Die 50jährige Verkehrspolizistin Fan Sau – tin [ Josephine Siao ] lässt sich nur unwillig von einer Bekannten nach China einladen, um sich dort den Zukünftigen auszusuchen. Als sie schon alle Kandidaten abgelehnt hat und die Sache bereits gegessen ist, steht plötzlich mit Bak Gwai Sau [ Vincent Zhao ] der Traumman schlechthin vor ihr. Dieser ist allerdings nur halb so alt und will auch nur eine Scheinehe, um einen Reisepass nach HK zu ergattern. Er ist nämlich der einstmals berühmte Spieler „North Quick-hands“, kommt frisch aus dem Gefängnis und ist nun auf der Flucht vor seinem Konkurrenten „South Tin – lone“ [ Ken Lo ]. Fan und Quick-hands gehen einen Deal ein, von dem beide etwas haben und spielen ihrer Umgebung das Pärchen vor; wobei ihr gleichaltriger Verehrer Blackie [ Blacky Ko ] dabei ebensowenig begeistert ist wie seine süsse Schwester Kwan [ Desiree Lam ], die schnell eine Auge auf den strammen Neuankömmling wirft. Und dann taucht auch noch Tin – lone auf...
Nach Saviour of the Soul eine weitere Kollaboration der Regisseure David Lai, Jeff Lau und Corey Yuen Kwai, die auch untereinander abwechselnd kooperiert haben; so machten Lai und Yuen Saviour of the Soul 2 und Women on the Run zusammen, Lau und Yuen All for the Winner, The Top Bet und Black Rose II.
Also abgesehen vom Ersteren und vielleicht noch All for the Winner eher mässige Durchschnittsware produziert, auch Mahjong Dragon ragt vom Ruf her nicht wirklich aus der Masse heraus; Qualität und Popularität betreffend kommt einem nicht so wirklich viel um die Ohren.
Dabei ist das Werk teilweise durchaus erquicklich, weisst an anderen Stellen allerdings eine seltsame, ungriffige Regiedarbietung auf, die höchstwahrscheinlich auf das Konto des eher mittelmässig begabten David Lai sowie auf das Drehbuch von Jeff Lau geht, welcher zuweilen ein komisches Humorverständnis aufweist.
Yuen Kwai dürfte in der Arbeitsteilung vornehmlich für die Actionszenen zuständig gewesen sein und hat damit natürlich weit weniger Schwierigkeiten.
Lai und Lau bekommen anfangs den Film nicht so richtig in die Hände, besonders die ersten Minuten rauschen viel zu schnell an einem vorbei und lassen sich nicht genügend Zeit für Details und Ausarbeitung; die Einführung von Quick-hands macht seinem Namen alle Ehre.
Die Geschehnisse sind zwar durchaus klar, aber die abgetrennte Zuordnung zueinander und die wechselnden Zeitepochen plus der rasenden Untertitel lassen erstmal weniger Begeisterung zurück; was nur durch eine brachiale Kampfszene in einer Waschanlage besänftigt werden kann.
Nach fünf Minuten ist der Spuk auch schon wieder vorbei, Prolog Nummer Zwei konzentriert sich auf Fan und nimmt sich dann auch eindeutig mehr Zeit für diese; Probleme werden nicht nur angedeudet, sondern ebenso wie das soziale Leben offen und ausführlich dargelegt:
Fan ist in einem Alter, wo die biologische Uhr schon aufgehört hat zu ticken und man sich langsam, aber sicher an den Gedanken des Ruhestandes gewöhnen sollte; allzu lange hin ist es nicht mehr. Viel erreicht in ihrem bisherigen Leben hat sie nicht, eher nur Pech gehabt und dies durch eigenes Handeln noch verstärkt. Es mangelt an Erfolg im Beruf, eine Familie existiert bis auf zwei noch ältere Mitglieder nicht. Kein Mann und kein Kind vorhanden, kein Geld sondern Schulden, keine Perspektiven, die nächste Ratenzahlung an Kredithaien vor der Tür.
Der Trip nach China auf Bräutigamschau kommt wohl auch eher zur unpassenden Zeit, wenn man sich um die anderen Dinge nicht gekümmert hat, aber als Drehbuchkniff kann man ihn durchaus gelten lassen. Zumal auch hier wieder der Grund dafür nur sehr unmerklich und versteckt dargelegt wird; sowieso ist die Inszenierung weitgehend unbetont. Nicht wirklich nachlässig gehalten, aber die Geschehnisse laufen anfangs mehr oder minder nur so ab; decken hier und da nur mühsam die Logiklöcher zu und lassen zuweilen nicht wirkliche witzige Humorsprenkel hervorscheinen. Die Idee der Paper Marriage ist auch nur umsetzbar, weil es im Drehbuch steht und Fan verzweifelt genug ist, auf so ein Angebot einzugehen. Quick-hands bringt zwar sein gutes Aussehen mit, kontert dies aber mit einem aus der Situation bedingtem unmöglichen Verhalten: Er erscheint mit Perücke und Atemschutz zu Dates in der Öffentlichkeit und macht ansonsten nur gemeinsame Spaziergänge in sehr abgeschiedenen Orten, die nicht wirklich für Romantik stehen und anspruchsvollere Frauen sofort abgeschreckt hätten.
