Remy (Jude Law) bringt seinen Job gleich zu Beginn auf den Punkt - kann Jemand sein Auto nicht mehr bezahlen, wird es abgeholt, platzt der Kredit für das Haus, versteigert es die Bank, und wenn die Raten für das Ersatzorgan nicht rechtzeitig überwiesen werden, ist er an der Reihe. Erst wird der säumige Zahler mit einem Stromstoss außer Gefecht gesetzt, dann schneidet Remy das Organ sauber aus dem Körper, bevor es hygienisch verpackt wieder in die Firmenzentrale zurück gelangt.
Remy und sein bester Freund Jake (Forest Whitaker) scheinen geradezu prädistiniert für den Job zu sein, denn seit den ersten Prügeleien auf dem Schulhof schlagen sie sich gemeinsam durch. Dank langjähriger Kriegseinsätze der zu Einzelkämpfern geschulten Männer, macht es ihnen besondere Freude, gegen eine große Übermacht anzutreten, abgesehen davon, dass auch die Prämien (genannt "Rosa Scheine") besonders üppig ausfallen, wenn gleich eine größere Stückzahl an Organen bei einer solchen Aktion abfällt.
Da diese Rückholaktionen fast immer mit dem Tod der Organträger einher gehen, ohne dass sich die Polizei dafür interessiert, deutet diese Vorgehensweise auf eine Zukunftsvision hin. Es ist eine Zukunft, in der zwar jedes Körperteil problemlos ersetzt werden kann, gleichzeitig aber so viel Geld dafür verlangt wird, dass die Zahlungsschwierigkeiten der Patienten schon vorprogrammiert sind. Das ist ganz im Sinne des Firmenbesitzers, Frank (Liev Schreiber), der im Stil eines abgefeimten Versicherungsvertreters die Verträge verkauft, ohne dass es ihn interessiert, ob der zukünftige Organträger überhaupt in der Lage ist, die hohen Raten zu zahlen.
In seiner zynischen Zukunftsvision greift "Repo Men" den heutigen Schönheitswahn auf, der den menschlichen Körper zunehmend als Gebilde aus unterschiedlichen Komponenten begreift, die jederzeit ausgetauscht werden können. Zusammen mit der steigenden Profitgier und der gleichzeitigen Missachtung des menschlichen Lebens, entsteht so das düstere Zukunfts - Bild einer dekadenten Gesellschaft, die den Tod der Bürger, die sich als Verlierer erweisen, billigend in Kauf nimmt. Wirklich neu sind solche Gedanken natürlich nicht, aber dank der Buddy - Action von Remy und Jake, die mit der Selbstverständlichkeit eines Alltagjobs ihrem brutalen Gewerbe nachgehen, erhält der Film einen satirischen Anstrich.
Dieser wird allerdings konterkariert mit einer sehr gegenwärtigen Szenerie. Während Jake ganz in seinem Berufsleben aufgeht und über keine weiteren sozialen Kontakte verfügt, hat Remy Frau und Kind. Seine Frau Carol (Carice van Houten) ist unzufrieden mit seinem Job, obwohl ihr Mann ganz offensichtlich sehr gut verdient. Weniger seine Gewaltausübung stört sie, sondern mehr die ungünstigen Arbeitszeiten, weshalb sie ihn dazu überreden will, im Verkauf tätig zu sein. Abgesehen davon, dass auch die Provisionen dort höher sein sollen.
Dem gestörten Verhältnis zu seiner Frau, den sich daraus ergebenden Problemen und seinen heimlichen Sehnsüchten, fehlt jede Zukunftsvision, so direkt sind sie der Gegenwart entlehnt. Das gilt auch für die Konsequenzen, die er erleiden muss, als sie sich von ihm trennt. Er darf seinen Sohn nicht mehr sehen und wird aus dem gemeinsamen Haus ausgesperrt. Nur ist das gar nicht mehr sein größtes Problem, denn bei einem letzten Job, den er noch machen wollte, versagt das Stromgerät und verpasst ihm einen solchen Schlag, dass er selbst ein neues Herz benötigt - mit den bekannten Konsequenzen.
Diese Mischung aus Alltagsproblematik und der Absurdität um die Organ-Ersatzteilfirma, nimmt dem Film viel von seiner kritischen Vision. Während "Repo Men" auf der einen Seite eine technisch hochstehende Zukunft voraussagt, ist er zu anderen Zeitpunkten regelrecht rückschrittig. So genügt dem redegewandten Frank bei einem Verkaufsgespräch der Hinweis, die Medien würden übertreiben, als ein Kunde fragt, ob es stimmt, dass die Firma sich die Organe zurückholt. Schon bei der heutigen Medienlandschaft, wäre eine solche Vorgehensweise kaum zu verbergen, aber in der Welt, die "Repo Men" hier voraussagt, wäre das ausgeschlossen.
Dabei hätte darin keine Hürde für die Schlüssigkeit der Story gelegen, denn was spräche dagegen, eine Gesellschaft vorauszusagen, die solche Methoden akzeptiert ? - Doch das wagt der Film nicht. Da sich die Handlung auf die Firma und die unmittelbar daran Beteiligten beschränkt, fehlt jeder allgemeine gesellschaftskritische Ansatz, den der Film noch zu Beginn behauptet. Ein Eindruck, der sich noch verstärkt, als Remy nach der Transplantation seines neuen Herzens die Lust an dem Job verliert und notgedrungen zur anderen Seite findet. Jetzt stehen sich die zwei überragenden Einzelkämpfer plötzlich als Gegner gegenüber und die Action bestimmt die Handlung des Films.
Der Schluss verhindert den kompletten Rückfall in die Beliebigkeit eines zynischen Hintergrunds für ausschweifende Actionszenen, kann aber auch nicht verhindern, den Eindruck einer verpassten Chance zu hinterlassen, Unterhaltung, Action und eine kritische Sichtweise zu einem gelungenen Konglomerat zusammenzuführen (6,5/10).