Review

"Leichenhaus der lebenden Toten" ist eine italienisch-spanische Ko-Produktion aus dem Jahre 1974, die im Fahrwasser der populären "Reitenden Leichen"-Filmreihe entstand.

Und somit ist der Horrorfilm, der auch unter dem Alternativtitel "Invasion der Zombies" bekannt, ist lange vor der Welle von Zombiefilmen entstanden, die durch Lucio Fulcis "Woodoo - Die Schreckensinsel der Zombies" 1979 losgetreten wurde.

In mancher Hinsicht ähnelt der bereits von mir bewertete, vier Jahre später inszenierte Jean Rollin-Film "Foltermühle der geschändeten Frauen" dem Film von Jorge Grau:

Hier wie in "Foltermühle" ist eine neuartige Form der Schädlingsbekämpfung dafür verantwortlich, dass es sich auf das Nervensystem nicht nur der Schädlinge auswirkt, sondern auch auf das kürzlich Verstorbener, die daraufhin aus ihren Gräbern steigen und als lebendige Tote die Gegend unsicher machen. Spielte Rollins Film in der Gegend eines französischen Weinanbaugebietes, so ist der Ort der Handlung aus "Leichenhaus" die englische Provinz mit saftigen Wiesen, malerischen Berglandschaften und idyllischen kleinen Ortschaften.

Während "Foltermühle" jedoch dreisten Etikettenschwindel betreibt, ist der Titel bei "Leichenhaus der lebenden Toten" Programm, denn bei den schlurfenden, bleichgesichtigen Kreaturen handelt es sich wirklich um Zombies, was durch zwei Ausweidungen und dem Verzehren von allerlei Innereien verdeutlicht wird.

Ein weiterer Unterschied zu Rollins Machwerk ist aber auch, dass Jorge Grau ein Regisseur ist, der es versteht, eine unheimliche Atmosphäre  und eine fast unerträgliche Spannung zu erschaffen. Dabei wirken die Untoten mit ihren blassen Gesichtern, schwarz umränderten und blutroten Augen sehr viel unheimlicher und realistischer als solche, die halb verwest sind. Ausserdem erzeugen die röchelnden Stöhnlaute, die sie von sich geben, für eine schaurige Stimmung.

"Leichenhaus der lebenden Toten" kommt relativ schnell in Fahrt und steigert sein Tempo und die Spannung bis hin zu einem dramatischen Finale, das - so ist es das Gesetz des Genre - dem Held der Handlung keine Chance zum Überleben gibt. Doch wird der von Ray Lovelock gespielte George nicht von einem Zombie getötet, sondern von einem grantigen, ignoranten Inspector, der von Vorurteilen gegenüber der jungen Generation zerfressen ist. Für ihn - sehr gut dargestellt von US-Schauspieler Arthur Kennedy - sind alle, die nicht seinen Vorstellungen entsprechen, langhaarige, ungewaschene Hippis, die nur Sex und Drogen im Kopf haben. So ignoriert er alle Warnungen von George und hält ihn für einen Satanisten, der im Wahn die Greueltaten begangen hat, die er in dem Dorf zu untersuchen hat. Er erschiesst ihn, wird sich aber wenig später seiner Ignoranz bewusst, als er von dem von den Toten wieder auferstandenen George getötet wird.

Dass George und seine Begleiterin Edna sich nicht nur vor den Zombies zu verteidigen haben, sondern auch noch die Polizei ihr Gegner ist, verleiht der Handlung einen zusätzlichen Reiz und gibt Anlass für zwei Verfolgungsjagden, die für weiteres Tempo sorgen.

Neben etwas Gesellschafts- und Zivilisationskritik am Rande wird auch mit erhobenem Zeigefinger auf die Problematik der Umweltverschmutzung hingewiesen. Ob nun ein Horrorfilm die richtige Grundlage für eine ökologische Botschaft ist, ist natürlich fraglich.

In erster Linie ist der Film jedoch ein spannender und nervenaufreibender Klassiker mit guter Besetzung. Die Effekte sind preisgünstig, verfehlen aber nicht ihre Wirkung. Die malerische Landschaftskulisse verleiht dem Werk zusätzlichen Charme und verzeiht den einen oder anderen Anschlußfehler in der Handlung.

Dafür gibt es 8 von 10 Leichentüchern!

Details
Ähnliche Filme