Als erklärter Fan des französischen Kinos, tut es mir weh, mit zusehen zu müssen, dass in letzter Zeit fast nur noch mittelmäßige Filme ihren Exportweg nach Deutschland finden. Nachdem Kreativköpfe wie Luc Besson („Léon“, „The Fifth Element“), Florent Emilio Siri („Das tödliche Wespennest“) oder Mathieu Kassovitz („Hass“, „Die purpurnen Flüsse“) von Hollywood abgeworben worden sind, nur Jean-Pierre Jeunet („Die Stadt der verlorenen Kinder“, „Die fabelhafte Welt der Amélie“) nach seinem dortigen Engagement „Alien: Ressurection“ wieder zurück zu alter Stärke fand und der sich immer rarer machende Jean-Jacques Annaud („Der Name der Rose“, „Enemy at the Gates“) so enorm viel Zeit zwischen seinen Werken verstreichen lässt, sieht es etwas mau in dortigen Filmwirtschaft aus. Abgesehen von Genreknüller „Haute Tension“ ist es in unserem Nachbarland merkwürdig ruhig geworden.
Rückblickend (immerhin ist „Belphégor“ schon vier Jahre alt) war dieser wüste Mix diverser Horrorelemente also ein früher Versuch die sich abzeichnenden Lücken zu füllen. Dafür besann man sich auf ein Rezept, dass in Hollywood schon lange sehr gern Einsatz findet. Das Remaken von Klassikern in Verbund mit einer Riege von Stars, Spezialeffekten und Schockmomenten.
Das 2001 bereits 74 Jahre alte Original aufzufrischen, ist in sofern schon mal nicht überflüssig, weil es ein Schwarzweißstummfilm war, den man ruhigen Gewissens mit den heutigen Mitteln neu verpacken kann. Dass es zwischendurch in den Sechzigern bereits eine Wiederauferstehung des ruhelosen Geist in Form einer Mini-Serie gab, ist in sofern auch nicht weiter tragisch.
Doch leider vergeht sich Regisseur und in diesem Fall auch Co-Autor Jean-Paul Salomé („Arsène Lupin“) so sehr an dem Stoff von Arthur Bernède (lieferte u. a. die Romanvorlagen zu dem inzwischen ebenfalls ein Remake erfahrenden „Vidocq“ und zig mal verfilmten „Les Misérables), dass letzten Endes nichts mehr zusammenpasst. Endresultat: „Belphégor“ ist ein stilloser Mix aus alten Mumienhorrorfilmen, etwas „Nightmare on Elm Street“, „Wishmaster“, „The Exorcist“, garniert mit einer etwas unglücklichen Liebesgeschichte, menschlichen Tragödien, die Stimmung zerstörenden, aufgesetzten Humor – dazu ein CGI-Geist.
Dabei beginnt der Film durchaus vielversprechend. Die Entdeckung eines Grabes im alten Ägypten, die Ausgrabung desgleichen und die Verschiffung nach Frankreich stehen fast in der Tradition klassischer Gruselgeschichten. Auf hoher See verschwinden dann alle Besatzungsmitglieder auf rätselhafte Art und Weise und der zitternde Ägyptologe wankt ängstlich und nur mit einer Kerze bewaffnet durch das düstere Schiff. In sofern schon mal eine stimmige Einführung. Auch die folgenden Panoramaaufnahmen von Paris sind etwas für das Auge. Doch dann beginnt die eigentliche Geschichte und das Niveau sinkt bedrohlich beständig.
Wir sind in der Gegenwart angekommen und dort wird nun die wiedergefundene Mumie exhumiert, was den ruhelosen Geist in einer mittelmäßigen CGI-Sequenz aus dem vertrockneten Körper treibt. Ungelenk verknüpft wird diese Unheil verkündende Szene mit der gegenüber des Louvre wohnenden Lisa (Sophie Marceau, „Braveheart“, „The World Is Not Enough“). Als ihre Mutter unglücklich verstirbt und sie sich Trost suchend in die Arme des Notfallelektrikers Martin (Frédéric Diefenthal, „Taxi 1 – 3“, „Six-Pack“) wirft, finden die beiden sich des Nachts im Louvre wieder...
Was folgt ist ein Trauerspiel obwohl es wohl ein Gruselthriller werden sollte. Salomé schien nicht so recht zu wissen wohin er wollte und irrt deswegen etwas ziellos mit dem ohnehin schon kurzen Film (Nettolaufzeit: 85 Minuten) herum.
Der düstere Louvre gibt des Nachts zwar optisch einiges her, doch Salomé versteht nichts aus der Location zu machen. Zunächst glaubt der Sicherheitsdienst an einen Einbrecher, dann werden die ersten von ihnen durch den wandelnden, sich des Geists eines Menschen bemächtigenden Ruhelosen gekillt – indem er ihre tiefsten Ängste projiziert. Tagsüber gibt es dann die verfahrene Beziehungskiste zwischen Martin und der von Depressionen geplagten Lisa. Der alles für Schwachsinn erklärende Direktor hält das Ganze für Hokuspokus und ein reaktivierter alter Inspektor (Michel Serrault, "Le Papillon"), der mit diesem Geist schon mal zu tun hatte, wird reaktiviert, um seine ganze Erfahrung in die Wagschale zu werfen.
Leider ist der Film, trotz seiner kurzen Laufzeit alles andere als straight erzählt. Die zu viel mit Humor nehmenden Figuren passen mit ihrem Verhalten nicht in den Film, fangen an zu flirten und reiben sich an teils überflüssigen und aussagelosen Dialogen auf. Dazu gesellen sich Logiklöcher und so uninteressante Situationen wie Inspektor Verlacs Balzversuche.
Ein paar schicke Aufnahmen des Louvre und düstere Bildkompositionen haben gegen dieses völlige Versagen der Erzählung nichts zu melden. Das Schlimme an „Belphégor“ ist das völlige Ausbleiben von Spannung und Atmosphäre. Kitschige Charaktere von der Stange geben sich hier die Klinke in die Hand. Außer der, mal wieder optisch über jeden Zweifel erhabenen, aber sichtlich wenig motivierten Sophie Marceau, vermag hier niemand schauspielerische Akzente zu setzen. Passend dazu dann das überkonstruierte, unspektakuläre Ende, bei dem man einfach mal die entsprechende Zeremonie abhält, während der Geist mit seinem „Wirt“ aus dem Militärhospital ausbricht (Ja, ne... Is’ klar..) und man alle notwendigen Informationen mal eben aus dem Regal gezogen hat.
Fazit:
Übel verhunztes Remake, das von Jean-Paul Salomé komplett in den Sand gesetzt wurde. Mit einer unglaublichen Inkonsequenz ausgestattet, bricht „Belphégor“ an Schauplätzen ab, nur um, Atmosphäre killend, wieder woanders weiterzumachen - selten so einen ungelenken Filmfluss gesehen. Aufgesetzter, unpassender Humor, Logiklöcher, schwache Dialoge, das Ausbleiben von Spannung und nur mittelmäßige Effekte setzen dem Ganzen die Krone auf. Eher etwas für die Kategorie „Welt-Premiere auf Pro 7“...