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Wer war noch mal Disney?
Okay, ich muss zugeben, den amerikanischen Zeichentrickpapst und die zugehörige Milliardenmaschinerie im gleichen Satz mit Hayao Miyazaki und den Ghibli Studios zu nennen, grenzt schon an Beleidigung, aber leider assoziieren noch immer viele mit zauberhaften Zeichentrickfilmen für die ganze Familie als erstes den Mann mit der Maus.
Dabei sind Miyazakis Filme so viel fantasievoller, origineller, vielschichtiger und zu allem Überfluss noch um Welten besser gezeichnet. Zum Glück sind sie spätestens seit „Chihiros Reise ins Zauberland“ auch bei uns auf dem Vormarsch, denn erst der Goldene Bär 2002 und dann noch der Oscar 2003 für den besten Animationsfilm können nicht unbemerkt bleiben.
Im Mittelpunkt der Handlung steht die kleine Chihiro, der es überhaupt nicht in den Kram passt, dass sie mit ihren Eltern in eine neue Stadt ziehen und alle ihre Freunde zurücklassen muss. Auf dem Weg zu ihrem neuen Haus verirren sie sich und geraten zu einem Tunnel. Von der Neugier gepackt gehen sie hindurch und landen in einer geheimnisvollen, aber scheinbar unbewohnten Zauberwelt. Während sich ihre Eltern über das köstliche Essen in einem leeren Restaurant hermachen, irrt Chihiro ein wenig in der Gegend herum, bis sie auf Haku stößt, der ihr sagt, dass sie schnellstmöglich, noch vor Anbruch der Dunkelheit, diesen Ort verlassen muss. Doch da ist es schon zu spät, voller Schrecken muss Chihiro feststellen, dass ihre Eltern in ihrer Gier zu Schweinen geworden sind, sie selbst muss sie nun retten.
Das ist die Ausgangssituation für ein wunderbares Spektakel, das von der ersten zur letzten Sekunde die Fantasie zelebriert und den Zuschauer mit seinem Zauber gefangen nimmt. Chihiro fängt in einem Badehaus für erschöpfte Götter an und trifft dort auf allerhand skurrile Gestalten wie den sechsarmigen Heizofenbetreiber Kamaji, einen Faulgott, der eigentlich keiner ist, ein mysteriöses Wesen namens Ohngesicht und so viele mehr. Jede dieser Figuren ist dabei so liebevoll ausgearbeitet, dass man sie alle gern hat, auch die unsympathischen. Wobei, so ganz unsympathisch ist in diesem Film sowieso niemand.
Die junge Chihiro steht nun also vor dem Abenteuer ihres Lebens, als sie sich in dieser fremden Welt behaupten muss um irgendwie ihre Eltern wieder in Menschen zurückzuverwandeln. Dabei helfen ihr, neben einigen ungewöhnlichen Freunden, ihr eigener Mut und letztendlich ihre Liebe zu Haku, Handlanger der Oberhexe Yubaba und Gelegenheitsdrache. Die abenteuerliche Geschichte ist so universell, dass sie jede Altersgruppe anspricht. Die ganz Kleinen werden ihre helle Freude an der bunten Abenteuerwelt und vor allem den niedlichen Randfiguren haben, während die jung gebliebenen Großen in Erinnerungen an ihre eigene Kindheit schwelgen und in dieses Märchenland eintauchen können.
Ein wunderschöner Zeichentrickfilm von einem Meister seines Fachs, der uns sicher noch einige weitere Perlen bescheren wird. Und wehe, jemand erwähnt ihn noch mal im gleichen Satz mit... na, ihr wisst schon.

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