Review

Zwei Alte und ein Kurzsichtiger auf Kopfgeldjagd…31.01.2009

Oscars deren vier, dazu nach allerhand andere Priese abgeräumt, aber dennoch darf ich mich hier so verhalten wie beim allseits gelobten „Blade Runner“ – ich mag auch diesen Film nicht und finde ihn extrem langatmig und langweilig. Da bin ich ziemlich allein, wenn ich so die überall veröffentlichten Kritiken lese, aber was soll ich sagen – Filme können ja auch manchmal genau so wenig munden wie ein Wein, der teuer und kostbar sein mag, aber einfach nicht schmeckt. Woran liegt es, sind doch hier alle Mann an Bord, die ich eigentlich gerne auf der Leinwand sehe, auch Eastwood dreht an sich keine wirklich schlechten Filme, aber hier springt der Funke nicht über, der Film ist einfach viel zu lang, hat eine überflüssige Nebenhandlung mit Richard Harris an Bord und verzichtet auf all die schönen Dinge, deretwegen ich das Westerngenre mag.

Nun, soll ja auch eher eine Charakterstudie sein, wenn man den Hymnen Glauben schenken soll, ein Abgesang auf den Western, eine Demontage der Klischees. Jaja, das ist alles sicherlich wahr, aber muß es deswegen denn so unglaublich unspannend zugehen? So zäh und so langatmig? Man wartet die ganze Zeit darauf, daß irgend etwas geschieht, und wenn es dann zum Showdown kommt, ist dieser natürlich, dem Geist des Films folgend, sehr unspektakulär und auch gleich wieder vorbei. Dabei deutet alles auf ein großartiges Feuergefecht hin, ist es nicht nur das Kopfgeld, das den alternden Revolverheld Munny motiviert, sondern auch noch der Drang nach Rache, wurde doch sein alter Sattelgefährte ohne Grund zu Tode gepeitscht. Und auch die Ausgangssituation des Streifens ist interessant, denn einige Huren wollen zwei Männer tot sehen, die eine der Dirnen mit Messerschnitten verunstaltet haben, und so setzen die Damen ein Kopfgeld aus, welches sich die alten Herren Munny und Ed verdienen wollen, sollen es doch die Kinder mal besser haben als man selbst.

Schon nett zu sehen, wie Westernikone Eastwood am Anfang des Films in einen Schweinetrog fällt und es dann kaum mehr auf ein Pferd schafft. Man freut sich auf den weiteren Verlauf, aber dann wird an schnell und hart auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, denn es passiert bis auf die letzte Viertelstunde eigentlich nichts. Man reitet, wird krank, bekommt vom Sheriff ein paar eingeschenkt, wird wieder gesund und bringt dann Leute um, wobei der dritte Mann, ein Nachwuchskiller, sogleich die Lust am Töten verliert. Dazwischen redet man über die tote Ehefrau, über die alten Zeiten, über den Todesengel, über die Gesichter der Ermordeten, die einem ab und an erscheinen, man liegt am Lagerfeuer herum – und auch in der Stadt des Showdowns wird nur geredet, der Sheriff erzählt einem Schriftsteller, wie es wirklich war, damals, in Dodge…und so weiter und so fort. Das alles ermüdet, die schönen Landschaftsaufnahmen von Wyoming machen es nicht wett, und so ist man froh, wenn der Film vorbei ist – und versteht nicht, wofür es vier Oscars gegeben hat. Ich gebe nur…4/10.

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