Review

Unglaublich, es gab tatsächlich mal eine Zeit, als Tom Hanks jung war: Ende der 80er Jahre. "Meine teuflischen Nachbarn" ist der einzige Film, in dem mir Tom Hanks halbwegs sympathisch ist - witzig ist er auf alle Fälle.

Die teuflischen Nachbarn sind die Klopeks - frisch eingezogen in ein altes klappriges und geheimnisvolles Haus, das so gar nicht in die typisch amerikanische Vorstadt hinein zu passen scheint. Hier herrscht Patriotismus, da wird morgens vom Vietnam-Veteran die Flagge gehisst, da werden die Vorgärten gepflegt, Unkraut gejätet und Rasen auf Golfrasenkürze getrimmt. Da fällt das schon auf, wenn da so ein Haus verlottert: eine verfallene Veranda, ein kaputtes Türschild mit Bienenschwarm dahinter, ein abgestorbener Baum im Vorgarten - und als ob das alles nicht genug wäre, dringen nachts unheimliche Geräusche aus dem Keller. Und gesehen hat man die auch noch nicht, seit sie da wohnen, die Klopeks.

Für die Nachbarn ist also schnell klar: da steckt mehr dahinter. Als Walter spurlos verschwindet, drängt sich allen ein Gedanke auf: das waren die Klopeks. Angestachelt von Art beginnt nun auch Ray sich mit Ransfield zusammen zu tun und so beginnen sie einen urkomischen Feldzug gegen die Klopeks.

Diese Story ist so kaputt und abgefahren, die Typen so schräg (und zwar bis in die Nebenrollen!), da bleibt kein Auge trocken. Selbst nach mehrmaligem Ansehen verliert der Streifen kein bißchen von seiner Komik, egal welche Szene man nimmt - die Brüller sind da, ein Schenkelklopfer nach dem anderen. Joe Dante gelang dies ohne schwachsinnige Slapstick-Einlagen, so ist das Gesamtwerk noch stärker zu würdigen.

Tom Hanks mimt den eher normal-zurückhaltenden Ray Peterson, den ruhigen und besonnenen. Seine typische Mimik und immer gleiche Art paßt endlich einmal zur Rolle, die er verkörpern soll. Ich persönliche finde Hanks überhaupt kein bißchen wandlungsfähig, er spielt in allen Filmen den gleichen Typus, egal ob passend oder nicht - aber hier geht es in Ordnung.

Großartiger Auftritt allerdings von Rick Ducommun - als Nachbar Art und Heißblut ist er absolut authentisch für den typischen Durchschnittsamerikaner: Nur fressen, saufen und kindlichen Scheiss im Hirn, einfach genial! Da paßt keiner besser als Ducommun. Mit der deutschen Stimme von Dan Aykroyd ergänzt auch das Akustische die Optik. Und dann haben wir noch Ransfield, gespielt von Bruce Dern, einen alten Haudegen und angeblichen Vietnam-Veteran (der sich aber später selbst verrät, daß er lediglich 18 Monate im Busch war). Auch diese Rolle ein Glanzstück ("Hey Pinocchio, wo willst Du denn hin?").

Überhaupt sind die ganzen vertretenen Typen sauber ausgearbeitet, der Junge Ricky mit seiner Freundin und den Kumpels ebenso wie die Müllmänner. Aber als Höhepunkt sind natürlich die drei Klopek-Gestalten zu nennen. Angefangen mit erwähntem "Pinocchio" Hans (ein Courtney Gains in gewohnter Rolle), über Brother Theodore als der alte Klopek bis hin zum Doktor, treffend gespielt von Henry Gibson. Dessen letzte genauso schräge Rolle liegt schon ein Zeiterl zurück, 1980, Blues Brothers: jawohl, er war der Nazihäuptling.

Geniale Szenen und abgedrehte Charaktere - das ist der Stoff, aus dem diese schräge Komödie mit rabenschwarzem Humor gedreht wurde. Mein Favorit ist die Szene, als Ransfield Beobachter spielt und Anweisungen ins Funkgerät labert, dazu Tee trinkt und Kekse mampft - eben genauso, wie es "seinerzeit" in Vietnam war. Auch gelungen: Die Müllabfuhrautoausräum-Szene, als die beiden hilflosen Müllmänner Ransfield bitten, Art aus dem LKW zu ziehen und der stattdessen mit Rasierschaum im Gesicht grad dazu hüpft und ebenfalls rumwühlt. Der Klassiker zum Wegwerfen vor Lachen: Die Szene mit der Frage der Klopeks "Sardine?"

Und was sagt man, wenn der Film zu Ende ist? "Das ist aber ein Jammer, ist das nicht ein Jammer, Schatz?" - "Es ist ein Jammer." Jawohl, und zwar daß es schon vorbei ist.

(8/10)

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