Review

Nun also der mittlerweile sechste Teil von George A. Romeros „... Of The Dead“-Reihe. Ich muss ja zugeben, dass ich als beinharter Fan von Romeros Zombiefilmen mir trotz aller schlechter Kritiken, die „Survival ...“ bekommen hat, dennoch glücklich wie ein kleines Kind an Weihnachten das (sehr schöne) Steelbook gekauft habe, welches denn seit Wochen bei mir im Regal lag – ein bisschen Angst, enttäuscht zu werden, war da schon mit im Spiel. Gestern konnte ich mich dann doch endlich dazu überwinden, den Silberling einzuschmeißen, nicht zuletzt, weil ich auch „Diary Of The Dead“ sehr, sehr gut fand, obwohl der ja nun bei den Kritikern auch eher weniger beliebt war. Und dann die Enttäuschung … Romero hat es tatsächlich geschafft, seinen ersten Zombiefilm zu drehen, mit dem er selbst mich nicht mehr auf seine Seite kriegt.

Zum Inhalt: Sechs Tage nach Ausbruch der Zombieseuche („Survival ...“ schließt zeitlich gesehen da an, wo „Diary ...“ aufgehört hat, hat figurentechnisch auch zum ersten Mal in Romeros Zombieversum Überschneidung mit dem Vorgänger) ist die Gesellschaft so gut wie nicht mehr existent, ein paar (Ex-)Soldaten machen auf eigene Faust ziel- und ratlos durch's Land. Von einem Internetvideo inspiriert beschließen sie schließlich, ihr Glück auf einer Insel vor der Küste Delawares zu versuchen, wo sie jedoch zwischen die Fronten der beiden verfeindeten Familienclans O'Flynn und Muldoon geraten. Erstere versuchen strategisch, der Epidemie mittels Ausrottung Einhalt zu gebieten, letztere halten ihre ehemaligen Familienangehörigen wie Haustiere und versuchen eine Koexistenz mit den Zombies aufzubauen.

Vorweg wurde ja von manchen Kritikern (unter anderem in der Cinema) geschrieben, dass „Survival Of The Dead“ nicht mehr die stark sozialkritische Schlagseite hat, die die vorherigen Teile der Reihe so großartig gemacht hat, dafür aber oberflächlich gute Unterhaltung bietet. Ich weiß nicht, welchen Film die Leute gesehen haben, aber ich sehe das genau entgegengesetzt: Optisch und in Sachen Spannung ist „Survival ...“ für mich absolut enttäuschend und der schlechteste Teil der Reihe (sogar noch schlechter als der auch schon nur mittelmäßige „Land ...“), dagegen enthält er mehr Sozialkritik als gut für ihn ist: Die Oberhäupter der Familienclans, die nicht nach links oder rechts sehen, sondern nur stumpf ihren Kopf durchsetzen wollen, ohne dabei zu bemerken, dass sie ihre Überlebenschancen durch Kooperation deutlich erhöhen könnten, sprechen doch Bände.
Nein, das Problem von „Survival ...“ sehe ich definitiv nicht in der vermeintlich fehlenden Sozialkritik, sondern viel mehr in allem anderen. Es scheint mir sogar so, als wäre Romero die Botschaft hier deutlich wichtiger gewesen, als der Unterhaltungswert, sodass das Drehbuch strukturell sehr dünn geworden ist, angefangen beim Wegsterben der Hälfte der Soldaten ohne erkenntlichen Grund – der eine stirbt anscheinend an einer Schusswunde, die man jedoch nicht sehen kann, der andere bekommt von seiner Kollegin den Gnadenschuss … warum genau er den jetzt aber benötigt hat, kriegen wir allerdings nicht mehr gezeigt, da muss man sich schon an eine Szene erinnern, in der der Mann gebissen wurde, die nur leider schon rund zwanzig Minuten zurückliegt. Das nur als Beispiel dafür, wie unstrukturiert und unübersichtlich „Survival ...“ geworden ist, und das Gefühl, nur einen nicht wirklich durchgeplanten Film zu sehen, bleibt über die komplette Spielzeit erhalten.

Das wäre ja alles nur bedingt schlimm, wenn der Film denn vernünftige Schauwerte bieten würde, aber selbst das kann Romero dem Publikum anno 2009 nicht mehr geben: Sämtliche Kopfschüsse (und wenigstens davon gibt es, wie es sich für einen Zombiefilm gehört, einige), und alles andere, wo Blut spritzt, sind mit ekelig schlechten CGIs gemacht, sodass „Survival ...“ nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch zum schlechtesten aller „... Of The Dead“-Filme wird. Als dann im letzten Drittel des Films einer der Charaktere von Zombies ausgenommen wird, sehen wir endlich und zum ersten Mal einen guten, alten handgemachten Pappmaschee-Kunstblut-Glibber-Effekt, der wirklich gut geworden ist und zeigt, dass Herr Romero es tatsächlich noch kann – nur fragt man sich, warum er denn nicht macht, wenn er noch kann.

Enttäuschend, der (bisher?) schlechteste Teil der Reihe. Die stark sozialkritische Schlagseite und die optisch wie dramatisch gut gemachte letzte Viertelstunde, die zeigt, dass der gute Georgie es eigentlich noch drauf hat, retten den Film gerade noch aus der Versenkung ins untere Mittelmaß. Trotzdem hätte ich für den nächsten „... Of The Dead“-Film gerne wieder ein schlüssigeres Drehbuch, handgemachte Effekte und dafür meinetwegen auch etwas weniger Tiefgründigkeit. Die Verpackung in Form von so wunderschönen Steelbooks darf allerdings gerne bleiben!

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