Opulente, mythenreiche Erzählung mit Materialismus-Kritik. Unbedingt auch für Erwachsene.
Animes habe ich für mich bislang ausgeklammert, mein Interesse in Sachen Film erschien mir schon verzweigt genug, zur Betrachtung von "Chihiros Reise ins Zauberland" musste ich mich somit erst überreden lassen...
Dieses detailverliebte, poetische, farbenprächtige und zuweilen auch düstere Märchen ist unbedingt für Erwachsene tauglich und wirkt noch lange in einem nach: Ein Film voll überbordender Fantasie (die sich kaum Grenzen auferlegt und zuerst fast überfordert), Magie und (vor allem japanischer) Mythen.
Die eigenwilligen Figuren sind selten einfach dem Gut/ Böse-Schema zuzuordnen, sondern in ihrem Wesen ambivalent, manchmal gar zweigesichtig, sich entwickelnd. Interessant, dass der Film von der Bestrafung moralisch negativ handelnder Protagonisten absieht (hier wird keine böse Hexe im Ofen verbrannt), ihnen vielmehr die Möglichkeit zu innerer Einkehr und Gesinnungsswandel gegeben wird.
In einigen Szenen ist "Chihiros Reise..." eindeutig eine Kritik am Materialismus (weite Teile der japanischen Jugend frönen leidenschaftlich dem Konsum), auch Ausgrenzung und die schwierigen Schritte ins Erwachsenenleben werden thematisiert, zudem wird das Problem der Umweltverschmutzung angerissen, ein Subtext ist also leicht erkennbar.
Der Film leistet sich den Luxus einige seiner Geheimnisse nicht preiszugeben, was eigentümlicherweise nicht störend ins Gewicht fällt.
Manches des Gezeigten ist für Kinder sicherlich furchteinflößend. Wenngleich sich bedrohliche Figuren/ Situationen in der weiteren Handlungsentwicklung relativieren, ist die FSK 0-Einstufung völlig unangebracht.