Review

Sicherlich aus Eigeninitiative, dennoch mit offenkundiger Anlehnung an Prachya Pinkaews Chocolate in Szene gesetzte und auch verbal diesen Vergleich hervor provozierende, die Gemüter schon im Voraus erhitzende Wiederbelebung einstiger Tugenden, deren Präzisierung im Versuch dessen stecken geblieben ist. Xiong Xin-xins Regiedebüt weist und dies leider auch überdeutlich die Schwierigkeiten auf, in selber Manier die in schierer Häufigkeit bis hin zu ununterscheidbarer Menge hervorgebrachter battle queen Actionfilme der späten Achtziger / frühen Neunziger zu wiederholen. Damals eine volkstümlich weit verbreitete Anregung, die solange andauerte, bis sich im wöchentlichen Rhythmus die nächste einstellte. Heute alljährlich vollmundige Versprechungen, die selten den Prüfungen standhalten, denen ihr Ergebnis im harten Licht der Realität ausgesetzt ist.

Auch Xiong wagte sich mit Diagnosen und Prognosen während der Dreharbeiten an die Öffentlichkeit, beschwor die vermeintlichen Mängel der thailändischen Konkurrenz ebenso wie auf die Vorzüge der eigenen Reinheit und das Andenken rückwirkend betrachtet großer Begebenheiten verwiesen wurde. Eine starke Neigung der Verkennung, der Über- und Fehleinschätzung, die im direkten Kontakt in der Distribution und Rezeption selbst die schöpferische Lust, geschweige denn die Fähigkeit der Umsetzung in geeignete Bilder missen lässt. Ein Operieren mit leeren Flächen:

Security Guard Nie Yiyi [ Jiang Luxia, Nationalwide Wushu Champion in Shaolin quan und Vice Chairperson of the Beijing Sports University Wushu Association ] hat nach dem Tod ihres Vaters vor zwei Monaten viel an Lebensfreude verloren; mit ein Grund, warum sie beim plötzlichen Auftauchen ihres Sandkastenfreundes Zhongtian [ Sam Lee ] die Chance annimmt, für dessen Boss, den Businesstycoon He Kun-yong [ Eddie Cheung ] und dessen Frau Suzanne [ Peggy Tsang ] als Bodyguard zu arbeiten. Die Chance für einen Neuanfang und der Ortswechsel von China nach HK in die reiche Gesellschaft beflügeln die junge Frau, die ehrenamtlich als Martial Arts Trainerin für die Eleven tätig ist, nur kurzfristig; wird während eines Geschäftsessens mit Huo Wu [ Chan Kwok-pong ] trotz ihrer erbitterten Gegenwehr durch eine Übermacht ihre Klientel entführt. Bei der Suche nach Täter und Opfer stellt sich heraus, dass ein Syndikat von Wettspielern im Ultimate Fighting Milieu dahinter stecken, wobei es besonders der als Favorit gesetzte Song Li-shan [ Kane Kosugi ] auf den unfreiwilligen Neuankömmling abgesehen hat.

Dabei deutet es sich schnell an, dass die Geschichte [ Arbeitstitel: Broken Net. Wörtliche Übersetzung: Unparallelled Fight ] und ihre Abhandlung alles andere als geistig abstrahiert ist. Wirft man zu Beginn noch einige Rätsel in den Raum, die mitsamt einer schon unbeholfen erscheinenden Regie, unnötigen Rückblenden und seltsam unwirklich verdünnten Schauplätzen tatsächlich ein geringes Interesse am Fortgang auslösen können, so pendelt sich die Handlung bzw. das Verhaltensmuster der Figuren beizeiten auf ein Tournament - ähnliches Ereignis mit eventuell entsprechenden showstopper - Qualitäten im Abhaken all der sich steigenden Gefahren ein. Das Drehbuch als Hilfskonstruktion zur Bewältigung bestimmter [Rec]-Schlagworte, als zugleich öffentliche und privat mediale Kommunikation zwischen den verschiedenen Figuren. Ein reiz- und stuntarmes Textsubstrat. Die Protagonistin als Vermittlungsinstitution wird hierbei durch andere Erzählmedien ersetzt, ein über Jahre hinweg nicht gesehener und auch nicht mit ihm in Kommunikation gestandener "Freund", der sich auch körperlich stark verändert hat, muss als Begleiter und Anleiter und damit als wortwörtlich dünne Basis herhalten. Der Rest läuft gar nur über den Monitor und Kamera bzw. genauso anonym über Telefon und in den Raum geworfenen Behauptungen ab. Feinde kommen aus dem Nichts und gehen nach Sekunden auch wieder dahin, Auftraggeber des ganzen ominösen Geschehens sind gleichfalls von ungewisser Abstammung wie die Merkmale einer geschlossenen szenischen Einheit fern sind.

