In diesem Film von und mit Clint Eastwood geht es um einen alten Cowboy, oder vielmehr um einen brutalen Revolverhelden, der seine "besten" Jahre längst hinter sich hat. Er führt nun eine Art Biedermeier-Leben auf einer heruntergekommenen Schweinefarm, auf der die Zahl der Schweine krankheitsbedingt täglich reduziert wird. Zu allem Überfluss ist vor einigen Jahren auch seine Frau gestorben, sodass er seine Kinder allein versorgen muss.
Er liegt regelrecht im Dreck, bis eines ominösen Tages das Angebot eines jungen Auftragskillers kommt, er solle sich ihm doch anschließen, da eine Prostituierte bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt wurde, was für ein großzügiges Honorar gerächt werden solle. Der graue Wolf fühlt sich an vergangene Zeiten erinnert und will sein letztes großes Abenteuer wagen.
Zusammen mit seinem besten Freund und dem jungen Mann schickt er sich an und ermordet die Frauenschänder, wobei er es aber nicht fertig bringt sie eigenhändig zu erschießen. Der einst skrupellose Coyote des wilden Westens hat seine Zähne verloren.
Das ändert sich allerdings, als sein bester Freund vom Sheriff (Gene Hackman) einer nahe gelegenen Stadt grausam zu Tode gefoltert wird. Er macht sich nun daran einen grausamen Rachefeldzug gegen den Sheriff und sein Gefolge zu begehen, mit allen Konsequenzen. Der Revolverheld von früher, der damals vor keiner Brutalität Halt gemacht hat, beruft sich nun wieder auf seine Urinstinkte und agiert regelrecht erbarmungslos. Er richtet im städtischen Bordell ein wahres Blutbad an.
Danach ist es kurze Zeit ruhig und schließlich wird das letzte Kapitel des Westernhelden geschrieben. Er zieht nämlich in die große Stadt nach Frisco, worauf er dann den wilden Westen ruhen lässt. Und genau so verhält es sich auch mit dem Genre "Western". Western waren 1992 schon lange out. Doch Eastwood hat sich getraut eine Hommage und gleichzeitig einen Abgesang zu drehen, der dem Genre in allen Belangen gerecht wird.
Am Schluss stirbt sowohl der grausame und machtgeile Sheriff als auch die Rolle seines Bezwingers, dem einsamen Desperado, der zwar noch weiterleben darf, aber erkennen muss, dass eine Ära beendet ist. Lediglich der Biograph, der Symbol für das Großstadtleben ist, überlebt außerdem noch am Schluss.
Clint Eastwood schafft es in dem Film mit dem bedeutungsschwangeren Titel "Erbarmungslos" auf fulminante Weise den Western wieder aufleben zu lassen, um ihn dann wieder endgültig sterben zu lassen. Eine stilvollere Handhabung ist kaum möglich. Vor allem die malerischen Bilder und die scherenschnitthaften Abbildungen, z.B. von Munny's Haus, sprechen eine deutliche Sprache.
Ein kleiner Kritikpunkt ist vielleicht die etwas zu lang geratene Nebenhandlung mit dem britischen Erzfeind des Sheriffs, aber ansonsten kann ich den Film nur weiterempfehlen.