treadaway) in dem kleinen Plattenladen nicht ausgerechnet die neue Single der "Buzzcocks" hätte kaufen wollen. Genau die Platte, die auch Georgia (Andrea Riseborough) haben wollte. Mit einer prüfenden Frage stellt sie schnell fest, dass sich ihr unscheinbarer Klassenkamerad mit den Buzzcocks tatsächlich auskennt und nicht irgendeinem Trend hinterher läuft. Als er ihr dann die letzte Single auch noch überlassen will, klaut sie diese einfach und fragt ihn, ob er nicht mit zu ihr kommen will, um sie sich gemeinsam anzuhören.
Auch der Film "Love you more" ist ohne die Buzzcocks nicht vorstellbar, denn die Punk-Rock-Band widmete sich in ihren Texten den verwirrten Gefühlen der Heranwachsenden in ironischer Form, und anders ist auch der Film nicht zu verstehen. Denn Peter läßt kaum ein Fettnäpfchen aus, um der eindeutigen Einladung der verführerischen und extrem abgeklärten Georgia zu entgehen. Obwohl es offensichtlich ist, wie sehr er auf sie abfährt, ziert er sich mimosenhaft, aber entgegen der üblichen Erwartungshaltung, bleibt Georgia hartnäckig und erfüllt alle seine Wünsche auf das perfekteste.
Während man in Filmen dieser Art immer mit dem Scheitern rechnet, schildert "Love you more" das genaue Gegenteil, da mit Georgia eine Figur im Mittelpunkt steht, die nur als Wunschtraum angesehen werden kann. Spätestens dann, wenn sie zum Schluß nicht nur die Erfüllung frivoler Wünsche darstellt, sondern scheinbar auch an einer ernsthaften Beziehung interessiert ist, während Peter sich innnerhalb kürzester Zeit zu optischer Coolness gewandelt hat, befindet sich der Film in einer Art unrealistischer Überhöhung.
Indem "Love you more" seine Story aber nicht als Farce erzählt, sondern ganz ernsthaft bleibt, befindet er sich genau auf der Linie der Buzzcocks-Texte, die einerseits ironisch, andererseits sehr treffend die Gefühle der Heranwachsenden nachempfanden. Mag sein, dass diese Geschichte nur der Fantasie eines pubertierenden Jünglings ohne sexuelle Erfahrung entsprungen sein kann, aber möglich wäre sie doch ? (8/10).