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Die 15-jährige Yasuko und ihre Freunde wollen wissen wie Sex gespürt werden kann. Mit dem Körper? Oder mit dem Kopf? Ist Sex abschaltbar? Wie kann man den Sex besiegen? Yasuko ist im vierten Monat schwanger, möglicherweise von ihrem Lehrer, und aus dieser Situation sind solche Fragen entstanden. Yasuko schläft mit ihren Freunden, auch mit allen gleichzeitig, aber sie sagt, dass sie dabei nichts spürt. Was allerdings auch daran liegen könnte, dass sie während des Aktes ständig laut gefragt wird, ob sie etwas empfinde …
Also möchten die Freunde, dass sie für Geld mit Fremden schläft, aber auch dabei sie spürt nichts. Wird vielleicht zuviel Geld verlangt, was natürlich das Empfinden beeinflusst? Während die für die Prostitution geforderte Geldsumme permanent sinkt, Yasuko es am Ende sogar für ein Essen im Lokal mit dem Koch treibt, während ihre Freunde daneben desinteressiert weiteressen, taucht entsprechend die Frage auf: Haben sie den Sex jetzt besiegt? Yasuko weiß nicht so recht, wie es weitergehen soll. Sie verlässt ihre Freunde und entscheidet sich dafür, das Kind nicht abzutreiben. Koichi, der eigentlich in sie verliebt ist, auch wenn er das Gefühl als solches nicht definieren kann, sucht Yasuko und möchte sie heiraten. Yasuko aber erklärt, dass das Experiment gescheitert ist, und dass sie als Mutter nichts tauge. Dass sie verloren hat. Und was macht man als japanischer Teenager wenn man verliert?

GUSHING PRAYER ist mal wieder so ein typisches Schicksal eines Vielguckers: Die (wenigen) Besprechungen im Internet sind gut und kehren das intellektuelle Moment heraus, die Neugierde ist groß - und das Resultat enttäuscht dann am Ende auf ganzer Linie. Klassisches Kopfkino der Spätsechziger/Frühsiebziger, in dem philosophische Fragen, die niemanden wirklich interessieren, mit statischen Bildern und jazziger Musik durchgekaut werden, und das dann aufgrund von Lebenslauf des Regisseurs, verwendeter graphischer Ideen und dem inflationären Gebrauch von Tabubegriffen sowie nackter Haut als Provokation interpretiert wird. Ob das dann bereits vor 50 Jahren außerhalb elitärer Kunststudentenzirkel interessiert hat kann ich allerdings nicht sagen.

Aber vermutlich übersteigen Filme wie GUSHING PRAYER den intellektuellen Horizont eines kleinen Maulwurfs, der sich bei der Sichtung einfach nur furchtbar gelangweilt hat. Unsympathische Menschen, die dumme Sätze sagen, unfreundlich zueinander sind, und sich gegenseitig zu Dingen zwingen, die sie freiwillig auch haben könnten, nur um herauszubekommen was ein Gefühl ist und wie es sich auswirkt. Und das ganze auf einem Niveau von eben 15-jährigen Teenagern, deren größtes Problem 1971 genauso wie 2021darin besteht, was dies oder das wohl für ein Gefühl sein mag, weil halt Selbstanalyse und Reflexion von Gefühlen in dem Alter oft noch nicht so ausgeprägt sind, von der Erfahrung ganz zu schweigen. Heutzutage wäre das Äquivalent dann wahrscheinlich irgendeine groteske Internet Challenge um herauszubekommen, wie sich Schmerz anfühlt. 1967 hat man sich halt offensichtlich gegenseitig zum Sex mit Fremden gezwungen …

Auf der anderen Seite, wenn man sich dann doch mal traut von der intellektuellen Seite her zu kommen, dann kann man als Zuschauer staunen ob der Gefühlskälte und des Desinteresses der damaligen japanischen Generation. Keine Spur von Neugierde oder überschäumender Lebenslust, wie sie gerade in diesen Jahren im Westen so oft zu sehen (bzw. zu spüren) war. In der sowieso sehr repressiven japanischen Gesellschaft ist die Zurschaustellung von Gefühlen nicht gerne gesehen, und die Regeln der kleinen Freundesgruppe sind letzten Endes nichts anderes als die logische Fortführung dieser gesellschaftlichen Haltung: Niemals und auf keinen Fall Gefühle zuzulassen, auch nicht und gerade nicht beim Sex, neben dem Hass dem gefühlsintensivsten Erlebnis eines Menschendaseins. Trotzdem ist das hier gezeigte Ennui der Figuren geradezu schmerzlich spürbar, und erschreckt bis ins Innerste, gerade auch aus heutiger Sicht. Gezeigt wird eine Generation gefühlskalter und lebensüberdrüssiger junger Leute, deren einziger Weg wahrscheinlich in den Freitod oder in die Extremisierung führen kann.

So mag GUSHING PRAYER als Filmdokument einer Aufbruchs- oder auch Depressionsstimmung in der japanischen Jugend 1971 tatsächlich spannend und provokant sein, aber als Narration unter filmischen Gesichtspunkten erachte ich das eher als dröge und nichtssagend. Doch wie gesagt, wahrscheinlich segle ich intellektuell einfach unter dem Horizont, kann ja sein …

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