Review

Sam Raimi kehrt zu seinen Wurzeln zurück und präsentiert nach den teilweise recht durchwachsenen Spiderman-Filmen eine Horrorfarce, die man zumindest ein Mal sehen sollte.

Was haben die Fans nicht gebangt, als bekannt wurde, dass Raimis neuester Horrorflick für ein PG-13-Rating konzipiert wurde? Als Verräter seiner Ursprünge, zu denen er im eigentlichen Sinne zurückkehren wollte, wurde er er gebranntmarkt. Dies sollte sich aber als völlig haltlos herausstellen, weil er seiner eigenen Handschrift so nahe ist, wie schon lange nicht mehr. Mit Splatter hat das fast nichts zu tun. Vielmehr ist Raimis Kameraeinsatz, seine fast schon slapstickartige Inszenierung von Horror und Splatterszenen sowie sein Gespür Grusel und Humor zu verbinden sein eigentlicher Stil. Und von all diesen Eigenschaften findet sich in "Drag me to hell" doch überraschend viel wieder, auch wenn mir das erst nach dem zweiten Sichten aufgefallen ist. Die Geschichte, die dabei im Vordergrund steht, ist dabei so simpel wie effektiv und man verspürt nie das Gefühl, dass da nichts aus einem Guss kommen würde oder das gar Langeweile aufkommt. Dafür holt Herr Raimi zu viel aus der Idee raus und zitiert fleissig die Tanz der Teufel Filme, so dass es für den Fan eine wahre Freude ist.  Makellos ist dieser Höllenritt bei Weitem nicht, weil es sowohl an den recht unsympathischen Darstellern krankt, (Mitleid für die Hauptfigur? Nicht wirklich) sowie teilweise recht unnötige CGI-Effekte serviert werden. Im Ernst: Fliegende Stofftücher können einfach nicht so schwer umzusetzen sein, dass man sofort zum 3D-Rendering-Tool greifen muss. Sowas hat man vor 70 Jahren auch hinbekommen. Auf der andereren Seite haben wir das von mir verhasste CGI-Blut, was allerdings diesmal nicht sonderlich sauer aufstößt und in der Unrated-Fassung sogar recht sinnig erscheint. Da spritzen schon mal Gallonenweise Liter Blut aus einer Nase. Das ist dann so lachhaft-witzig überspitzt dargestellt, dass ein Computereffekt in meinen Augen seine Sache tut, weil es eben fernab jeder Realität stattfindet. Zum Glück halten sich die Kritikpunkte mit einer objektiveren Wahrnehmung in Grenzen und man wird durch allerlei verrückte Ideen und durch einen sagenhaft-passenden Soundtrack mehr als entschädigt. Zu guter letzt darf natürlich die Performance der Zigeunerin nicht unter den Tisch gekehrt werden, wer die Hexe in Army of Darkness mochte, wird Frau Ganush lieben. Beachtlich, was eine Frau wie Lorna Raver in ihrem Alter noch zu leisten vermag. Erschreckend-gute Darstellung mit dem nötigen Augenzwinkern serviert und die Spielfreude ist ihr wahrlich anzusehen.


Vollends geglückt ist Raimis Unterfangen nicht, aber eine gute Fingerübung ist es definitiv geworden. Man merkt, dass er Jahre nicht mehr in der Materie war, aus den Händen geglitten, ist ihm das Genre aber nie. Auf diesem Level sollte es weitergehen. Denn gerade wenn alles ruhig scheint, brechen eine grollende Soundkulisse und schicke Gruseleffekte über den Zuschauer ein. Die Figur der Zigeunerin ist hervorragend, der Score spitzenklasse und der Humor dank einiger Over-the-Top-Ekeleffekte so morbide wie bei Evil Dead. An die Härte früherer Werke kommt es dank PG-13 natürlich nicht ran, muss es aber nicht, da Raimi viele Qualitäten zu bieten hat. Wäre die Hauptdarstellerin nicht so unglaubwürdig-gelassen in ihrer Rolle, würde Justin Long nicht seine "Die Hard 4"-Rolle aufwärmen und die nur minimal erweitern und hätte man auf ein Paar teilweise unnötige CGI-Effekte verzichtet, ja dann würde es die Punktzahl sicherlich weit nach oben bringen. So reicht es erstmal für eine bemerkenswerte Konfrontation eines Regisseurs mit seiner selbst, der Back to the Roots wollte. Dies hat er hinbekommen - irgendwie. Der Weg ist geebnet, so sollte es weitergehen - falls möglich dann natürlich mit Teil Vier einer legendären Horrorfilmreihe. ;)

6/10 für die Kinofassung
6,5/10 für die Unratedfassung (durch noch absurdere Bluteffekte)

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