Auch nach diesem Film wird es für Thomas Jane und Russel Mulcahy keinen anderen Weg geben als den in den letzten Jahren eingeschlagenen. Es fehlt beiden ein richtiger Erfolg um überhaupt ganz oben mitzuspielen (Jane) oder wieder ganz oben mitzumischen zu können (Mulcahy). Dabei haben beide die besten Vorrausetzungen und erfreuen den Genrefan seit Jahren mit einer guten Inszenierung, oder coolen Figuren. Vor allem für Jane tut es mir leid, da er einfach eine gute Type ist, die man heute im Actionkino nur noch selten serviert bekommt. Aber er scheint so sehr Genrefan zu sein, das er lieber in kleineren und außergewöhnlichen Titeln mitspielt. Oder Jason Statham bekommt einfach alle die Rollen, die auch er spielen könnte.
Leider ist auch nach dem schauen von „Give ´em Hell Malone“ klar das hier, wenn überhaupt, nur eine minimale Kinoauswertung drin gewesen wäre. Dabei ist das ganze wahrlich nicht übel. Der Zuschauer wird direkt in die Handlung geworfen und bekommt zum Start gleich die besten 8 Minuten des ganzen Filmes geboten. Malone soll nämlich einen Koffer besorgen und bekommt dabei reichlich Probleme mit denen, die das verhindern wollen. Actionreich, einfallsreich und verdammt Hart startet diese Mischung aus einem Film Noir Streifen, gemixt mit Comicähnlichen Figuren die auch aus Frank Millers „Sin City“ hätten stammen können. Wie so oft kann aber auch dieser Streifen den Furiosen Startschuss nicht mehr überbieten. Vor allem der Actionanteil reduziert sich danach deutlich und beschränkt sich nur noch auf wenige Ballereien, Verfolgungsjagden und Schlägereien. Trotz eines permanent flotten Tempos war ich etwas ernüchtert das es keinen weiteren Augenblick, wie diese stimmigen Startminuten gibt. Dafür werden typische Film Noir Momente (die Lady in Red als Auftraggeberin, der Hard Boiled Detektiv, der verworrene Fall) mit vielen schrägen Figuren gemischt. Das funktioniert teilweise ziemlich gut (French Stewart als Frankie the Crooner, Ving Rhames als ehemaliger aggressiver Partner, Eileen Ryan als Malones Mutter), manchmal eher nicht (Doug Hutchinson wiederholt seine Durchgeknallte Rolle aus „Punisher:War Zone“ und nervt mit Overacting und schmalspurigen Monologen über Feuer) und manchmal wirkt es einfach nur geklaut (die kleine Schwester von Donnie Yen, Chris, als Asiatische Killerin). Trotz allem machen solche Figuren den kleinen Unterschied zu ähnlicher Actionware aus. Es wirkt hier zwar nicht neu, aber immer noch einfallsreicher als 70% der Massenware.
Die Story ist da auch eher zweitrangig, nicht vor Logiklöchern gefeit, etwas spannungsarm, aber verzwickt (dem Film Noir Vorbild entsprechend) erzählt. Die Suche verschiedener Parteien nach einem Koffer mit dem Inhalt „der Bedeutung der Liebe“ verläuft nach den Genreüblichen Versatzstücken und der Hintergrund wird erst im Finale wirklich geklärt.
Es wird mehr Wert auf lässige Dialoge, Ideen und andersartige Figuren gelegt. Durch die durchweg guten und bekannten Darsteller (neben den schon genannten sieht man u.a. Leland Orser und Gregory Harrison), funktioniert das ganze auch. Herausstechend tut trotz allem Thomas Jane, der zwar nicht die beste Leistung bietet, aber genau so cool herüberkommt wie es sein sollte. Immer ein Spruch auf dem Lippen, hartgesotten, meist angeschossen oder sonst wie verletzt und trotzdem meist Herr der Lage. So erinnert Malone stark an Figuren wie Mike Hammer und solche Knallharten Typen bekommen wir inzwischen nur noch sehr selten zu sehen. Dazu trägt auch der Hintergrund der Figur bei: Denn es heißt, das seit seine Familie umgebracht wurde, Malone seitdem seinen Gegnern das Herz rausreißt und direkt verspeist. Dieser Punkt wird immer wieder nett variiert und präsentiert. Leider ist sein Gegenpart, die durchaus attraktive Elsa Pataky als Auftraggeberin, der größte Schwachpunkt. Zwar kann sie wesentlich besser Englisch als bisher, aber ihre Dialoge wirken angestrengt und dadurch auch ihr Schauspiel. Als Femme Fatale hätte ich hier gerne eine andere Schauspielerin gesehen.
Wie immer kann man sich technisch überhaupt nicht beschweren, wenn Russel Mulcahy auf dem Regiestuhl sitzt. Das Budget war sicherlich nicht sehr hoch, doch wie immer sieht der Film gut aus und macht aus seinen (teils einfachen) Locations das Beste. Leider fehlten mir mehr optische Leckerbissen, da sie hier nur vereinzelt vorkommen (wie am Anfang wo eine Kameraeinstellung unter dem Fußboden genutzt wird).
So bleibt am Ende ein technisch versierter Film, mit etwas angestrengter und aus vielen Versatzstücken zusammengesetzter Geschichte. Immerhin gibt es viele coole Momente, schräge Figuren (die nicht immer Geschmackssache sind), ein gutes Tempo, einen sehr Rauen Ton mit viel Gewalt und lockeren One Linern. Leider setzt der Streifen seinen Höhepunkt gleich zu Beginn, so dass der Rest etwas abfällt aber schon wegen Mulcahys gelungener Inszenierung und dem charismatischen Thomas Jane einiges über den üblichen Durchschnitt der Straight to DVD Produkte liegt. Sollte für Fans des Genres schon ein Pflichttitel sein, auch wenn die direkte Ankündigung einer Fortsetzung vielleicht etwas hoch gegriffen ist. Obwohl ich nicht bestreiten kann, gerne ein weiteres Abenteuer mit Malone erleben zu wollen.