Review

„The Hills have Eyes“ ist, auch wenn er deutlich hinter „Last House on the Left“ zurückbleibt, ein durchaus beachtliches Frühwerk von Wes Craven. Dieser Film lebt zum Teil von seiner Idee, Hinterwäldler als Bedrohung der zivilisierten Welt darzustellen. Zumindest dann, wenn der moderne Mensch vom Weg abkommt… Das macht aber nur einen Teil des Reizes aus. Mindestens ebenso geglückt ist die Feststellung, das sich der moderne Mensch zum Barbaren entwickeln muss, um von einer Mischung aus Rachsucht und Überlebenskampf getrieben der urwüchsigen Gefahr des Primitiven Paroli bieten zu können. Diese Entwicklung der Protagonisten ist in „Last House on the Left“ expliziter dargestellt, wirkt aber in „The Hills have Eyes“ logischer, da die Überlebenskomponente glaubwürdiger ist. Craven untermauert diese Entwicklung durch seine sehr sachliche, fast schon dokumentarische Kameraarbeit, die natürliche Beleuchtung und die sehr passenden, alltäglichen Darsteller der Familie. Er lässt in vielen Phasen des Filmes keine Spannung aufkommen, um den Mechanismus von Gewalt und Gegengewalt nicht zu überdecken. Was ich bedauerlich finde, ist die Tatsache, dass er sich mit der Darstellung der degenerierten Wüstenbewohner wenig Mühe gibt. Sie sind eine Gruppe recht ordentlich agierender, mäßig ausstaffierter Darsteller, die nur als anonyme Bedrohung wirken können. Sie sind zwar ordentlich gewalttätig, bleiben jedoch irgendwie langweilig. Da hat sich Hooper mit Leatherface mehr Mühe gegeben. Ein wenig störend ist auch der Umstand, dass der Familienzusammenhalt (vielleicht sogar unbeabsichtigt) der modernen Menschen das Überleben von zumindest einem Teil sichert, während die Wüstenbewohner final durch die Illoyalität von Ruby ausgelöscht werden. Da steckt mir persönlich etwas zuviel christlich-amerikanische Sozialverklärung hinter. Es stört mich auch, dass es kein gesellschaftliches Bedauern für den Zustand der verstrahlten Wüstenbewohner gibt. Direktes Mitleid kann natürlich nicht verlangt werden. In Summe ist „The Hills have Eyes“ ein ordentlicher, innovativer Film, dem es an Spannung mangelt, der aber recht ordentlich unterhält. Durch die realistische Regie wirkt alles glaubwürdig und erlebbar und dadurch behäbig bedrohlich. Von mir gibt es 6 Punkte.

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