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Das Bereitsein für etwas Neues, die Lust an der Zurschaustellung aller Widerlichkeiten, die Mythologie der Gewalt mit der medial vermittelten Wirklichkeit zu kontrastieren; all dies sind die Beweggründe, die Regisseur Kevin Ko in seinem Langfilmedebüt Invitation Only – nach dem Studentenwerk The Print [ 2004 ] – mit im Gepäck hat.
Effektheischend als Erster seiner Art aus taiwanesischen Landen vermarktet, wendet er den Blick samt den searches and researches vor allem auf den amerikanischen Sektor, aus dem die gängigen Titel seit knapp einem halben Jahrzehnt aus dem einstigen Videomarkt heraus in das Leben und seine Diskussionen um Zensur oder Willkür und die Veränderungen in der Gesellschaft vor allem in negativer Richtung überschwappen. Begriffe wurden neu gebildet, Fragen wieder aufgerollt, Grenzen verschoben und gleich wieder abgestumpft.

Im engeren Sinne nuts for blood and guts und anders als verlautbart nicht zum Slasher als vielmehr zum Torture Porn gehörig, wandelt auch "Fatal Party" auf den Spuren von Saw, Hostel und Co., als Emulsion dessen sogar, wobei die Vielfältigkeit der Teile nicht vollständig zu einem selbständigen Ganzen geeint ist. Im Versuch der Nachahmung, der Anschauung und der Anpassung, bei der man sich selektorisch an den gegebenen Materialien bedient, erschafft man vielleicht die ästhetische und die bemüht spekulative Verbindung zu den Originalen. Bleibt aber erkenntnistheoretisch noch einmal ein Schritt dahinter und stellt sich auch nicht mit einer eigenen schöpferischen Triebhandlung hervor. Ein Malen nach Zahlen im aktuellen Trend:

Der junge Automechaniker Wade Chen [ Bryant Chang ] wird von seinem Auftraggeber trotz eines freien Tages zum Chauffeur-Dienst für Mr. Yang [ Jerry Huang ], den Präsidenten der Weida Construction Group abbeordert, und stolpert dabei auch in ein Schäferstündchen zwischen dem schwerreichen Kunden und dem von ihm angebeteten japanischen Supermodel Dana [ adult video idol Maria Ozawa ]. Wie als Wiedergutmachung der peinlichen Situation und aufgrund engen Terminplans, übergibt Yang dem etwas naiv und schüchtern wirkenden Wade die Einladung zu einer speziellen Party, die dieser an seiner statt, als vermeintlicher Cousin und mit hohem Spesenkonto annehmen soll. Der für seine extravaganten, streng limitierten Events bekannte Gastgeber Warren [ Kristian Brodie ] empfängt seine Stammkundschaft und die neben Wade weiteren Neuankömmlinge, bestehend aus Parlamentarier Lin [ Joseph Ma ], Pianist Richard Kao [ Kao Yin-Hsuan ], Hotelier Holly Ho [ Vivo Ho ] und Bankerin Hitomi Liang [ Chu Lei-an ] in einem für die Zwecke hergerichteten Warenlager auswärts von Taipeh. Nachdem die Formalitäten erledigt sind, die Bekanntschaften gemacht und die extra ausgesuchten Präsente verteilt wurden, befinden sich die sich fünf Fremden plötzlich alle in der gleichen Falle.

Erst der Meuchelmörder mit Vorliebe für dunkle Plätze und saftige Kehlenschnitte, dann das nächtliche Umherschweifen mit für den Moment prinzipieller Freiheit, wo Träume nicht nur versprochen, sondern wahr werden und nichts unmöglich ist. Dann hört die kommunikative Verständigung von Regieneuling Ko auf, mittig ist die Konstanz immer wiederkehrender Bilder eindeutig als Verweis auf die filmische westliche Außenwelt zu zählen. Die Inszenierung gleicht sich sowohl in seiner Gestaltung wie auch in den Verrichtungen – [dem Wirtschaften mit dem Inhalt des Werkzeugkoffers, die Eigenamputation, das sture Niederknüppeln eh schon wehrlos Daliegender] – darin. Wenn nicht gerade die Blutströme gewatet, oder festgeschnurrt in Verharrstellung auf das kommende Übel – [in Form von Stromschlägen in das Gemächt, einer Schönheitsoperation bei vollem Bewusstsein, Salz als Heilungssalbe und dem Hantieren mit dem Handtacker] – gewartet wird, steht der ziel- und endlose Gang durch ein gespenstisches Labyrinth aus diffusem, zuweilen auch wackelnden Licht, Steinmauern, Holzverschlag und Plastikplanen an. Möglichst als normalerweise verlassenes Lagerhaus noch vollgestopft mit all dem Krempel der Überflussgesellschaft, ganze Regale voll Dinge, die man die letzten Jahre nicht benötigt hat und auch die nächste Zeit nicht danach suchen und greifen wird. Eine Rumpelkammer der Vergangenheit, deren Inhalt nur pro forma und mehr aus Faulheit aufgehoben wird, und keinen Deut Wert ist.

Ähnlich wenig konstruktiv und produktiv, wenn auch mit gelinden anderen Gründen gespickt ist der Auslöser der vergnügungssüchtigen Gemeinschaft, sich Hier und Jetzt an den Qualen speziell ausgewählter Personen zu ergötzen. Eine Erklärung wird zwar in Form einer Ansprache über die Zwei-Klassen-Gemeinschaft kontrastierend aus Arroganz und Neid geboten, bietet allerdings keinerlei plausible, wenigstens glaubwürdig vorgetragene Ansatzpunkte und funktioniert auch höchstens mit sehr viel rhetorischen Freiraum als Hinweis auf sozialpolitische Hintergründe. Einen ideologisch desillusionierten Zynismus könnte man gelten lassen, wird dieser dann auch entsprechend lustlos und wie als mühselige Pflichterfüllung ohne rechte Begeisterung beim Handeln und Tun ausgeführt. Dabei steht auch das eventuelle Spiel, die Faszination an erst der Überraschung, dann der Verwirrtheit bis hin zu nackter Angst der Kandidatenschar und letztlich die Menschenjagd auf sie gar nicht im Vordergrund des Abendprogramms, wird nicht auf Nachstellen, Kesseltreiben und mögliches Entkommen, sondern bloß auf den eigentlichen Akt der Folter vor versammelter Mannschaft hingearbeitet [statt hingefiebert.]

Immerhin gestalten sich kleinere Details gerade wegen ihrer Abkehr vom zeitgenössischen Schrecken als gewinnbringende Reizwirkung, besonders im Kontrast von den wegen kontinuierlicher Fortdauer der objektiv betrachteten Leiden abgestumpften Empfindungen zur konsequenten Anpassung der Gedanken an diese Tatsachen. Als Hitomi bei ihrer verirrten Flucht im gattungsbedingt schmuddeligen Halbdunkel auf einen Nebengang zurück zum "Ballsaal" und dort auf einige auf die nächste Attraktion wartenden Gäste stößt, wird sie gar nicht weiter beachtet und kann sich relativ mühelos unter die Anwesenden, und an den "Platzanweisern" vorbei bis hinein in den Kern des Geschehens mischen.

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