Sowieso ist eine zeitliche, räumliche, narrative Diskontinuität unterschnitten, was sich abseits aller sonstigen Mängel leider und sträflich auch auf die Choreographie bezieht und die somit die eigentlich selektierende und akzentuierende Instanz auswirkt. Trotz Xiongs jahrelanger Erfahrung auf diesem Bereich, die selbst dem ungeduldig strengen Tsui Hark die unbefristete Anstellung als hauseigenem Action Director Wert war, enttäuscht man selbst in der kinetischen Manipulation und straft den eigenen preisenden Worten Hohn. Weder wird das Augenmerk auf lange, die absolute Wahrheit einfangende Einstellungen gelegt noch die Abkehr der in der puristischen Theorie verpönten Hilfsmittel des wirework eingehalten; das genaue Gegenteil ist gar der Fall und damit aufgrund all der eigenen Lobpreisungen auch deutlicher bewusst.

Den Qualitäten der Hauptdarstellerin selber muss ausnahmsweise nicht abgesprochen werden. Nicht bloß, dass sie trotz ihrer unbestritten vorhandenen Weiblichkeit ein gewisses nassforsch-herbes Äußeres und burschikoses Auftreten nicht unähnlich einer Yukari Oshima und die klassische Angel of Vengeance Verstellung mit sich bringt – eine zu Willkommen heißende Aura, mit der sich in Dennis Laws kürzlich angelaufenen Bad Blood noch verstärkt identifiziert wird –, auch ihre Physis und Akrobatik muss sich nicht hinter dem imponierenden Vorbild verstecken. All dies nützt aber wenig, wenn in entlarvenden Trugbildern die körperliche Konstitution auf eine Aneinanderreihung von in das Leere laufende Bewegungen und ebensolchen Luftschlägen reduziert und so der Auftritt der Beauty Investigator geschwächt und nicht einmal entsprochen, geschweige denn verstärkt wird.

Quantitativ eine wenigstens solide, für heutige Verhältnisse der Zurückhaltung und die Schwierigkeiten bei der Finanzierung schon angenehm zahl-, theoretische auch abwechslungsreiche Aufstellung von Kampfszenen, ob nun in der Fabrikhalle auf hoher Brüstung, in gleichfalls luftigen Bambusgerüsten, im Wasserbasin vor johlender Meute oder einem untervölkerten Restaurant nebst Küche, die durchaus das Potential unerschöpflicher Mannigfaltigkeit von Attraktion ergeben könnte. Qualitativ trotz teilweise vielversprechenden Ansätzen und dem plötzlichen Gelingen erst im Showdown eine unbegreifliche Einschränkung, mit Vorsicht, Netz und doppeltem Boden. Für das Talent vor und hinter der Kamera ein großes ununterrichtetes und unverrichtetes Nichts aus weder wohl geordnet evozierender noch ungerad provozierender und auch nicht musikalisch unterstützter Schnittmontage. Eine reichlich sanfte Wiederkehr von einerlei Schlägen mit Verzicht auf Sach- und Personenschaden, die nur einen geringen Grad der Aufmerksamkeit auslösen und auch nicht mehr rechtfertigen können.

Details
Ähnliche Filme