Der Altersunterschied sowie die vollkommen konträre Art des Paares ist auch so gravierend, dass sie analog zu der Arbeitsweise des Regietrios nur deswegen funktioniert, weil man sich arrangiert; wobei der eine seine eigenen Bedürfnisse zurücksteckt und der andere mit dessen Hilfe sein Ziel durchdrückt, da die alleinigen Mittel dafür nicht ausreichen:
Fan kommt gar nicht voran und erhofft sich viel Geld von Quick-hands; dieser benötigt nur den Pass, der Rest ist ihm ein leichtes.
Die Regisseure Lai und Lau brauchen die Actionszenen, weil sie sonst auf einer fluffigen Romcom mit leichtem Dramaanstrich [Kwan hat Leukämie] sitzenbleiben; Co – Regisseur Yuen braucht etwas, in das er seine Choreographie einbringen kann.
Dass der Film später trotz dieser formellen und materiellen Aufspaltung doch noch funktioniert, liegt vor allem an der Besetzung mit Vincent Zhao Wen – zhou, der eben die Voraussetzungen für sowohl den romantic lead als auch den Actionhelden mitbringt und die beiden Stücke miteinander vereint. Zhao - der einstmals als legitimer Nachfolger von Jet Li propagiert wurde und als Schützling von Tsui Hark auch einige Optionen offen hatte - ist durch seine ruhige, aber sichere Ausstrahlung in der Lage, für einen fixen Punkt im Geschehen zu sorgen und die jeweiligen unterschiedlichen Anforderungen gleichermassen erfolgreich zu meistern. Der Sympathiebonus liegt neben der Souveränität auch eindeutig auf seiner Seite, womit er die Grande Dame Josephine Siao eindeutig übertrumpft. Sowieso erschaffen die beiden Jüngeren in der Geschichte viel mehr Gespür für Emotionen und Gefühle als die so wirklich trocken und ausgehärtet erscheinenden Älteren. Während auf der einen Seite selbst Liebeserklärungen nach wenigen Minuten ehrlich und damit sogar richtig berührend wirken, ist auf der anderen nur Gezanke sowie viel Verzweiflung und Verbitterung zu spüren, was zusätzlich zu merkwürdigen Annäherungsmethoden auch beim Betrachter für eine eindeutige Abfuhr sorgt. Was soll man überhaupt von einem Typen wie Blackie halten, der seiner vermeintlich Angebetenen nachspannt, sie mit heruntergelassener Hose und „Ich werde dich jetzt vergewaltigen“ heimsucht, sie wegen Geld bedroht und später als erwachsener Mann das cry-baby macht ? Und soll das vielleicht witzig sein, oder was haben sich die Filmemacher dabei gedacht ?
Zumindest sind die Motivationen für den Martial Arts Szenen gründlicher überlegt; wenigstens hat man dort ein klares Ziel vor Augen, auch wenn der Beweggrund vielleicht etwas weiterholt sein mag. Tin – lone kann sich ja denken, dass Quick-hands wenig begeistert von dem Angebot ist, für ihn zu arbeiten und es deswegen nur Scherereien geben muss; und Ausschalten braucht man ihn ja nicht, da er keine Gefahr darstellt, sondern sich raushalten will. Aber solange es quantitativ und qualitativ ausreichend genug knallt hat man ja kaum Grund zum Beschweren. Bereits die erste Aktion in der Waschanlage legt Wert auf viel Glas- und Knochenbruch, sowieso sitzen allein hier die Akzente weitaus präziser als bei den ganzen Dialogstücken zusammen. Hier und da werden nur einzelne Schlag- und Trittbewegungen hervorgehoben aneinandergereiht, die die Szenerie zwar aufstückeln, aber trotzdem noch den Rhythmus bewahren.
Ein Zwischenfall auf einem im Bau befindlichen Hochhaus hat mit seiner construction site zwar den perfekten Schauplatz für derlei Sperenzien, aber setzt dort wegen der Höhe notgedrungen sichtlichen Drahtseinsatz ein; und hat zusätzlich noch das Problem, unbedingt Situationskomik mit der diesmal anwesenden Fan miteinbringen zu wollen. Sowieso geht die Umsetzung immer schief, wenn die Frau mit im Spiel ist; später will man sogar noch Jackie Chans Leiterkampf aus First Strike mit ihr zitieren, was schon sehr furchtbar aussieht.
Zum Glück wird der eigentlich Showdown den Könnern überlassen; der ansprechend gefilmte Zweikampf Ken Lo – Vincent Zhao rundet den Film zumindest perfekt ab.
Als Endergebnis hat man ein mixed bag. Ein Depot aus einigen guten und einigen schlechten Dingen, die sich zwar einzeln sortieren lassen, aber letztlich zusammengehören; ob man will oder nicht. Eine Liebesgeschichte funktioniert trotz/oder wegen Seifenblasen und beschriebenen Papierflugzeugen hervorragend, die andere nicht mal ansatzweise. Die Action ist öfters schön knackig, und teilweise übersieht man sie lieber. Den Humor kann man bis auf sehr kleine Ausnahmen am Besten streichen. Letztendlich steht und fällt der Film mit Zhao, der aber zu selten alleine im Bild ist und manchmal auch gar nicht.