Toll gespielter Edelwestern von und mit Clint Eastwood, der durch eine einfach gestrickte aber nichts desto trotz ungemein mitreißende Story zu fesseln weiß. Zweifelsohne eine der größten Stärken von Erbarmungs ist wie so oft Eastwoods Film-Charakter, der hier keineswegs eine der stereotypen Heldenrollen einnimmt sondern vielmehr einen heruntergekommenen, vom Alter gezeichneten Schweinehirten un Ex-Verbrecher darstellt, der zum Wohle seiner zwei kleinen Kinder, deren Mutter vorzeitig verstarb, ein letztes Mal zum Colt greift.
Es gibt wohl keinen zweiten Schauspieler, der mit seiner versteinerten Mimik und der dennoch unglaublichen emotionalen Intensität so eine Rolle besser verkörpern und spielen könnte; wie weit Eastwoods eigenes Bemühen am Gelingen des Filmes ging, zeigt allein die Tatsache, daß
er viele Jahre in die lange vor Produktionsbeginn erdachte Rolle hineinalterte...
Meiner Meinung nach stellt "Erbarmungslos" die herausragendste Leistung Eastwoods - sowohl hinter als auch vor der Kamera - dar. Absolut beeindruckend in filmtechnischer Hinsicht zum Beispiel das fantastische Intro, das daran anknüpfende Outtro sowie der atmosphärisch und optisch überwältigende Showdown, der zudem mit einer selten gesehen Kaltschnäutzigkeit und
Brutalität aufwartet und dem Zuschauer auf diese Weise noch einmal eindrucksvoll die tiefen seelischen Narben des von Eastwood verkörperten Anti-Helden vor Augen führt.
Ebenso herausragend sind die Performances der Nebencharaktere, wobei vorallem Gene Hackman und Morgan Freeman hervorzuheben sind. Auch ihre Charaktere überzeugen durch Tiefe, die vielleicht nicht immer offensichtlich ist aber dennoch umfassende Einblicke in die Persönlichkeiten erlaubt. Lediglich der jungen Revolverheld konnte mich nicht vollends überzeugen: Seine Anwesenheit wirkt im Ganzen gesehen doch etwas überflüssig und verhindert möglicherweise ein noch intensiveres und "kälteres" Zusammenspiel zwischen dem Duo Eastwood/Freeman und Gesetzeshüter Hackman.
"Erbarmunslos" ist eines der ganz großen Meisterwerke, die das Spät-Westerngenre jemals hervorgebracht hat - mit seinen Antihelden, ihrer drückenden manschlichen Leere und Hoffnungslosikeit sowie einer perfekten Kameraarbeit oskarprämiertes Pflichtprogramm für jeden Cineasten und Eastwood-Fan!